Im Blickpunkt: Die Weltreiterspiele 2010

Interview mit der Vorsitzenden des Kreisreiterbundes Nordvorpommern, Birca Roos

Reitsport und Mecklenburg-Vorpommern – das hat Tradition, das ist eine Erfolgssymbiose. Bereits die erste Goldmedaille bei Olympischen Spielen für die Region des heutigen Mecklenburg-Vorpommern gewann am 11. August 1928 in Amsterdam der Dressur-Reiter Carl Friedrich Freiherr von Langen, der aus dem vorpommerschen Ort Parow (bei Stralsund/Provinz Pommern) stammte. Er war dabei sowohl im Einzel als auch im Team erfolgreich.

Ein weiterer hervorragender Reitsportler, speziell im Dressurreiten, der aus unserem Bundesland stammt, ist Horst Köhler, der 1938 in Röbel geboren wurde. Er nahm mit bemerkenswertem Erfolg an den Olympischen Spielen 1968 in Mexico-City und 1972 in München teil. Mit der DDR-Dressur-Mannschaft konnte er einen vierten (1968) und einen fünften (1972) Rang belegen. Im Einzel erreichte er mit Platz fünf 1968 seine bestes Ergebnis. Außerdem gehörte Horst Köhler zur bronzenen DDR-Equipe mit Wolfgang Müller und Gerhard Brockmüller, die 1970 hinter der Sowjetunion und der Bundesrepublik Bronze gewann.

Während Carl Friedrich Freiherr von Langen und Horst Köhler für die reitsportlichen Erfolge Mecklenburgs und Vorpommerns in der Vergangenheit stehen, sind beispielsweise die Springreiter Holger Wulschner, Andre Thieme, Heiko Schmidt, Thomas Kleis oder Matthias Granzow, nur fünf Beispiele von vielen, die Erfolgsprotagonisten der Gegenwart.

Aber um die künftige Entwicklung muß den Reitsport-Fans hierzulande nicht bange sein, unter anderem die junge Dressur-Reiterin Anne Blank aus Rostock oder die Handicap-Reiterin Annemarie Ondrusch, die die Paralympics 2012 in London im Blick hat, sollten die pferdesportliche Tradition „Made in MV“ weiter „schreiben“.

Impressionen von den Weltreiterspielen 2006 in AachenIn wenigen Tagen, vom 25. September bis zum 10. Oktober, stehen die Weltreiterspiele in Lexington/Kentucky im Interesse der Reitsport-Freunde. Seit mittlerweile 20 Jahren gibt es diese weltmeisterliche Pferdesport-Veranstaltung an einem Austragungsort, bei der anfangs das Springreiten, die Dressur, das Voltigieren, das Distanz-Reiten, das Fahren und das Vielseitigkeitsreiten auf dem Programm standen. Im Jahr 2002 kam das Reining hinzu. Und im diesem Jahr wird es außerdem Entscheidungen im Handicap-Dressurreiten geben.

Doch wie geht es im Reitsport a la Mecklenburg-Vorpommern weiter?

Nachgefragt bei der Vorsitzenden des Kreisreiterbundes Nordvorpommern, Frau Birca Roos

„Was in Mecklenburg-Vorpommern in 20 Jahren erreicht wurde, ist beachtlich …“

Frage: Der Reitsport steht aus Anlass der Weltreiterspiele 2010 wieder im Fokus des öffentlichen Interesses. Die Elite trifft sich in Kentucky um die Weltmeisterinnen und Weltmeister in den verschiedenen Disziplinen zu ermitteln. Wie beurteilen Sie die Chancen des deutschen Teams?

Birca Roos: Der deutsche Pferdesport ist in allen Disziplinen Weltspitze. Wenn das viel beschworene  Quäntchen Glück dabei ist, sollten in allen Mannschaftswertungen Medaillen möglich sein. Und die eine oder andere Einzelmedaille wird ganz sicher auch errungen – vielleicht auch von Sportlern, die vorher niemand auf der Rechnung hatte.

Frage: Um weltmeisterliche Ehren zu erringen, ist eine gute Nachwuchsarbeit erforderlich. Mit der jungen Dressur-Reiterin Anne Blank (Rostock) und der jungen Handicap-Reiterin Annemarie Ondrusch (Schwarz/Müritzkreis), um nur zwei Einzelbeispiele zu nennen, gibt es diesbezüglich hoffnungsvolle Talente. Wie beurteilen Sie die Nachwuchsarbeit im Reitsport in MV? Welche jungen Reiterinnen und Reiter haben hierzulande besonders viel Potenzial?

Birca Roos: Ganz aktuell gehört zu den hoffnungsvollsten Nachwuchstalenten Flora Reemtsma, die mit ihrem „Mecklenburger Pony“ Pamira LK Silber  in der Mannschaftswertung bei der Pony-EM der Vielseitigkeitsreiter  in Großbritannien gewann. Und das mit gerade erst 13 Jahren.

Frage: Welche regionalen und nationalen Höhepunkte wird es in den nächsten Wochen noch für Reiterinnen und Reiter aus Mecklenburg und Vorpommern geben?

Birca Roos: Die regionalen und Deutschen Meisterschaften liegen bereits hinter uns. Ende August erwartete das einzige Ponyturnier in Mecklenburg/Vorpommern in Oldenhagen Nachwuchsreiter aus dem ganzen Land. Zum Ostsee-Junior-Championat am 11. und 12. September werden in Passin die besten Nachwuchsreiter aus den neuen Bundesländern und aus Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein sowie den Ostsee-Anrainer-Staaten erwartet.

Frage: Wie bewerten Sie generell die reitsportliche Entwicklung in unserem Bundesland seit 1990?

Birca Roos: Was in Mecklenburg-Vorpommern in 20 Jahren erreicht wurde, ist beachtlich. Deutschland gehört in Zucht und Sport zur Weltspitze. Wenn wir die deutsche Spitze erreichen wollen, müssen wir Weltspitze sein. Das ist nicht immer ganz einfach.

Frage: Was waren für Sie die reitsportliche Highlights aus MV-Sicht in den letzten 20 Jahren?

Impressionen von den Weltreiterspielen 2006 in AachenBirca Roos: Von denen gab es viele. Der Sieg von Holger Wulschner beim Hamburger Derby im Jahr 2000 gehört sicher dazu. Die Übermacht der Mecklenburger beim Derby ist Indiz für den Anschluss an die Spitze. Europameister der ländlichen Vielseitigkeitsreiter in der Mannschaft für Andreas Brandt, Bronzemedaille in der Mannschaft bei der WM der Zweispännerfahrer für  Hans-Georg Schröder. Aber auch Medaillen bei der Weltmeisterschaft der jungen Pferde und Medaillen für junge Pferde und Ponys beim Bundeschampionat in Warendorf.

Dann weiterhin maximale Erfolge auf dem Rücken der Pferde!

Text und Fotos Marko Michels