Grüne: Einrichtung von rundem Tisches auf Landesebene gegen Missbrauch

Die Schreckensberichte über Gewalt und Missbrauch von Jugendlichen, die in Kinderheimen in der DDR untergebracht waren, nehmen kein Ende.

Bislang haben rund 240 ehemalige Heimkinder aus den drei ehemaligen DDR-Nordbezirken Anträge auf eine strafrechtliche Rehabilitierung bei den Landgerichten in Rostock, Schwerin und Neubrandenburg gestellt. Diese werden derzeit von den jeweiligen Staatsanwaltschaften geprüft.

„Hier deutet sich eine Dimension an, die einen weiteren Aufschub der dringend erforderlichen Aufklärung gerade auch in Mecklenburg-Vorpommern nicht duldet. Wir brauchen daher unverzüglich einen runden Tisch auf Landesebene gegen Missbrauch „, sagte die bündnisgrüne Landesvorsitzende Silke Gajek heute in Schwerin. Gajek kritisierte damit indirekt auch die abwartende Haltung von Sozialministerin Schwesig, die Mecklenburg-Vorpommern am Runden Tisch der Bundesregierung gegen Missbrauch am 24. April vertreten wird. Laut Regierungssprecher Andreas Timm soll erst nach diesem ersten Treffen auf Bundesebene entschieden werden, ob Mecklenburg-Vorpommern ein eigenes Gremium erhält. In den Freistaaten Thüringen und Bayern wird bereits ein Runder Tisch gegen Missbrauch vorbereitet, der sich auch mit den Situationen in DDR-Kinderheimen beschäftigen soll.

Gajek unterstrich, dass der Auftrag dieses Gremiums nach Auffassung der Grünen über den Aufklärungsaspekt hinaus gehen müsse: „Etwas derartiges darf sich niemals wiederholen und muss für die Zukunft ausgeschlossen werden. Dabei muss man sehen, dass auch heute Kinder und Jugendliche, die beispielsweise in Kinderheimen oder in Einrichtungen der stationären Unterbringung leben, in einem besonderen Abhängigkeitsverhältnis stehen. Die Ansprüche an die pädagogische Begleitung dieser Kinder und Jugendlichen sind besonders hoch und müssen immer wieder überprüft werden, denn was nutzt es, wenn Missbrauchsfälle erst Jahre später bekannt werden.“

Weike Helene Bandlow