Schaden geht in die Hunderttausende
In der Nacht zum Samstag, dem 09.07.2011 haben mehrere unbekannte Personen zwei umzäunte Versuchsfelder bei Groß Lüsewitz (Landkreis Bad Doberan) zerstört. Auf den Feldern werden von der biovativ GmbH, die neben weiteren Unternehmen ihren Sitz im AgroBioTechnikum in Groß Lüsewitz hat, vom Bundesforschungsministerium geförderte Freilandversuche mit genmanipuliertem Weizen und Kartoffeln durchgeführt.
Wie das Polizeipräsidium Rostock mitteilte, hielten die Unbekannten Aktivisten bei ihrer nächtlichen Aktion einen zum Schutz der Felder eingesetzten Wachmann in seinem Wachhäuschen fest und entwendeten sein Handy, so dass er an der Verständigung seiner Wachzentrale und der Polizei gehindert wurde. Anschließend zerstörten die Täter die Versuchsfelder in Teilflächen von insgesamt ca. 650 qm. Dabei sei ein geschätzter Sachschaden von 250.000 Euro entstanden. „Sehr gezielt und brutal“ sei der Angriff abgelaufen, so die Projektleiterin der biovativ GmbH, Kerstin Schmidt.
AgroBioTechnikum wiederholt Ziel von Aktivisten
Bereits 2009 wurde das betroffene Versuchsgelände schon einmal von Aktivisten zerstört. Im März dieses Jahres war zudem das AgroBioTechnikum selbst Ziel eines Anschlags gewesen. Dabei warfen mehrere Autonome über 50 Glasscheiben eines Gewächshauses ein und verursachten einen Schaden in Höhe von 10.000 Euro.
Laut einer vom Bundesverband der deutschen Pflanzenzüchter (BDP) veröffentlichten Statistik nehmen die Feldzerstörungen in den letzten Jahren deutlich zu. So wurden im Jahr 2009 etwa die Hälfte aller Feldversuche in Deutschland von radikalen Gentechnikgegnern zerstört. Dieses Jahr sind bereits sechs von insgesamt 16 Feldversuchen zerstört worden.
Anschlag von Politik verurteilt
Seitens der Fraktionen von CDU, SPD und FDP wird der jüngste Anschlag auf das schärfste verurteilt. Es dürfe nicht hingenommen werden, wenn militante Gentechnikgegner mit Gewalt gegen die Grüne Gentechnik antreten und so wertvolle Forschungsarbeit zunichte machten, erklärte die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Beate Schlupp. „Hier geht es längst nicht mehr um Sachbeschädigung oder Hausfriedensbruch sondern inzwischen auch um Freiheitsberaubung. Damit hat die Gewalt der Gentechnikgegner eine neue Stufe erreicht“, so Schlupp
Auch Lorenz Caffier, Spitzenkandidat der CDU MV, forderte einen gewaltfreien Dialog. „Angriffe auf Wachpersonal und Zerstörung von Gentechnikversuchsfeldern sind kein Kavaliersdelikt. Es zeigt aber die Einstellung einiger Gentechnikgegner, die sich offenkundig aufgrund von Argumentationsschieflagen nur mit Gewalt weiterzuhelfen wissen.“
Die agrarpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion MV, Ute Schildt, unterstrich in diesem Zusammenhang neben der „Forschung auch aus Sicht der Risikobewertung“ auch die Wichtigkeit der Unterstützung „regionaler Initiativen für gentechnikfreie Regionen“. „Darin besteht kein Widerspruch!“, so Schildt.
Die Bündnisgrünen fordern hingegen eine schnellstmögliche Beendigung der Gentechnik-Forschungen am AgroBioTechnikum in Groß Lüsewitz. Wie der Landesvorsitzende der Bündnisgrünen in MV, Jürgen Suhr, am Sonntag sagte, sei die Gentechnik eine nicht regulierbare, nicht rückholbare Risikotechnologie. „Die drängenden Probleme dieser Welt können aber nicht mit unbeherrschbaren Experimenten gelöst werden. Wir haben jetzt den Ausstieg aus der Atomenergie geschafft, wir werden auch den Ausstieg aus der Agrogentechnik bewerkstelligen“, so Suhr weiter.
von Patrick Dettmann