Gold-Tag für deutsche Paralympioniken

Verena Bentele mit drittem Sieg

Die 13 ist nicht gerade als Glückszahl bekannt. Für Gerd Schönfelder ist sie es seit dem 17.März.

Klar und eindeutig dominierte er die Konkurrenz im Riesenslalom und distanzierte mit 2,16 Sekunden Vorsprung unter anderem den Österreicher Robert Meusburger und den Franzosen Vincent Gauthier-Manuel und gewann sein dreizehntes paralympisches Gold in der Geschichte der Winter-Paralympics. Nach der Entscheidung war Gerd Schönfelder natürlich begeistert. Das sei für ihn ein absoluter Traum, den er noch gar nicht fassen könne.

Auch Andrea Rothfuss bewies ihre glänzende Form bei den Paralympics und gewann – wie schon 2006 in Turin/Sestriere –  die Silbermedaille im Riesenslalom. Lokalmatadorin Lauren Woolstencroft, die mit einer Unterschenkel- und Armprothese fährt, erwies sich nach dem Slalom-Wettbewerb ebenfalls in der Riesenslalom-Entscheidung als unbezwingbar.

Deutsches Paralympics TeamWaren die alpinen deutschen Paralympioniken und Paralympionikinnen am sechsten Tag der Winter-Paralympics schon grandios, so setzten die  Biathleten nicht nur „eins“, sondern gleich vier (Medaillen) drauf. So erkämpfte Andrea Eskau, die erstmals an Winter-Paralympics teilnimmt, den Bronze-Rang im Biathlon. In Peking 2008 hatte sie bei den (Sommer-)Paralympics noch Gold im Straßenrennen erkämpft. Ihr unmittelbarer Kommentar nach der Entscheidung in Eurosport: „Ich habe eine Medaille erkämpft und dann auch noch im Biathlon, das ist der Wahnsinn ! Ich habe mehr erreicht, als ich mir hätte erträumen dürfen.“

Bei den deutschen Biathlon-Herren fand Josef Giesen ebenfalls die Bronze-Spur im Biathlon. Zwar habe er sich bereits vor dem Rennen eine Medaille vorgenommen, aber das es jetzt tatsächlich Bronze ist, „sei klasse“.

Für den absoluten Höhepunkt des paralympischen Tages am 17. März sorgten jedoch im Biathlon Wilhelm Brem und wieder Verena Bentele, die bei den X.Winter-Paralympics ihr drittes Gold und ihre zehnte paralympische Goldmedaille überhaupt gewann.

Für Wilhelm Brem war es dabei „nicht nur ein perfektes Rennen“. Zusätzlich sei das Glück auf seiner Seite und der seines Begleitläufers Florian Grimm gewesen. Das Gold sei hart erarbeitet worden.
Doch für eine ging der „Gold-Reigen“ nonstop weiter. Drittes Rennen, drittes Gold – mehr geht nicht !

Verena Bentele, zusammen mit Begleitläufer Thomas Friedrich, ist die Dominatorin der Nordischen- und Biathlon-Wettkämpfe. Viele Freudentränen nach dem Zieleinlauf gab es bei ihr und meinte: „Das Rennen war ziemlich stressig für mich. Im Moment kann ich es gar nicht glauben. Ich bin wirklich sehr glücklich.“.

Whistler ist zumindest bei diesen Spielen „Bentele-City“. Und nach Magdalena Neuner hat der deutsche Biathlon-Sport eine weitere große Persönlichkeit mit enormer Vorbildwirkung.

Nachgefragt bei Marketa Marzoli, Pressesprecherin des DBS

„Verena ist eine tolle Sportlerin !“

Frage: Nach dem sechsten paralympischen Tag ist Deutschland  auf dem zweiten Rang des paralympischen Medaillenspiegels. Wie lautet ein allererstes Resümee zu den ersten drei Wettkampftagen ?

