Goldmedaille zum paralympischen Start

Super Auftakt für deutsche Paralympioniken

Verena Bentele mit ihrem Begleitläufer Thomas Friedrich bei der Blumen-Zeremonie am 13.2. in Whistler - ganz oben auf dem Podest.Verena Bentele, die 28jährige Langläuferin und Biathletin aus München, hat in der drei Kilometer Verfolgung der Biathletinnen am ersten Wettkampftag der X.Winter-Paralympics in Vancouver und Whistler auch die erste paralympische Goldmedaille für das deutsche Team gewonnen. Sie verwies die Russinnen Ljubow Wasiljewa und Michalina Lyssow auf den Silber- bzw. Bronze-Rang.
Damit erkämpfte die sympathische Athletin ihre achte Goldmedaille bei Winter-Paralympics.

„Solche großartigen Erfolge, wie der von Verena Bentele haben natürlich auch Ausstrahlung und Vorbildwirkung für junge Athletinnen und Athleten mit Handcaps in Mecklenburg-Vorpommern, die –  wenn auch in anderen Sportarten – Teilnahmen bzw. Erfolge bei Paralympics anstreben. Wenn man überlegt, dass  sich Verena im Januar 2009 schwer verletzte,  sich innere Verletzungen, einen Kreuzbandriss zuzog und dabei noch eine Niere verlor, so ist ihr Comeback danach ganz einfach phänomenal.

Ihr Erfolg nun zum Auftakt der Paralympics ist Ausdruck ihrer Willensstärke und ihres nie endenden Kampfgeistes. Eine starke Athletin hat eine ganz starke Leistung gezeigt !“, meint  Dr.Monika Knauer vom Verband für Behinderten- und Reha-Sport Mecklenburg-Vorpommern in Rostock, die die Wettkämpfe in Vancouver und in Whistler intensiv verfolgt.

Verena Bentele beim Zieleinlauf in der drei Kilometer Verfolgung im Biathlon in Whistler. Doch was meinte die frische Paralympics-Siegerin Verena Bentele nach ihrem Wettkampf ?! „Es ist ein ganz toller Tag. Es sind so viele Leute an diesem Sieg beteiligt und es ist toll, dass ich denen etwas zurückgeben kann. Mit dem Schießen bin ich nicht zufrieden, deshalb bin ich extrem froh über den Sieg, weil ich nicht mehr damit gerechnet habe, zu gewinnen“, freute  sich  Verena Bentele nach der Blumenzeremonie.

Mit einem Vorsprung von einer Minute und fünfundvierzig Sekunden, den sie am Vormittag des 13.Februar in der Qualifikation herausgelaufen hatte, ging sie mit ihrem Begleitläufer Thomas Friedrich auf die erste Runde. Beim ersten Schießen unterlief ihr jedoch ein Fehler, nach dem zweiten Schießen musste sie sogar zweimal in die Strafrunde. Doch mit einer hervorragenden läuferischen Leistung gelang es Bentele schließlich, den Vorsprung bis ins Ziel nicht weiter schrumpfen zu lassen.

Doch wie trainiert die nunmehr achtfache Paralympics-Siegerin und welche Bedeutung hat für Sie überhaupt ihr Sport ?! „Mein Ablauf sieht so aus, dass ich meist zweimal am Tag trainiere. Morgens und nachmittags trainiere ich dabei jeweils rund zwei Stunden. Dazwischen kümmere ich mich um mein Studium und ruhe mich für das nächste Training aus. Unmittelbar vor den Rennen wird das Training reduziert, dann wird meist kürzer, oder auch nur einmal am Tag trainiert.

– Für mich ist Sport sehr wichtig, aber wahrlich nicht alles. Meine Familie, Freunde und mein Studium haben für mich ebenfalls eine große Bedeutung. Zum Skilanglauf kam ich über eine Sportangebot in der Schule. Eigentlich war ich eine alpine Skifahrerin, aber nach einer Woche Langlauf – im Alter von 10 Jahren – hatte ich den Spaß an dieser Sportart für mich entdeckt.“, verriet Verena Bentele.

Jürgen Becher gründete den VBRS M-V 1990 in Rostock mit. Der Erfolg von Verena Bentele beeindruckte natürlich auch den Präsidenten des Verbandes für Behinderten- und Rehasport in M-V, Jürgen Becher: „Verena Bentele gehört seit Jahren zu den beständigsten und erfolgreichsten deutschen Sportlerinnen und Sportlern bei Winter-Paralympics. Ihre Erfolge beweisen, dass Sportlerinnen und Sportler trotz Handicaps hervorragende Leistungen vollbringen können, die denen von Athleten ohne Handicaps in nichts nachstehen – im Gegenteil.“

Im Jahr der X.Winter-Paralympics in Vancouver und in Whistler bzw. zwanzig Jahre nach der Gründung des Verbandes für Behinderten- und Rehasport in M-V zieht Jürgen Becher eine sehr positive Bilanz: „Im Jahr 1990 wurde der Behinderten- und Rehasportverband M-V in Rostock gegründet.

