Uwe Meinke, der Präsident des Radsportverbandes M-V, über die Zukunft des Radsportes, ein mögliches Bundesnachwuchszentrum Sprint in Schwerin und eigene radsportliche Ambitionen
Frage: Schwerin hat große Traditionen u.a. in den Sportarten Boxen, Volleyball, Segeln und in der Leichtathletik. Doch mittlerweile haben die Bahnradsportler diese „alten Sparten“ überholt – nicht nur, aber auch dank der Erfolge von Stefan Nimke. Nun soll die Landeshauptstadt M-V einer von insgesamt vier Bundesstützpunkten Nachwuchs im Radsport (Bahn) werden.
Eine für Sie überraschende oder doch folgerichtige Entscheidung ?
Uwe Meinke: Die Ergebnisse von Peking haben gezeigt, dass es im Bahnradsport neue Wege einzuschlagen gilt, um den eigenen hohen Erwartungen zu entsprechen.
Der BDR hat Schlussfolgerungen gezogen und plant die Anerkennung des Landesleistungszentrums Schwerin als Bundesnachwuchszentrum Sprint.
Eine folgerichtige Entscheidung, basierend auf den seit vielen Jahren erreichten Spitzenergebnissen im Kurzzeitbereich Bahn (Sprint / Teamsprint). Unter den Titelträgern im Nachwuchsbereich geben die Schweriner Talente seit vielen Jahren den Ton an.
Von den fünf Sprintern, welche in das Olympia-Team 2012 des „Bundes Deutscher Radfahrer“ berufen wurden, kommen mit Stefan Nimke und Marc Schröder gleich zwei Sportler aus Schwerin.
Frage: Die positive Entwicklung des Bahnradsportes nach der Wende in M-V ist untrennbar mit den Namen des Trainers Ronald Grimm und des Olympiasiegers 2004 Stefan Nimke verbunden.
Was zeichnet die Beiden aus ?
Uwe Meinke: Ich habe die Entwicklung unseres „Traumpaares“ über viele Jahre sehr eng verfolgen können. Der Erfolg ist Ihnen nicht in den Schoß gelegt worden.
Es gab immer wieder Zweifler, die die Erfolge ausschließlich am Jahrhundert-Talent Nimke festgemacht haben und die beharrliche und auf höchstem fachlichen Niveau umgesetzte Trainerarbeit unterschätzt haben.
Es ist Ronald Grimms Verdienst, unter vergleichbar schlechten Bedingungen über Jahre, Weltspitzenleistungen zu produzieren. Ohne Stefans sportlichen Ehrgeiz, seine Beharrlichkeit, Ausdauer und Bodenständigkeit wäre diese einzigartige Bilanz nicht möglich. Beide sind aneinander und miteinander gewachsen.
Frage: Sie selbst sind Radsport-Enthusiast, ihre Tochter kann zahlreiche Erfolge vorweisen.
Der Radsport kam zuletzt und immer noch – wegen der unendlichen Doping-Debatten – erneut ins Gerede. Einige Politiker forderten bereits eine weit reichende Kürzung der Förderung.
Wie beurteilen Sie aus Ihrer Sicht die Zukunft des Radsportes ?
Uwe Meinke: Wenn ich über die Zukunft des Radsportes nachdenke, denke ich in erster Linie
an die zahlreichen Sportlerinnen und Sportler, Trainer, Übungsleiter und ehrenamtlichen Funktionäre, die sich den Spass an ihrem tollen Sport durch einige Unverbesserliche nicht zerstören lassen wollen.
Im deutschen Profiradsport hat es in den letzten zwei Jahren zwei Dopingvergehen gegeben( Sinkewitz, Schumacher ). Nicht mehr aber auch nicht weniger.
Den Radsport daraufhin insgesamt unter Generalverdacht zu stellen, mit Fördermittelkürzung etc. zu belegen, Fernsehübertragungen einzustellen empfinde ich als völlig überzogen und den falsche Weg.
Das habe ich dem Sportausschuss des Bundestages wissen lassen (Nachzulesen auf www.radsport-mv.de !).
Ich würde mich freuen, wenn Presse, Rundfunk und Fernsehen gleichermaßen über die zahlreichen Aktivitäten der Dopingbekämpfung im BDR berichten würden.
Die Entlarvung Stefan Schumachers ist ein Ergebnis der verbesserten Methoden in der Dopingbekämpfung.
Radsport beschränkt sich in der öffentlichen Wahrnehmung, dank der sehr einseitigen Medien-Berichterstattung überwiegend, wenn nicht sogar ausschließlich, auf den bisherigen Quotenbringer Straßenrennsport.
Radsport ist aber viel mehr.
Radsport sind die abertausende Radtouren- und Marathonfahrer, Radsport ist die seit Jahren wachsende Jedermann-Bewegung, Radsport sind der international unglaublich erfolgreiche Radball und das
Kunstradfahren. Und – Radsport sind die Trendsportarten Mountainbike, BMX und Trial.
Um die Zukunft des Radsport ist mir nicht bange.
Für den Profirennsport möchte ich, wenn es so weiter geht, nicht meine Hand ins Feuer legen.
Frage: Sie sind Präsident des Radsportverbandes M-V. Sind Sie selbst noch auf dem Rad dabei – oder bevorzugen Sie letztendlich doch das Auto als Fortbewegungsmittel ?
Uwe Meinke: Ich bin als Quereinsteiger über meine Kinder zum Radsport gekommen.
Inzwischen hat sich das Radfahren bei mir zu einer positiven “ Droge “ entwickelt. Es gibt für mich keine schönere Freizeitgestaltung als mit Gleichgesinnten auf dem Rennrad zu sitzen und den „Alltag zu vergessen“.
Ich bin in diesem Jahr erstmals über 10.000 km Rennrad gefahren, habe dabei die eine oder andere RTF bestritten.
Vielen Dank für die Antworten und „immer einen guten und möglichst bequemen Sattel“ auf dem Rad !
Die Fragen stellte: M.Michels.
F.: 1 und 2: Stefan Nimke, Olympiasieger 2004 im Teamsprint und fleißiger Medaillen-Sammler bei internationalen Großereignissen seit Jahren ! (mm) / 3: Radrennen während der Triathlon-WM 2007 in Hamburg. (mm)