Gipfeltreffen der deutschsprachigen Philosophie in Rostock

Macht und Ohnmacht des Nachdenkens


Unter dem Titel „Macht und Reflexion“ findet vom 8. bis 10. Oktober 2015 das Forum der Deutschen Gesellschaft für Philosophie statt. Die öffentliche Tagung der größten philosophischen Vereinigung im deutschsprachigen Raum wird in diesem Jahr von der Universität Rostock ausgerichtet.

UniPlakat

Insgesamt 16 bekannte Philosophinnen und Philosophen aus dem In- und Ausland stehen auf dem Programm. Die Abendvorträge halten der ehemalige Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin von der Ludwig-Maximilians-Universität München und Michael Hampe, Philosophieprofessor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich.

Die Frage nach der Wirksamkeit von Reflexion stellt sich in kulturellen Wendezeiten mit besonderer Dringlichkeit. Hochaktuelle Anwendungsgebiete zeigen sich in den einzelnen Vorträgen. Konrad Ott (Kiel) untersucht die „Migration zwischen Moral und Politik“ und spricht dabei nicht einmal 100 Meter Luftlinie von der neuesten Gemeinschaftsunterkunft für syrische Flüchtlinge in Rostock entfernt.

Dem Verdacht, Nachdenken könnte in Zeiten von Big Data, Social Media und Post Privacy eine veraltete Kulturtechnik oder sogar nur noch eine Illusion sein, gehen Georg Franck (Wien) und Simone Dietz (Düsseldorf) nach.

Zu den weiteren Themen gehören das gegenwärtig dominante Wirtschaftssystem, das anscheinend genauso alternativlos wie unkontrollierbar ist, sowie die irritierenden Ergebnisse der Gehirnforschung und deren Auswirkungen auf das etablierte Rechtssystem.

Zu den vielen Formen, in denen sich Macht äußert, gehört nicht zuletzt das Denken selbst. Die Missachtung dieses verwickelten Zusammenspiels kann desaströse Konsequenzen haben, wie die deutsche Geschichte lehrt. Reflexion muss mächtig sein, um zu wirken, sie darf jedoch nicht dogmatisch sein oder sich bestehenden Machtverhältnissen umstandslos ausliefern.

Eine angemessene Darstellung der Möglichkeiten und Bedingungen wirksamen Denkens stellt besonders in Zeiten gesellschaftlicher Orientierungslosigkeit eine herausfordernde Aufgabe dar.

Damit öffnet sich auf der Tagung eine Chance für die akademische Philosophie, den Rechtfertigungsdruck, unter dem sie steht, ins Produktive zu wenden. Der Eröffnungsvortrag von Petra Gehring (Darmstadt) nimmt sich die Grundsatzfrage nach der Möglichkeit kritischen Denkens neu vor, während Dieter Thomä (St. Gallen) im abschließenden Beitrag die „Macht des Störenfrieds in der Politik“ untersucht.

Die Universität Rostock, an der mit dem Vorschlag der Ehrendoktorwürde für Edward Snowden eine Kontroverse ausgelöst wurde, scheint auch deswegen ein geeigneter Ort für die Tagung.

Veranstaltungsort: Aula der Universität Rostock, Universitätsplatz 1 (Hauptgebäude).

Anmeldung: Die Veranstaltung ist öffentlich und kostenfrei; Interessierte sind herzlich eingeladen. Für die Teilnahme an der Tagung vom 8. – 10. Oktober 2015 ist allerdings eine verbindliche Anmeldung erforderlich. Diese erfolgt per E-Mail an heiner.hastedt[at]uni-rostock.de oder über das Registrierungsformular auf http://www.iph.uni-rostock.de/tagungen

Pressemitteilung/Foto / Universität Rostock

PS: Bleibt nur zu hoffen, dass der derzeit berühmteste Philosoph in Mecklenburg-Vorpommern, unser Kultusminister Mathias Brodkorb, ebenfalls an dieser renommierten Veranstaltung teilnehmen wird. Denn: Philosophische Fragen und Probleme werden in M-V mit besonderem „Fingerspitzengefühl“ gelöst und diskutiert… mm