Greifswald und der „polenmARkT 2015“

Die Bedeutung des traditionsreichen Festivals…


Noch sind zweieinhalb Monate Zeit. Dann ist es wieder in Greifswald so weit. Vom 19.November bis 28.November findet zum neunzehnten Mal das Festival polenmARkT in Greifswald statt. Was 1997 in einem kleinen Rahmen begann, ist aus dem kulturell-gesellschaftlichen Leben in der Hanse- und Universitätsstadt nicht mehr wegzudenken.

marktplatz

Der „polenmARkT e.V.“, der das Festival veranstaltet, hat vom Selbstverständnis her folgenden Zweck – nämlich die vielfältige Belebung des kulturellen Austauschs der Universitäts- und Hansestadt Greifswald, der Region Vorpommern und des Landes Mecklenburg-Vorpommern mit dem Nachbarland Polen durch Projekte überregionaler und internationaler Ausstrahlung.

Was bedeutet das jedoch konkret? Welche Inhalte hat der „polenmARkT“ 2015?

Nachgefragt bei Dr. Ulrich Rose, Vorstandsmitglied des „polenmARkT e.V.“

Dr. U.Rose zum polenmARkT in Greifswald

„Leider noch immer viele Klischees vorhanden…“

Frage: Seit nunmehr 18 Jahren gibt es den „polenmARkT“. Wer hatte seinerzeit die Idee zu diesem Festival? Wie begann alles?

Dr. Ulrich Rose: Anfangs war es eine rein studentische Initiative am Institut für Slawistik der Universität Greifswald, von Studierenden für Studierende. Einer der Initiatoren war Matthes Klemme, der jetzt beim NDR arbeitet.

Aber schon im folgenden Jahr hat sich das Festival ausgeweitet – vom Festival von Studierenden für Kommilitoninnen bzw. Kommilitonen und Greifswalder Einwohnende zu einem „Festival von allen für alle“.

Die Spuren des Studierenden-Festivals lassen sich auch gegenwärtig noch finden: Der polenmARkT spricht, im Vergleich zum Nordischen Klang beispielsweise, das im Schnitt jüngere Publikum an. Zudem ist die Verbindung zur Greifswalder Slawistik nach wie vor sehr hoch.

Ohne das Engagement der Universität bezüglich der personellen, finanziellen und idellen Unterstützung sähe der polenmARkT anders aus.

Zum Glück haben sich aber auch noch weitere Partner gefunden, wie die Stadt Greifswald mit mehreren Institutionen, wie zum Beispiel die Stadtbibliothek, dazu die Sparkasse Vorpommern mit ihrem Wissenschaftspreis oder das Krupp-Kolleg.

Sehr früh dabei war ebenfalls das Koeppenhaus in der Greifswalder Bahnhofsstraße. Das Pommersche Landesmuseum ist außerdem schon lange Partner des polenmARkTes.

Frage: Wie ist es aus Ihrer Sicht um die deutsch-polnischen Beziehungen bestellt, sei es politisch, kulturell oder wirtschaftlich? Gibt es auf beiden Seiten nicht doch noch immer deutliche Vorurteile und Klischees?

Dr. Ulrich Rose: Um bei Ihrer letzten Frage anzufangen: Ja, leider. Es gibt nach wie vor noch falsche Vorstellungen über „polnische Verhältnisse“ – am meisten bei denen, die keinen Kontakt zu Polen haben.

Deswegen ist der polenmARkT als größtes polnisches Kulturfest außerhalb von Polen ja auch so wichtig: Alle, die die angebotenen Kontakte nutzten, haben jetzt ein realistischeres „Polen-Bild“. Das ist auch Sinn und Zweck des Festivals (Außer der Tatsache, dass natürlich hochklassige kulturelle Beiträge genossen werden können!).

Um jedoch zu ihrer ersten Fragestellung zu kommen: Ich bedaure, dass Szczecin noch nicht die Bedeutung für Vorpommern hat, die für viele Einwohnende Vorpommerns Berlin oder Hamburg haben.

Szczecin könnte wie seinerzeit Stettin kultureller und wirtschaftlicher Mittelpunkt der Region sein – dass es das nicht ist: siehe meine Eingangsbemerkung…

Frage: So ein Festival, wie den „polenmARkT“ gibt es für zehn Tage einmal im Jahr. Wie ist es um die Kontakte zwischen Greifswald und polnischen Städten an den anderen Tagen eines Jahres bestellt?

Dr. Ulrich Rose: Jetzt gerade laufen zum Beispiel am Krupp-Kolleg in Greifswald im Rahmen des Polonicums das „Filmforum „Polen im Fokus““ vom 6.September bis 11.September mit vielen hochinteressanten Vorträgen.

Zudem treffe ich aktuell sehr viele polnische Urlauber in der Greifswalder Innenstadt. Es gibt wirtschaftliche Beziehungen zwischen Greifswalder Unternehmen und Partnern in Polen, unter anderem bei der Hanse Group. Nicht zuletzt ist Greifswald Partnerstadt von Goleniów und Szczecin.

Ich persönlich würde mich allerdings freuen, wenn da mehr liefe, es in der Greifswalder Stadtöffentlichkeit präsenter wäre. Szczecin hat so ein schönes neues Konzerthaus…

Frage: Welche Höhepunkte gab es bei den bisherigen Festivals aus Ihrer persönlichen Sicht?

Dr. Ulrich Rose: Unvergesslich wird für mich immer der Auftritt des Motion Trio im Greifswalder Theater 2007 bleiben, ebenso wie das Konzert von Leszek Mo?d?er 2011.

… An Lesungen waren es die von Andrzej Stasiuk 2006 und Stefan Chwin 2008; das „HOTEL MISERY deLuxe“ von Theater Kana & Theater Krepsko 2014 war für mich das beeindruckendste Theaterstück.

Frage: Last but not least… Was sind die Highlights in diesem Jahr?

Dr. Ulrich Rose: Eigentlich natürlich alle Veranstaltungen. Interessant finde ich aber das „neue Format“, Kurzfilme bei Polly Faber, dem Kulturzentrum am Bahnhof, zu zeigen. Die Veranstaltung kann jeder Interessierte am 22. November ab 20.15 Uhr besuchen.

Und natürlich: Ma im Spiritus am 28.November ab 20.00 Uhr.

Aber, wie gesagt: Alle anderen Veranstaltungen sind auch hervorragend und lohnen den Besuch! Serdecznie witamy in Greifswald!

Vielen Dank und einen unvergeßlichen polenmARkT 2015!

Marko Michels

Foto/Michels: In Greifswald ist bald wieder polenmARkT (19.-28.11.2015).