Herausforderung barrierefreies Bauen in M-V

Symposium mit Fokus auf Erfahrungsaustausch

Ein Rollstuhlfahrer im ersten nachträglich innen eingebauten Aufzug in einem Gebäude im Ort Dorf Mecklenburg. Quelle: Hochschule Wismar/RR

(Wismar) Das Kompetenzzentrum Bau Mecklenburg-Vorpommern (KBauMV), eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Hochschule Wismar, lädt am Donnerstag, dem 12. April 2018, zu einer öffentlichen Fachveranstaltung in den Hörsaal 310 im Haus 6 ein.

Im Mittelpunkt des Symposiums steht der barrierefreie Wohnungsbau und die damit verbundenen Herausforderungen. Aus verschiedenen Blickwinkeln, z. B. dem der Politiker, Gesetzgeber, Beiräte, Bauaufsicht, Bauunternehmen, Planungsbüros und natürlich Forscher, werden die Umsetzung der gesetzlichen Rahmenbedingungen diskutiert und die dabei gewonnenen Erfahrungen an aktuellen Beispielen vermittelt.

Die Veranstaltung richtet sich an Architekten, Ingenieure und Techniker, Mitarbeiter öffentlicher Bauverwaltungen und von Bauunternehmen, Studierende der Fachrichtungen Architektur und Bauingenieurwesen sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger.

Anlass: Innenliegende Aufzüge in mehrgeschossigen Wohnbauten

Aufzüge in Wohnbauten gibt es mit sehr unterschiedlichen Nutzungseigen-schaften. In Hochhäusern sind Aufzüge auch für die Feuerwehr seit jeher Standard. Mittelhohe mehrgeschossige Wohnbauten prägen große und auch kleine Städte, wobei die meisten ohne Aufzüge, berollbare Balkone und Bäder erstellt wurden. Barrierefreiheit war zum Errichtungszeitpunkt kein Thema.

Besonders viele Gebäude sind als Plattenbauten mit bis zu sechs Vollgeschossen in den neuen Bundesländern bis in die späten 80er Jahre errichtet worden. Seit den 90er Jahren werden Nachrüstungen für die mehrgeschossige Gebäudeklasse vorangebracht, mit unterschiedlichem Erfolg. Mancher von außen angebaute Aufzug erreicht barrierefrei z. B. nur die Zwischenpodeste im Treppenhaus und nicht die Ebene der Wohnungstüren.

In diesen Diskussionsraum hat die Arbeit an einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit der Zurow Bau GmbH aus Krassow und dem Fraunhofer IGP in Rostock die Projektmitarbeiter der Hochschule Wismar gebracht.

Vor diesem Hintergrund entstand die Idee, nach der erfolgreichen Fachveranstaltung zum barrierefreien Bauen im Jahr 2012 eine weitere mit dem Schwerpunkt auf Bestandswohnungsbau zu planen und den Bogen von der Forschung bis zur Umsetzung zu schlagen, ganz im Sinne der angewandten Wissenschaften.

Das Forschungsprojekt „GebauPla – Gebäudehülle für barrierefreie Aufzüge in Plattenbauten“ widmet sich seit März 2017 der Nachrüstung von innenliegenden Aufzügen und der dadurch möglichen Schaffung von barrierefreien Wohnungszugängen.

Durch Kontakte zu Vertretern unterschiedlicher Fachdisziplinen sowie Vermietern und Bewohnern zeigte sich sowohl dem Projektleiter an der Hochschule Wismar, Bereich Bauingenieurwesen der Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Prof. Dr.-Ing. Guido Bolle, als auch der Projektverantwortlichen beim KBauMV, Dr.-Ing. Gesa Haroske, der hohe Informations- und Diskussionsbedarf zum Leitthema des Symposiums. „Der Bestandswohnungsbau stellt besondere Herausforderungen an die Schaffung von barrierefreiem Wohnraum, die nur durch innovative Ideen und das wohlwollende Zusammenwirken der Beteiligten gemeistert werden können.“, so Professor Bolle.

Inhalt: Breites Themenspektrum zum Barrierefreien Bauen

Von Berichten über die Beiratsarbeit, die Fachplanung bis zur Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben reichen die Beiträge der 15 Referenten bevor das Symposium gegen 16:00 Uhr mit einer abschließenden Diskussionsrunde und einem Resümee abgerundet wird.

Zum Auftakt werden Joachim Seeger, Leiter des Referates Wohnen im Alter, Energetische Stadtsanierung und Wohnungsgenossenschaften im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, sowie Dr. Wolfgang Leist, Referent beim Bürgerbeauftragten M-V, über unterschiedliche Perspektiven auf die Wohnungspolitik bundesweit und im Landeskontext sprechen.

Im Büro des Bürgerbeauftragten wird z. B. der landesweite Bedarf an barrierefreiem Wohnraum durch Petitionen von Betroffenen spürbar, der Bürgerbeauftragte ist aber auch in die Gesetzgebung durch die Mitarbeit im Integrationsförderrat eingebunden.

Den Beiträgen der beiden Referenten folgen regionale Erfahrungsberichte zur Umsetzung der Barrierefreiheit aus der Beteiligung der Beiräte in Landkreis Nordwestmecklenburg.

Im nächsten Themenblock werden Anforderungen an die Barrierefreiheit im Wohnungsbau und der Stand der Technik beleuchtet. Ausgewiesene Fachleute nehmen u. a. den Normungsweg als Qualitätssicherungssystem für den Wohnungsbestand, Assistenzsysteme für von Demenz bedrohte Menschen sowie Rettungswege für Menschen mit Behinderung in den Fokus. Nach dem Blick auf die Menschen in ihrer Verschiedenheit, ihre Fähigkeiten und die baulichen Kompensationen von Defiziten werden Lösungsansätze für einzelne Problemstellungen interessant: Über die smarte Wohnung, Nullschwellen als Standardlösung und Aufzugsnachrüstungen tauschen sich Praktiker im Vortragskomplex „Barrierefreiheit als technische Gestaltungsaufgabe“ zu durchaus kritischen Fragestellungen aus.

In den Vorträgen von Steffen Laser, Geschäftsführer VNW Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e. V., mit Beispielen der Umsetzung von barrierefreien Wohnprojekten in M-V und der Rektorin der Stralsunder Hochschule, Prof. Dr.-Ing. Petra Maier, zum „WIR- Bündnis A2030 – Wohnen im demografischen Wandel“ wird der Staffelstab an die Wohnungsunternehmen als Umsetzungsakteur übergeben und das komplexe Thema Barrierefreiheit in den Kontext anderer Forschungsverbünde gesetzt.

Pressemitteilung / Kerstin Baldauf, Hochschule Wismar