Grüne: Auch mal die Schüler fragen

Bündnis 90/Die Grünen unterstützen die Anliegen der Schülerinnen und Schüler, die am Donnerstag in Bad Doberan demonstriert haben.

Schülerinnen und Schüler müssten mehr in die Planung von Reformschritten einbezogen werden. Die Gestaltung der Gymnasialen Oberstufe müsse bundesweit neu diskutiert werden. Kopfnoten lehnen Bündnis 90/Die Grünen als tendenziell diskriminierendes Instrument energisch ab und fordern stattdessen direkte Reaktion und individuelle Hilfe bei Problemen.

Die Reaktion der Schülerinnen und Schüler auf die ersten Erfahrungen mit dem Turbo-Abitur und die Androhung von Kopfnoten sollte Bildungspolitikern zu denken geben, erklärt der Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Bildung, Andreas Katz. Er sehe die bei der Einführung des Schnell-Abiturs geäußerten Bedenken durch die Erfahrungen der Schüler bestätigt. „Wenn in der Oberstufe nur noch gepaukt wird, die Schüler eine 60-Stunden-Woche haben und keinerlei Freiraum mehr für Gemeinschaftsaktivitäten und besondere Interessen bleibt, dann läuft etwas grundverkehrt.

Gerade junge Menschen an der Schwelle zum Erwachsensein brauchen die Möglichkeit, sich vielfältig zu erproben.  Mit Stromlinien-Menschen, die sich zum Abitur durchschlagen, um dann alles möglichst schnell zu vergessen, ist Wirtschaft und Wissenschaft sicher auch nicht gedient.“ Da die Reaktion auf das Turbo-Abitur bundesweit ähnlich sei, müsse nun auch bundesweit diskutiert werden, ob die Lösung in der Wiedereinführung des 13.Schuljahres oder in einer weiteren Entschlackung der Lehrpläne liege und eine möglichst einheitliche Regelung gefunden werden. Dabei sei es wichtig, auch die Schülerinnen und Schüler nach ihren Erfahrungen und Wünschen zu fragen.

Kopfnoten helfen niemandem, so Andreas Katz weiter. „Den Schülern nicht, weil sie ihre Probleme selbst am besten kennen und statt Hilfe schlechte Noten bekommen. Den zukünftigen Arbeitgebern nicht, weil es keine einheitlichen Maßstäbe für Kopfnoten geben kann und die Kopfnoten keine wirkliche Prognose über das Verhalten im Beruf ermöglichen. Den Eltern nicht, weil sie von Problemen erst am Ende des Schuljahres erfahren und nicht dann, wenn sie auftreten, und schließlich den Lehrern auch nicht: sie haben nur zusätzliche Arbeit, aber keine Hilfe, mit schwierigen Schülern angemessen umzugehen. Kopfnoten bleiben damit nur ein Mittel, um unerwünschtes Verhalten zu bestrafen – geholfen hat das noch nie.“