„Goldener Valentine“ für Rostocker Ausnahme-Schwimmerin

Britta Kamrau mit zweitem Weltcup-Sieg in Argentinien

BKBritta Kamrau und das argentinische Wasser – das scheint die ideale Symbiose zu sein. Die begnadete Langstreckenschwimmerin aus Rostock konnte am gestrigen 14.Februar bei der dritten Weltcup-Station in Viedma nicht nur überzeugen, sondern wieder eindrucksvoll gewinnen.

Die 29jährige angehende Juristin konnte erneut Weltcup-Gold erschwimmen, wie schon vor Wochenfrist vor der Russin Uvarova.

Wie meinte Britta noch im Dezember 2008:  „London 2012 wäre sicherlich noch einmal eine große Herausforderung. Jedoch plane ich Jahr für Jahr und schaue, wie es läuft. Ist alles `im grünen Bereich` und sollte die Qualifikation 2012 dann auch erfolgreich sein, könnte es vielleicht mit dem gelebten olympischen Traum doch noch etwas werden.“.

Und, dass bei Britta wieder „alles im grünen Bereich“ ist, bewies sie nun mit zweimal Gold und einmal Silber bei den Weltcup-Wettbewerben in Argentinien.

Zum Wettkampf in Viedma äußerte sich Britta natürlich ganz glücklich: „Ich habe wieder gewonnen! Vor der Russin Ana Uvarova und der Spanierin Esther Nuñez. Die Zeit weiß ich nur ungefähr, 2:57 Stunden für mich, und die Abstände warensehr deutlich, ungefähr zwei Minuten vor der Russin, vielleicht vier Minuten vor der Spanierin.

Obwohl es dabei total kurios zuging: Wir  sind wieder auf einem Rundkurs á 2,5 km geschwommen, im Rio Negro. Dieser  ist 30 km vom Meer entfernt und erhält daher die Auswirkungen von Ebbe und  Flut sehr deutlich – mit mindestens drei Meter Wasserstand-Unterschied und vor allem Auswirkungen auf die Strömung.

BKSo war auf den letzten beiden Runden die Strömung zu den ersten zwei Runden genau entgegengesetzt.
Als gute Freiwasserschwimmerin habe ich mich damit natürlich vor dem Rennen beschäftigt ;), so dass ich in etwa wusste, worauf ich achten muss und wann ich direkt am Ufer oder in der Mitte, wo die Strömung am stärksten ist, schwimmen muss. Genau das sollte mir am Ende des Rennens zugute kommen.

Gleich in der ersten Runde habe ich nicht aufgepasst und sofort die Führungsgruppe mit der Russin darin verloren. Alle Bemühungen, mich wieder heran zu schwimmen, waren fruchtlos. Ganz im Gegenteil: Der Abstand wurde von  Runde zu Runde größer. Ich hatte in meiner Gruppe noch weitere Frauen dabei, die aber nach und nach abfielen. Nach der fünften Runde hatte ich über 3 Minuten Rückstand auf die Russin, die bis dahin mit den Männern mitgehalten hatte.

Ich hatte mich schon eher nach hinten orientiert und mich eigentlich mit meinem 2. Platz abgefunden. Ich wollte dann nur noch möglichst intelligent die letzte Runde, in der die Strömung eben entgegensetzt zum Anfang am schlimmsten für uns war, zu Ende schwimmen und zumindest den Abstand nach hinten vergrößern.

Zwischendurch, circa 600 Meter vor dem Ziel, glaubte ich, die Russin plötzlich ein paar 50 Meter neben mir zu sehen. Da ich sie aber vorher während des Wettkampfes fast nie gesehen hatte und wusste, dass sie Riesenvorsprung hatte, habe ich den Gedanken, sie doch noch erreicht zu haben, aber doch wieder verworfen. Selbst beim Zielanschlag war ich der Meinung, Zweite zu sein, wurde aber als Siegerin gefeiert. Es war aber tatsächlich die Russin, die ich überholt hatte, die auf der letzten Runde wohl nicht mehr viele Kräfte hatte und zudem nicht intelligent genug mit der Strömung  umgegangen war und darum schwerere Wege hatte als ich. Unfassbar, im positiven Sinne,  für mich und umso glücklicher war ich natürlich mit diesem Ergebnis.

Das zeigt einmal mehr, dass das Rennen wirklich erst am Ziel zu Ende ist und keinen Meter vorher. Aufgeben sollte man vorher nie. Ich habe am Ende alles richtig gemacht und eben genau das wieder einmal gelernt. Ich kann nun hochzufrieden die Heimreise antreten – besser hätten diese drei Grand Prix für mich nicht laufen können !

– Bei den Männer gewann Michael Demitriev (Israel) nur ein paar Sekunden vor
Alexander Studzinski (Wiesbaden) und Damian Blaum (Argentinien). Auch für `Studzi`
waren die Rennen hier mit dem Sieg von letzter Woche und dem heutigen zweiten Platz bei seinem Comeback nach 1 1/2-jähriger Pause wegen Schulter-Operation super !“

Was man kann nicht genug würdigen kann: Seit mehr als einem Jahrzehnt gehört Britta nicht nur zur absoluten Weltspitze im Langstreckenschwimmen, nein, sie hat diese Disziplin geprägt wie keine andere Schwimmerin. Britta gab dem Langstreckenschwimmen ein „sympathisches Gesicht“ und kann mit mehr als 30 Medaillen bei WM, EM, nationalen Titelkämpfen oder im Gesamt-Weltcup eine einzigartige sportliche Bilanz vorweisen.
Auch von der verpassten Olympia-Qualifikation ließ sie sich nicht unterkriegen, was sie nun in Argentinien bei den Weltcups deutlich bewies.
Im Frühsommer beginnt die klasse Athletin ihr juristisches Referendariat in Rostock.

RoseAber erst einmal: Einen riesigen Glückwunsch an Britta und nachträglich zum Sieg und zum „Valentins“ die obligatorische rote Rose !

M.Michels

F.: Britta Kamrau im noch weihnachtlichen Rostock – vor ihren Triumphen 2009. / Im Schwimmbecken der Rostocker Neptunschwimmhalle. / mm