Herr Böhmer hat sich selbst disqualifiziert und sollte seinen Hut nehmen

Nach Ansicht der kinder- und jugendpolitischen Sprecherin der Linksfraktion, Dr. Marianne Linke, ist die Theorie des Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Böhmer (CDU), wonach Kindstötungen in Ostdeutschland auf eine DDR-Mentalität zurückzuführen seien, an Ignoranz nicht zu überbieten.

„Die Argumentation von CDU-Ministerpräsident Böhmer – Schwangerschaftsabbrüche in der DDR als Ursache eines verantwortungslosen Umgangs mit Kindern in der Bundesrepublik zu nennen, ist völlig absurd“, erklärte Frau Dr. Linke am Montag. „Noch 1990 wurden im Gebiet von Mecklenburg-Vorpommern 23.500 Kinder geboren. Diese Zahl ging dann 1994 auf 8.900 zurück. Einen solchen Rückgang erlebt eine Gesellschaft sonst nur in Zeiten großer Kriege. Das aber war das Ergebnis einer völlig verfehlten CDU-Vereinigungs- und Wirtschaftspolitik der neunziger Jahre. Ministerpräsident Böhmer täte gut daran, sich den tatsächlichen Ursachen sozialer Fehlentwicklungen zuzuwenden, die vor allem im rasanten Abbau des Sozialstaates liegen.“

„Dauerhafte Langzeitarbeitslosigkeit, sinkende Realeinkommen, berufliche Perspektivlosigkeit – insbesondere im Osten – überfordern oft junge Familien und fördern soziale Vereinzelung“, sagte Frau Dr. Linke. „Zum Schutz des Kindeswohles sind existenzsichernde Arbeitsplätze, armutsfeste Familieneinkommen und eine umfassende Kinderbetreuung, einschließlich verbindlicher Vorsorgeuntersuchungen, erforderlich. Der Schutz des Kindeswohles ist Verfassungsauftrag und sollte als solcher den gebührenden Stellenwert erhalten“, betonte Frau Dr. Linke.

„Für die Betroffenen sind derartige pseudowissenschaftliche Plaudereien, wie sie CDU-Ministerpräsident Böhmer vorträgt, ohne jeden Bezug zur gesellschaftlichen Realität und nicht hilfreich. Herr Böhmer hat sich als ernstzunehmender Politiker selbst disqualifiziert und sollte seinen Hut nehmen.“