Im Blickpunkt: Die Ruder-WM 2009 in Poznan

Mit Zweier-Ruderin Marlene Sinnig im Gespräch

PoznanIm August geht es „Ruderschlag auf Ruderschlag“. Erst die WM im Badminton in Indien bzw. die WM im Modernen Fünfkampf in London, dann folgen die Leichtathletik-WM in Berlin, die Hockey-EM der Damen und Herren in Amsterdam, die Kanurennsport-WM in Dartmouth, die Ruder-WM in Poznan und die WM im Amateur-Boxsport in Mailand.

Vom 23.August bis 30.August finden die Ruder-Weltmeisterschaften in Poznan statt und 10 Ruderinnen und Ruderer aus Mecklenburg-Vorpommern sind im Team::

– im Frauen-Vierer: Nadja Drygalla (Olympischer Ruder-Club Rostock von 1956) / Franziska Kegebein (Ribnitzer SV)

– im Frauen-Achter: Ulrike Sennewald (Olympischer Ruder-Club Rostock von 1956)

– im Frauen-Leichtgewichts-Doppelzweier: Marie-Louise Dräger (Olympischer Ruder-Club Rostock von 1956)

– im Männer-Doppelzweier: Stephan Krüger (Olympischer Ruder-Club Rostock von 1956)

– Männer-Zweier ohne: Felix Drahotta (Rostocker Ruder-Club von 1885)

– Handicap-Mixed-Vierer: Marcus Klemp /Ribnitzer SV).

Außerdem wurden u.a. folgende Ruderinnen und Ruderer mit Mecklenburger Wurzeln für die WM 2009 nominiert:

– im Frauen-Zweier: Marlene Sinnig (früher Rostock/jetzt Crefelder Ruder-Club)

– Männer-Zweier mit: Philipp Naruhn (gebürtiger Schweriner/jetzt Böllberg/Nelson).

Julia Lepke (Rostocker Ruder-Club von 1885) ist Ersatzfrau für den Frauen-Dopelvierer.

Der gebürtige Schweriner Robert Sens fungiert als Trainer des Leichtgewichts-Männer-Achters.

Interview mit Ruderin Marlene Sinnig

„Hoffe auf eine gute WM …“

> Frage: Vom 23. bis 30.August finden die diesjährigen Ruder-WM in Poznan statt, ein Jahr nach der aus deutscher Sicht so suboptimalen olympischen Regatta. Für Sie ging der olympische Traum auch nicht in Erfüllung. War es schwer aus diesem „Tief“ wieder nach oben zu kommen ?

MS– Marlene Sinnig: Ich hatte in der letzten Saison schon früh gespürt, dass es mit Olympia wohl nicht klappen würde. Ich bin jedoch froh – und das hat nichts mit Schadenfreude zu tun, im Gegenteil, dazu bin ich zu sehr Ruderin mit Herz – dass ich nicht zum damaligen Team gehörte, denn sowohl Resultate und Atmosphäre stimmten vor Jahresfrist überhaupt nicht.

Es ist nur bitter, wenn man vier Jahre umsonst auf ein großes Ziel hinarbeitet, sich auch gut fühlt, Leistungen bringt und dennoch keine Berücksichtigung findet. Damals sagte ich mir aber, das war es noch lange nicht. Ich greife wieder an. Diese Motivation gab mir neue Kraft und neuen Mut.

> Frage: Die deutschen Ruderinnen und Ruderer scheinen wieder die Erfolgswelle gefunden zu haben, schaut man sich die jüngsten Weltcup-Resultate an. Auch Sie sind im Zweier mit Kerstin Hartmann (Ulm) ein Dream-Team. Wie beurteilen Sie Ihre Chancen für die Welt-Titelkämpfe ?