Damals schlossen sich die Bezirksfachausschüsse Rostock, Schwerin und Neubrandenburg, die bis 1990 in der DDR bestanden, zusammen. Zwölf Vereine mit gerade einmal 237 Mitgliedern waren damals im neuen VBRS vertreten. Doch seitdem konnten wir eine wahrhaft rasante, positive Entwicklung verzeichnen: So hatten wir zehn Jahre später, im Jahr 2000, ca. 3500 Sportlerinnen und Sportler in 40 Mitgliedsvereinen, die in 11 Sportarten aktiv waren. Zurzeit sind es gar ca. 7800 Athletinnen und Athleten in 91 Vereinen und 24 Sportarten, davon 15 paralympisch / deaflympisch.

Speziell für die X.Winter-Paralympics ist Jürgen Becher für das deutsche Team sehr hoffnungsvoll: „Zwanzig Aktive vertreten das deutsche Team in Vancouver und in Whistler. Große Medaillen-Chancen hat das deutsche Team bei den `Alpinen` mit Martin Braxenthaler, Gerd Schönfelder und Andrea Rothfuss und bei den `Nordischen` sowie bei den Biathleten mit Verena Bentele, was sie gerade eindrucksvoll unter Beweis stellte, oder Frank Höfle.

Ich erwarte bis zum 21.März spannende, mitreißende Wettbewerbe in Vancouver und in Whistler, die nahtlos an die positive Stimmung der Paralympics 2008 in Peking anknüpfen. Sehr interessiert bin ich auch an den Spielen im Sledge-Hockey mit den Duellen Nordamerika-Europa. Auch das deutsche Curling-Team zählt zu den Medaillen-Kandidaten.“

Doch bereits die Paralympics 2012 in London hat Jürgen Becher im Blick. Hier erwartet der VBRS-Präsident, dass in der britischen Hauptstadt sieben Paralympioniken aus M-V teilnehmen werden.

Die Athletinnen und Athleten mit Handicaps, ob in Schwerin, Rostock, Neubrandenburg, in Greifswald oder anderswo in Mecklenburg-Vorpommern, werden mit eisernem Willen, viel Kampfgeist und fleißigem Training, wofür insbesondere auch die aktuelle Paralympics-Siegerin Verena Bentele steht, für das Erreichen des Zieles „Teilnahme an den Paralympics 2012“ kämpfen.

Beeindruckende Eröffnungsfeier

– Und bestimmt wird es in London 2012 eine ähnlich beeindruckende Eröffnungsfeier wie bei den Winter-Paralympics in Vancouver und in Whistler geben …

Die 60000 Zuschauer, darunter auch die deutsche Delegation angeführt von Fahnenträger Frank Höfle, erlebten im BC Place Stadium ein farbenfrohes Schauspiel und eine tolle Feier, die unter dem Motto „Ein Einzelner inspiriert viele“ stand. Inszeniert hatte sie Patrick Roberge, der bereits für die Eröffnungs- und Schlussfeier der Winterspiele 1988 in Calgary verantwortlich war. 5055 Beteiligte im Alter von 6 bis 92 Jahren verwandelten das BC Palace Stadium für knapp drei Stunden zur Partyzone. Die Kanadier erwiesen sich dabei als ausgesprochen faire Gastgeber.

Das paralympische Feuer in VancouverBeim Einmarsch der Nationen wurden alle Länder mit euphorischem Jubel begrüßt.
Schließlich entzündete um 20.34 Uhr Ortszeit (Vancouver) der erst 15 Jahre alte beinamputierte Snowboarder Zach Beaumont das paralympische Feuer. 38 Minuten zuvor hatte die Generalgouverneurin Kanadas, Michaelle Jean, die Spiele für eröffnet erklärt.

„Wir haben unser ganzes Herz und unsere Seele reingelegt, um den Athleten ihren Lebenstraum zu erfüllen: Dass wir alle phantastische und unvergessliche Spiele erleben werden.“, sagte John Furlong, der Präsident des Organisationskomitees VANOC.  Außerdem richtete richtete er sich ebenfalls direkt an die Sportler: „Möge dies der Anfang der größten Zeit Eures Lebens sein. Für Euch alle ist ‚unmöglich‘ nur ein Wort.“

Bis zum 21.März werden Sieger und Platzierte in 64 Entscheidungen im Alpinen Skisport, im Biathlon, im Nordischen Skisport, im Curling und im Sledge-Hockey ermittelt. Zu den stärksten Nationen dürften neben den deutschen Athletinnen und Athleten auch jene aus Russland, der Ukraine, aus Norwegen, den USA und Kanada gehören.

Logo der Paralympics.Viel Spannung versprechen dabei die Spiele im Sledge-Hockey, mit den Duellen zwischen den USA, Kanada, Norwegen und Schweden, die gegenwärtig die führenden Sledge-Hockey-Nationen sind. „Team Canada“ möchte nach den Erfolgen in den olympischen Eishockey-Turnieren der Männer und Frauen nun natürlich auch im paralympischen Sledge-Hockey-Turnier triumphieren.

Das paralympische Feuer 2010 ist entzündet – die Wettkämpfe haben begonnen, die ersten Siegerinnen sowie Sieger sind ermittelt. Bis zum 21.März sind nun die Paralympics, Teil zwei der Winterspiele, im Fokus der Sport-Fans.

Marko Michels

Fotos: Deutscher Behindertensportverband
Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung!