Rektor Prof.Dr. Norbert Grünwald über die Perspektiven der Hochschule
Die Hochschule Wismar – im letzten Jahr 100 geworden – macht gerade, wie eigentlich zu jeder Zeit, positive Schlagzeilen.
Nach drei erfolgreichen Jahren Praxisprojekten im Master-Studiengang Architectural Lighting Design wurde am 9.Juli 2009 ein Zehn-Jahresvertrag der Hochschule mit der Stadt Neuruppin unterzeichnet.
Vom 9.Juli bis 11.Juli findet zudem die Jahresausstellung DIS`09 der Fakultät Gestaltung der Hochschule Wismar statt, aus deren Anlass auch der diesjährige DIA-Preis in den Kategorien Abschluss- und Projektarbeiten an die Wismarer Studenten verliehen wird.
Aber die Hochschule Wismar konnte in jüngster Vergangenheit in vielfältiger Hinsicht für viel positive Aufmerksamkeit sorgen.
Prof.Dr.Norbert Grünwald, Rektor der Hochschule Wismar, über die Bedeutung, Erfolge und Qualität seiner Einrichtung …
> Frage: Chapeau, Prof. Grünwald. Die Hochschule Wismar hatte insbesondere in letzter Zeit eine gute Presse und konnte mit zahlreichen Aktivitäten und wissenschaftlichen Erfolgen glänzen. Nun wurde sogar der „Spiegel“ auf Ihre Einrichtung aufmerksam.
In der Ausgabe Nr.18/2009 fand dabei die Firmenkontaktmesse „Student trifft Wirtschaft“ lobende Erwähnung.
Diese Firmenkontaktmesse, war Sie tatsächlich der große Erfolg ? Seit wann gibt es diese eigentlich und konnten Studentinnen und Studenten der Hochschule bei der Firmenkontaktmesse 2009 tatsächlich in konkrete Praktika oder (künftige) Arbeitsstellen vermittelt werden ?
– Prof.Dr. Norbert Grünwald: Es war nicht das erste Mal, dass das auflagenstärkste Nachrichten-Magazin Deutschlands über Aktivitäten der Hochschule Wismar berichtet hat – andere Wochenmagazine taten dies ebenfalls. Das ist auch nicht das Entscheidende, sondern die Wirkung der Aktivitäten auf die Zielgruppen. Unsere Firmenkontaktbörse wurde bereits zum dritten Mal durchgeführt, weil sie ein ideales Forum für die Karriere- und Zukunftsplanung unserer Studenten ist.
Während diese sich über Themen zu Abschlussarbeiten, sowie Praktikums- und zukünftige Arbeitsstellen informieren können, haben die Unternehmen die Chance, frühzeitig Kontakt zu Studenten mit bestimmten Ausbildungsprofilen und Interessensgebieten aufzubauen. Zahlreiche Unternehmen sichern sich bereits frühzeitig einen Stand, weil sie das besondere Profil der Hochschule Wismar kennen: Technik, Wirtschaft und Gestaltung.
Dieses ist ein wesentlicher Unterschied zu großen überregionalen Karrieremessen, die entweder das gesamte Ausbildungsspektrum bedienen wollen oder sich auf eine Branche beschränken. Eine spezielle Statistik, welche Studenten an welche Firmen auf welchem Weg vermittelt wurden, führen wir übrigens nicht. Allerdings erfahren wir z. B. während Preisverleihungen an erfolgreiche Absolventen von Laudatoren aus Firmen, wie zufrieden sie mit den Leistungen ihrer Studenten waren und dass dies ein Grund dafür war, sie nach Studienabschluss einzustellen.
> Frage: Glaubt man dem genannten Beitrag im „Spiegel“, so ist die Hochschule Wismar ein „geistiger Leuchtturm“ inmitten einer „geistlosen Steppe“. „Wer wirtschaftlich nicht viel Großes hat, hat nicht viel Großes zu verlieren.“, steht dort im Beitrag. Zudem scheinen im Nordosten nur noch die Unflexiblen und Bräsigen zu leben, denn laut der „Spiegel“-Autorin seien ja „viel zu viele der Guten, der Qualifizierten, davongelaufen, immer noch“. Wie ist hier Ihre Meinung Frau Baldauf – Hochschule Wismar top, die Menschen in der Region ein „Flop“ ?
– Prof.Dr. Norbert Grünwald: Es ist eine bekannte Tatsache, dass die wirtschaftliche Struktur unseres Bundeslandes nicht von industriellen Ballungsgebieten geprägt ist. Tourismus und Landwirtschaft dominieren, der Schiffbau sorgte für hohe Exportraten.
Sehr vielschichtig und zum Teil eng geknüpft ist das Netz der Dienstleister und Zulieferer, darunter wissensintensive Sparten mit hoch qualifiziertem Personal. Ganz unterschiedliche Praxisprojekte von einzelnen Praktika, komplexen studentischen Semesterprojekten bis zu Abschlussarbeiten sorgen frühzeitig für eine enge Bindung der zukünftigen Absolventen an Firmen der Region. Dabei hört die Region nicht an der politischen Grenze unseres Bundeslandes auf, sondern erstreckt sich bis weit in den Nordwesten.
Wie stark eine Hochschule als Katalysator für wirtschaftliche Entwicklung fungieren kann, zeigen die Unternehmensgründungen durch ehemalige Studenten unserer Hochschule Wismar. Mehr als 80 Prozent der Unternehmen im Technologie- und Forschungszentrum in Wismar haben ihre Wurzel in der Hochschule und auch im benachbarten Multimediaport hat der überwiegende Teil der Geschäftsführer und Beschäftigten einen Abschluss der Wismarer Hochschule in der Tasche. Auch die Bewohner der Landeshauptstadt nehmen die Leistungen hoch qualifizierter und engagierter Mitarbeiter zum Beispiel in Ämtern, Firmen wie Designbüros, Webagenturen und Softwarehäusern in Anspruch.
Selbst wenn namhafte Unternehmen aus dem südlichen oder westlichen Teil Deutschlands oder gar dem Ausland unsere Absolventen einstellen, so zeigt dass doch, welch hervorragende Ausbildung sie an der Hochschule Wismar genossen haben und wie dicht unsere Hochschule an den aktuellen Technologien und Forschungen angesiedelt ist. Erfahrungen der Ehemaligen wiederum können in die Ausbildung einfließen, Kontakte zukünftige Forschungen auch im eigenen Bundesland fördern. Der Abwanderungsproblematik stehen wir keineswegs hilflos gegenüber.
Während die Landespolitik Förderprogramme für „Rückkehrer“ anbietet, setzt die Hochschule Wismar auf frühzeitige Vermittlung unternehmerischen Denkens und Handelns für alle Studenten, übrigens auch mit Unterstützung der Landesregierung. An der Hochschule gibt es nicht nur den Karriere-Service für Studenten, sondern direkt vor Ort auch ein Gründerbüro. Dieses knüpft an die erfolgreichen Erfahrungen aus über 100 hochschulnahen Ausgründungen an, bündelt Ressourcen und Kräfte direkt in einem Büro und erschließt zusätzliche innovative Potentiale.
Da hochkarätige Geschäftsideen schlecht einfach neben dem Studium zur Marktreife entwickelt werden können, ermöglicht ein neues einjähriges Praktikum Teilnehmern künftig in der betrieblichen Forschungspraxis Erfahrungen zu sammeln und gleichzeitig Gründungsszenarien ohne Risiko zu durchlaufen. Zum Beispiel werden zehn Wismarer Studenten aus den Fachrichtungen Maschinenbau, Wirtschaftswissenschaften, Elektrotechnik und Bauingenieurwesen sowie die HIAT gGmbH Schwerin und das Institut für Oberflächen- und Dünnschichttechnologie der Hochschule Wismar ein Semester lang gemeinsam forschen und arbeiten.
Eine Koordinierungsstelle organisiert seit vergangenem Jahr die jährliche Global Entrepreneurship Week in Deutschland – eine weltweite Aktionswoche in über 100 Ländern zur Förderung des Unternehmergeistes für Schüler und Jugendliche.
Mit der strategischen Ausrichtung als „unternehmerische Hochschule“ beschreitet die Hochschule Wismar als erste in Mecklenburg-Vorpommern und eine der ersten in Deutschland einen völlig neuen Weg im Bereich der Förderung des Unternehmertums.
Auch setzt die Hochschule Wismar viel auf das lebenslange Lernen. Berufsbegleitende Studien- und Weiterbildungsangebote in Teilzeit-, Fern oder Onlinestudium mit Partnern aus der Wirtschaft und an vielen Standorten in Deutschland gehen gezielt auf die Bedürfnisse in einer Wissensgesellschaft ein und damit selbstverständlich auch von großer Bedeutung für ein Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern.
Mit der KinderUni Wismar hat unsere Hochschule als erste im Land einen Weg beschritten, um Kinder aus der Region für die Wissenschaft zu begeistern. Maßnahmen im Rahmen der Zertifizierung als Familiengerechte Hochschule – übrigens als erste in Ostdeutschland – ermöglichen hoch qualifizierten Campus-Eltern, Studenten und Mitarbeiter gleichermaßen, im Land zu bleiben, hier zu studieren, zu forschen und zu arbeiten.
> Frage: Die Hochschule Wismar ist innovativ und nah am (Arbeits-)Markt. Über welche aktuellen wissenschaftlichen Erfolge von Studenten Ihrer Einrichtung sind Sie besonders stolz ?
– Prof.Dr. Norbert Grünwald: Zu den Forschungsschwerpunkten an unserer Hochschule gehören Produktentwicklung, Bauen und Planen, Management und Recht, Computational Engineering and Mechatronik, IT-Systeme und Medien, Biotechnologie, Neue Materialien sowie Schiffbau und Seeverkehr. Es ist aber tatsächlich nicht möglich einzelne Erfolge hervorzuheben, denn einfach jeder ist nicht nur für das entsprechende Spezialisierungsgebiet sondern ebenso für die Entwicklung der Hochschule wichtig.
Dazu gehören die Ergebnisse großer Forschungsprojekte gleichermaßen wie die erfolgreiche Teilnahme an regionalen bis internationalen Wettbewerben. Hervorragende Abschlussarbeiten Wismarer Absolventen werden zum Beispiel mit dem Friedrich-Ludwig-Gottlob-Frege-Preis ausgezeichnet. Mit der Auslobung von Preisen wie dem Innovationspreis würdigt der Förderkreis der Hochschule Wismar außerdem seit Jahren die Leistungen von Fachhochschulabsolventen des Landes Mecklenburg-Vorpommern.
> Frage: Die Hochschule Wismar erfreut sich über steigende Studenten-Zahlen. Wie ist eigentlich das Verhältnis Studenten aus Deutschland bzw. Mecklenburg-Vorpommern im Vergleich zu Studenten aus dem Ausland ? Ist die Hochschule Wismar weltoffen genug …
– Prof.Dr. Norbert Grünwald: Nicht nur große europäische Forschungsprojekte zeigen wie anerkannt die Hochschule Wismar mit ihrem klaren Profil von Technik, Wirtschaft und Gestaltung international ist.
Ein reger Studenten- und Professorenaustausch, seit vergangenen Jahr wird über den DAAD auch der Mitarbeiteraustausch gefördert, bereichern nicht nur Studium und Lehre, sondern beleben ebenso die Hansestadt. Nach einer aktuellen Studie von DAAD, HRK und AvH ist die Hochschule Wismar im Vergleich mit ähnlich großen Fachhochschulen fünfmal auf Platz eins zu finden.
Hier wurden die Bedeutung von Internationalität bei der Festlegung von Haushaltsmitteln und Maßnahmen zur Qualitätssicherung ebenso bewertet wie Informations-, Beratungs- und Betreuungsangebote für deutsche Studenten und Doktoranden sowie der ERASMUS-Dozenten-Austausch.
Rund zehn Prozent unserer Studenten kommen derzeit aus dem Ausland. Im Master-Studiengang Architectural Lighting Design studieren sogar mehr als 90 Prozent junger Menschen aus der ganzen Welt. Studenten des binationalen deutsch-polnischen Studiengangs Wirtschaftsinformatik sind sowohl an der Wismarer Hochschule als auch der Universität Szczecin eingeschrieben.
Die Masterstudenten Architektur können sogar einen Doppelabschluss von unserer Hochschule und der Shenyang Jianzhu University in China erwerben und weitere internationale Studiengänge im Ausland mit Doppelabschluss sind in Vorbereitung. Für ausländische Studenten, die nur ein Semster an der Hochschule bleiben und den Fachveranstaltungen in deutscher Sprache nicht folgen können, gibt es die International Class – ein komplettes Kursangebot in englischer Sprache.
Nicht nur der Internationale Treff mitten auf dem Campus lädt zum Gedankenaustausch ein. Während der vorlesungsfreien Zeit treffen sich auf dem Hochschulgelände Gäste aus aller Welt zum Sommersprachkurs, zur Sommerakademie oder in diesem Jahr erstmals Schüler aus den Ostsee-Anrainerstaaten zur OstseeAkademie Wismar.
> Frage: Welche wichtigen Projekte hat die Hochschule Wismar für 2009 im Blickfeld ?
– Prof.Dr. Norbert Grünwald: Seit 2006 geht die Hochschule Wismar mit dem Projekt „Hochschule 2020“ den Weg zu einer unternehmerischen, wettbewerbsfähigen und zukunftsorientierten Hochschule. Dieses Projekt, welches in die Zielvereinbarung mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern eingeflossen ist, wir Ende 2009 von einer hochkarätigen Gruppe evaluiert.
Die Vorbereitungen dafür laufen auf vollen Touren. Wir versprechen uns davon wertvolle Impulse für unsere weitere Entwicklung und Positionierung im globalen Bildungsmarkt.
Dann weiterhin maximale Erfolge für die Hochschule Wismar und Sie !
Die Fragen stellte: Marko Michels.
Fotos: Impressionen von der Unterzeichnung der „Licht-Kooperation“ zwischen der Hochschule Wismar und Neuruppin, von der Jahresausstellung DIA`09, vom Campus der Hochschule, von sportlichen Aktivitäten auf dem Hochschul-Campus und von wichtigen Gebäuden der Hochschule. – Die Hochschule Wismar – auf jeden Fall mindestens ein Studium wert ! Marko Michels