– Marlene Sinnig: Wir rechnen uns schon gute Chancen aus, wissen aber auch, dass die Konkurrenz ungemein stark sein wird. Die Neuseeländerinnen, die Australierinnen und die Engländerinnen werden wohl unsere schärfsten Gegnerinnen werden. Aber es sind WM, da „drehen“ alle Länder noch einmal „auf“. Unser Ziel ist das Finale und dann schauen wir mal. In dieser Saison haben wir uns auch von Rennen zu Rennen gesteigert – und vielleicht gelingt es uns ja, die Konkurrenz mit einer speziellen Taktik zu überraschen.

> Frage: Sie wurden in Rostock geboren, waren jahrelang Ruderin in Rostock und starten nun für den Crefelder Ruder-Club. Wollten Sie nach dem unglücklichen Olympia-Jahr 2008 einen „radikalen Tapetenwechsel“ ? Wie sind die Bedingungen beim CRC ?

– Marlene Sinnig: Es war vielleicht so etwas wie eine Trotz-Reaktion. Ich war 2008 schon ziemlich enttäuscht, brauchte eine neue Herausforderung, eine neue Umgebung. Ich trainiere ja vorwiegend in Dortmund, mag aber das Crefelder Vereinsleben, das ist ganz einfach bombastisch. Die Vertreter des Vereines rufen öfter einmal an, fragen, wie es geht, wie sie helfen können und geben einem das Gefühl, wirklich gebraucht zu werden.

Man ist nicht eine oder einer von vielen, sondern wird individuell gefördert. Das kannte ich so in Rostock nicht. Wahrscheinlich lag es daran, dass es dort so viele gute Ruderinnen und Ruderer gibt …
Ich fühle mich im Crefelder Ruder-Club gut aufgehoben, werde die guten Erinnerungen an Rostock aber nicht vergessen.

> Frage: 2009 ist nicht nur ein Jahr nach Peking, sondern drei Jahre vor London. Ist London Ihr großes Ziel, dem Sie alles unterordnen ? Wie sieht Ihr Leben neben dem Ruder-Boot gegenwärtig aus ?

– Marlene Sinnig: Eigentlich wollte ich mich nach dem unglücklichen Olympia-Jahr 2008 ganz meiner Ausbildung zur Medizinisch-Technischen Assistentin widmen. Aber in dieser Saison läuft es so ungemein gut mit dem Rudern, dass ich meine Meinung durchaus ändern könnte. Natürlich ist London 2012 das große Ziel – Olympia erleben zu dürfen, wäre das Größte. Aber ich muß auch an die Zeit nach meiner sportlichen Karriere denken. Ich werde also versuchen, Ausbildung und Sport möglichst „unter einen Hut“ zu bringen.

> Frage: Wie sieht Ihre „heiße Vorbereitungsphase“ auf Poznan eigentlich aus ? Hatten Sie noch Zeit für die „Hanse Sail“ in der Heimat ? Und: Wird noch einmal richtig „geklotzt“ ?

– Marlene Sinnig: Ich war tatsächlich am Donnerstag (6.August 2009) in Rostock, als die Hanse Sail noch nicht offiziell eröffnet war. Sie ist natürlich eine schöne Abwechslung im Stadtleben, lockt viele Gäste an, obwohl ich Menschenaufläufe in derartigen Dimensionen nicht so mag. Ansonsten besuche ich Rostock natürlich auch, um das Strandleben zu genießen und ohne Sprung ins „kühle Nass“ verlasse ich die Hansestadt auch nicht wieder.

Ansonsten war ich gerade drei Wochen im Trainingslager in Weißensee und bin gegenwärtig zur unmittelbaren Vorbereitung in Ratzeburg. Es wird noch an der Rennspezifik und den Rennprofilen gefeilt, bevor es nach Poznan geht.

Dann maximale Erfolge und bestmögliche Resultate bei den WM !

Marlene Sinnig-Steckbrief

Jahrgang: 1984 – Geburtsort/Wohnort: Rostock – Verein: Crefelder Ruder-Club – Größe/Gewicht: 1,76 m/70 kg – Beruf: Sportsoldatin – internationale Erfolge: seit 2002

M.Michels

F.: Archiv-Foto: Marlene Sinnig (Aufnahme: Detlef Nuelken, Olympiastützpunkt Rostock)