Glück finden mit Ulrike Folkerts …

Die Schauspielerin stellt am 10.November in Wismar ihr neues Buch vor …

„Glück gefunden“ heißt das neueste Werk von Ulrike Folkerts, das die vielseitige Schauspielerin zusammen mit der Künstlerin Katharina Schnitzler gestaltete.

Seit Oktober 1989 verkörpert sie die Rolle der Lena Odenthal, einer resoluten, mal toughen und zugleich auch melancholischen Kommissarin, wobei auch die reale Ulrike Folkerts für Entschiedenheit, Empathie und Härte gegen sich selbst wie gegen andere steht.

Gerade für die deutsch-deutschen „Wendekinder“ ist die in Ludwigshafen ermittelnde „Tatort“-Kommissarin eine feste Institution. Sie begann mit ihren TV-Ermittlungen vor dem Mauerfall und setzt diese immer noch – trotz rot-grünen Regierungswechsels, dann wieder großer Koalitionen, 09/11, Finanz-Krisen, alter und neuer Kriege – fort. Die Welt mag sich ändern, ob nun der „ewige Kanzler“ agierte, die „Gerd-Show“ in Berlin ihre Gastspiele hatte oder „Angie M.“ am Ruder ist, aber Lena Odenthal bleibt, wie sie ist, fast so etwas wie eine vertraute Bezugsperson in weniger vertrauten, sich extrem ändernden Zeiten.

… Natürlich offen, nie inszeniert, stand Ulrike Folkerts auch zu ihren Beziehungen. Ihr „Coming Out“ war nie aufgesetzt, entsprach nie dem durchgestylten „political correctnes“ einiger deutscher Spitzenvertreter. Das, und nichts anderes, war wirklich gut so, und machte Ulrike Folkerts nur noch sympathischer.

Auch den Eindruck der stets ernsten und harten „Karrierefrau“ trat Ulrike Folkerts entgegen.
Wer nun glaubt, eine Ulrike Folkerts stecke jede Lebenskrise, jedes Problem locker weg, der muß diese Ansicht revidieren. Immerhin war sie gegenüber BILD vor Jahresfrist sehr offen, als sie darüber berichtete, bereits an vier Therapien teilgenommen  zu haben.

Aber ist Ulrike Folkerts tatsächlich der klassische Fall für die „Couch“. Auch das kann man so nicht stehen lassen. In dem erwähnten Interview berichtete Ulrike Folkerts darüber, dass sie durch die Therapie viel über sich selbst erfahren habe. So sei es ein Trugschluss, zu glauben, dass man sich durch eine Therapie ändere. Für sie selbst war es die wichtigste Erkenntnis, sich zu akzeptieren und zu lernen, welche Stärken und Schwächen man habe.

Doch Ulrike Folkerts ist mehr als die mal sensible, mal entschiedene Frau …
Sport ist ein fester Bestandteil ihres Lebens. So fest, dass Ulrike Folkerts nun einmal so ehrgeizig ist, sich nicht nur ein wenig als Freizeitsportlerin zu betätigen, sondern auch auf internationale Medaillenjagd zu gehen. So nahm sie u.a. 1994 an den Gay Games in New York, 1996 an den Eurogames in Berlin, 2002 an den Gay Games in Sydney, wo sie eine Silber- und Bronzemedaille mit den Staffeln „abgreifen“ konnte, und 2004 in München, mit dem Gewinn einer Bronzemedaille, teil.

Ja, Ulrike Folkerts ist eben viel, viel mehr als Lena Odenthal.
Seit 1987 steht sie auf der Bühne und/oder vor der TV-Kamera, spielte als erste Frau den Tod im „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen, ist eine begnadete Vorleserin, eine geistreiche, kreative Autorin, eine atemberaubende Frau und zudem in sozialen Projekten engagiert. So kämpft sie mit dem Aktionsbündnis Landminen für ein Verbot dieser „Waffen“.

