Im Blickpunkt: Der olympische Kanu-Rennsport 2012

Nachgefragt bei Weltmeister Paul Mittelstedt (SC Neubrandenburg)


Endlich hat MV, auch der SC Neubrandenburg, die erhoffte Olympia-Medaille 2012. Bronze gab es durch Martin Hollstein, zusammen mit Andreas Ihle, im Kajak-Zweier über 1000 Meter.

Es ist damit die 24.Medaille für eine Kanutin oder einen Kanuten „mit MV-Background“ bei Olympischen Spielen.

Der gebürtige Schwereiner Peter Kretschmer (KC Potsdam) könnte im Zweier-Canadier noch folgen.

Paul Mittelstedt (SC Neubrandenburg), Weltmeister 2011 im Vierer-Kajak über 1000 Meter, verpasste leider – aufgrund der Folgen eines Verkehrsunfalles 2011 – die olympische Qualifikation 2012, gehört aber dennoch weiterhin zu den Leistungsträgern im olympischen Hochleistungssport in ganz M-V.

Aber: Wie verfolgt Paul Mittelstedt das olympische Kanu-Geschehen in London?!

Nachgefragt bein Paul Mittelstedt, Jahrgang 1988

„Martin ist sehr nervenstark …“

Frage: Herr Mittelstedt, Martin Hollstein hat nun endlich die ersehnte olympische Medaille 2012 für das Sportland MV erkämpft. Was zeichnet aus Ihrer Sicht Martin aus? Wie und wo haben Sie das Rennen verfolgt?

Paul Mittelstedt: Martin ist ein sehr nervenstarker und fokussierter Sportler. Schon seit Beginn der neuen Saison, also seit dem Herbst im letzten Jahr, war zu spüren, dass das kommende Jahr ein olympisches wird. Die Konzentration auf das Training war sehr hoch und die Qualität wurde neben der Intensität ein weiteres Stück angehoben. Als einer seiner Trainingspartner merkte ich es bei ihm sehr stark. Martin wusste ab dem Beginn der Vorbereitungen, was er will.

Ich selbst habe sein Rennen mit den Schülern des Sportgymnasiums Neubrandenburg und vielen Freunden direkt im Atrium des Sportgymnasiums verfolgt. Natürlich habe ich sehr mitgefiebert und bis zum Schluss auch als Zuschauer die Anspannung gehalten, gehofft und die Daumen gedrückt.

Ansonsten habe ich das olympische Kanu-Geschehen so gut es nur ging verfolgt. Ab und zu haben wir den Trainingsplan umgestellt und die Trainingszeiten geändert, um uns die Wettkämpfe ansehen zu können. Natürlich sind dabei nicht nur die Endläufe spannend, sondern genauso die Qualifikations-Rennen.

Frage: Wie bewerten Sie die bisherigen Resultate der olympischen Kanu-Regatta 2012?

Paul Mittelstedt: Das ist für mich schwer einzuschätzen, da ich selbst dieses Jahr nicht mit den Athleten der Nationalmannschaft unterwegs sein konnte. Allerdings denke ich, dass sich jeder Sportler das höchste Ziel selbst steckt und mit hohen Erwartungen in die Wettkämpfe geht.

Als Außenstehender meine ich ferner, dass wir in der Gesamtheit sehr zufrieden sein können. Die Qualifikationen für die Finale haben weitestgehend geklappt und olympisches Edelmetall zu fischen, ist eine Auszeichnung für sich. Da jedes Boot, welches am heutigen Tag (8.August 2012) im Finale war, eine Medaille erkämpft hat, kann man von einer guten Bilanz sprechen.

Frage: Sie verpassten ja leider die olympische Qualifikation … Können Sie da ohne Wehmut die Kanu-Wettkämpfe in Eton verfolgen? Ist die Enttäuschung bei Ihnen noch groß? Und: Ihr ganz großes Ziel ist doch bestimmt Rio 2016 – oder?

Paul Mittelstedt: Ich freue mich für die anderen Kanusportler, die in London starten können und dürfen sowie erfolgreich sind. Natürlich ist es immer schade, nicht selbst dabei sein zu können, um seine Leistung mit der Konkurrenz zu messen.

Enttäuscht bin ich nicht. Ich hatte einen großen Rückstand, habe alles daran gesetzt, diesen wieder aufzuholen und habe mit meinem Trainer bzw. meiner Trainingsgruppe hart für die Qualifikationen gearbeitet und dort gezeigt, was ich konnte. Am Ende hat es zwar nicht gereicht, aber so ist der Sport und dafür gibt es Qualifikationsnormen.

Auf alle Fälle ist Rio 2016 das lange Ziel. Kurzfristig gilt es natürlich, schnellstmöglich wieder in die Nationalmannschaft zu kommen und schon nächstes Jahr in Rio bei der WM wieder mit dabei zu sein.

Frage: Was sind aber die nächsten sportlichen Herausforderungen, die Sie anstreben?

Paul Mittelstedt: Meine letzter Höhepunkt wird jetzt die Deutsche Meisterschaft im August sein, bei der es für mich darum geht, zu zeigen, dass ich wieder den Anschluss gefunden habe.

Danach geht es für mich weiter wie für alle anderen. Die Saison-Vorbereitung über den Winter und im nächsten Frühjahr die Qualifikationen in Duisburg für die Nationalmannschaft …

Dann alles erdenklich Gute dafür und beste Wünsche!

Marko Michels