M.Marzoli: Was die deutschen  Athletinnen und Athleten in Vancouver und in Whistler bisher leisteten, ist einfach nur großartig. Wir sind absolut zufrieden und freuen uns sehr über diese Medaillenerfolge. Zudem haben noch weitere Sportler richtig gute Platzierungen einfahren können, selbst wenn sie nicht auf dem Siegertreppchen gelandet sind. Mit dem 2. Rang im Gesamt-Medaillenspiegel kann man nur zufrieden sein. Gerade die Erfolge am Mittwoch sind einmalig. Unser Chef de Mission, Dr.Karl Quade, sprach sogar vom „glory Wednesday“ und unser Präsident Friedrich Julius Beucher könne sich nicht daran erinnern, jemals einen so „goldigen Tag“ für die deutsche Mannschaft bei Paralympics erlebt zu haben. Es gab ja noch einmal Silber und zweimal Bronze dazu.

Frage:
Verena Bentele gewann in Whistler bislang zweimal Gold. Vor nicht einmal einem Jahr verletzte sie sich nach einem Sturz schwer. Was zeichnet Verena aus Ihrer Sicht aus ?

Verena Bentele mit BegleitläuferM.Marzoli:
Sie ist eine tolle Sportlerin. Ihr Ehrgeiz und ihr Wille ist wirklich einzigartig. Sie hat sich von ihrem Sturz vor Jahresfrist  erholt und sich wieder in der Weltspitze zurückgemeldet. Verena ist für alle ein großes Vorbild.

Frage: Während Martin Braxenthaler auch Gold schürfte, Andrea Rothfuss Silber erkämpfte, schien Gerd Schönfelder nicht ganz glücklich über sein erstes Silber zu sein. Nun gab es Gold …

M.Marzoli: Jetzt, wo Gerd sein Gold im Riesenslalom gewann, ist seine paralympische Welt natürlich wieder vollends in Ordnung. Doch schon nach dem Silber im Slalom überwog die Freude.  Es gab eine  erste kleine Enttäuschung unmittelbar nach dem Rennen, gerade, weil er Gold so dicht vor Augen hatte. Aber Gerd freut sich jetzt sehr über seine Silbermedaille und natürlich noch mehr über die gerade gewonnene Goldmedaille.

Frage: Sehr stark – hinsichtlich der bisherigen Medaillenanzahl – sind wieder Russland und die Ukraine sowie Gastgeber Kanada. Wird dort der paralympische Sport noch intensiver gefördert ?

M.Marzoli: Russland, aber auch die Ukraine, haben natürlich im Hinblick auf die Spiele in Sotschi  größte Anstrengungen unternommen, um im paralympischen Wintersport zu den dominierenden  Nationen zu gehören.  Der Aufstieg des paralympischen Wintersportes in Russland fand seinen Ausdruck ja bereits in Turin und Sestriere 2006, nun setzen sich die Erfolge in Vancouver/Whistler fort.  Und Gastgeber Kanada hat natürlich bei den Heimspielen, mit der Unterstützung der Zuschauer, ebenfalls zugelegt. Die Konkurrenz im paralympischen Wintersport hat deutlich zugenommen. Viele Länder fördern mittlerweile den Sport für Athleten mit Handicaps sehr intensiv und großzügig.

Frage: Wie ist ansonsten das Flair, die Atmosphäre, die Stimmung in Vancouver und in Whistler – sowohl im deutschen Team als auch in der Bevölkerung ?

M.Marzoli: Die Stimmung ist hervorragend, trotz des schlechten Wetter, das hier bisher vorherrscht. Was das Essen und die Unterkünfte betrifft: Alles ist sehr gut, und wir fühlen uns sehr wohl. Dazu kommt natürlich die kanadische Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Volunteers.

Dann beste Wünsche weiterhin über den großen Teich !

Marko Michels

Medaillenspiegel nach dem sechsten paralympischen Tag 2010 (Top 8)

Nation-Gold-Silber-Bronze

1.Russland: 8-10-5
2.Deutschland: 7-3-2
3.Ukraine: 3-4-5
4.Kanada: 3-3-2
5.Slowakei: 3-0-1
6.Österreich: 2-2-1
7.USA: 1-2-1
8.Norwegen: 1-2-0

Fotos: Deutscher Behindertensportverband (mit freundl.Genehmigung)