Beeindruckt und bewegt kehrte sie 2004 von einer Reise aus dem Kosovo zurück, in dem Landminen eine tägliche Gefahr darstellen. „Man versteht nicht, wozu diese Sachen eingesetzt werden: Streubomben, diese ganzen Landminen, welchen Sinn die verfolgen, weil: Sie haben eine so nachhaltige, schreckliche Wirkung und legen ganze Landstriche lahm. Die Leute sind hier darauf angewiesen, wieder ihre Felder zu bewirtschaften, sind aber angehalten, dort sich nicht zu bewegen, weil da vielleicht Landminen sind. Die können aber nicht mehr warten – weil hier geht’s ums nackte Überleben …“, sagte sie tief berührt nach den Erlebnissen im Kosovo gegenüber „Handicap international“.

Auch wenn die TV-Kameras abgeschaltet sind, schaltet Ulrike Folkerts selbst nicht ab. „Keine Scheuklappen“, keine „Egozentrik“, keine Bequemlichkeit – die Schauspielerei ist zwar ihr Beruf, ihre Berufung, aber sie hat – und das kommt von Herzen und ist nicht, wie bei vielen wichtig tuenden Zeitgenossen, nur „Show“ oder „PR in eigener Sache“ – einen Blick „über den eigenen Tellerrand“ hinaus.

Irgendwie scheint an dem Klischee von der „harten Frau“ allerdings doch etwas dran zu sein …
Wie Ulrike Folkerts gegenüber der „Zeitung mit den vier großen Buchstaben“ außerdem verriet, kann sie auch ziemlich entschieden sein.
Wenn sie einmal richtig sauer sei, könne eine Freundschaft vorbei sein, das wissen alle bei ihr. Natürlich kämpfe sie um eine Freundschaft, aber letztendlich sei sie sehr resolut.
Also enttäuschen sollte man eine Ulrike Folkerts nicht !

Enttäuscht als Schauspielerin hat sie ihr Publikum nie. Sie begeisterte in zahlreichen Filmen, stets eindrucksvoll. Sie lebte und lebt ihre Rollen.

Nun stellt sie in Wismar ihr Buch „Glück gefunden“ vor. Man darf sicher sein, dass eine Ulrike Folkerts damit nicht nur die „Herrlichkeit eines positiven Augenblicks“ meint, dafür ist die gebürtige Hessin (1961 in Kassel) ganz einfach zu „tiefschürfend“ in ihrem Denken und Handeln.

„Die Neue“ hieß der Titel ihres ersten „Tatortes“ 1989. Es bleibt zu hoffen, dass die einstige „Neue“, die „alte“ bleibt – natürlich, „gerade aus“, auch hart und vor allem immer emotional.
Das alles ist bzw. könnte Ulrike Folkerts sein – was sie aber noch ist, und wie sie sich und ihr Glück definiert, erfährt man am 10.November im Zeughaus Wismar.

Die Lesung mit Ulrike Folkerts reiht sich jedenfalls würdig in die Reihe „Reale und irreale Staatsgewaltige lesen in Wismar etwas vor“ ein. Nachdem in der Hansestadt Peter Sodann kundtat, dass er am liebsten Josef Ackermann verhaften würde, Strafrichter Rüdiger Warnstädt so manches „Schwergewicht verknackte“, darf man gespannt sein, wem Ulrike Folkerts am liebsten Handschellen anlegen würde.
Beginn der Lesung im Zeughaus ist um 19.30 Uhr.

M.Michels

 
> Weitere Infos zum Buch und zur Lesung mit Ulrike Folkerts in Wismar

Ulrike Folkerts war, unterstützt von der Künstlerin Katharina Schnitzler, über zwei Jahre mit „augenzwinkerndem Ernst“ dem Glück auf der Spur. Herausgekommen dabei ist nicht etwa ein Lebenshilfe- oder Ratgeberbuch, das versucht, das Glück auf eine einfache Formel zu bringen. Vielmehr wird der Leser in charmant poetischer Erzählweise von 13 heiteren Bildergeschichten verzaubert und zum „Mitfinden“ eingeladen. „Glück gefunden“ fasziniert durch seine besondere Mischung aus Text, Fotografie und Zeichnung. Mit diesen drei Bällen jonglieren die Künstlerinnen und nähern sich dem Phänomen Glück ebenso differenziert wie unterhaltsam und klug an.