Gemeinsame Deutsch-Polnische Bildungskonferenz Usedom-Wollin

Minister Tesch kündigt Gespräch über bilaterale Bildungszusammenarbeit mit polnischer Bildungsministerin an

Henry Tesch, Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur nahm heute im polnischen Swinemünde an einer „Deutsch-Polnischen Bildungskonferenz“ zur Förderung der Zweisprachigkeit in der Grenzregion teil. Gemeinsam mit Vertretern aus dem schulischen und vorschulischen Bereich diskutierte Minister Tesch über Umsetzungsmöglichkeiten an (vor-) schulischen Einrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern und der Wojewodschaft Westpommern (Zachodniopomorskie).

„In der Koalitionsvereinbarung haben wir ausdrücklich festgelegt, dass der früh beginnende Fremdsprachenunterricht weiter ausgebaut werden muss. Denn kleine Kinder erwerben eine zweite Sprache in der gleichen Mühelosigkeit wie die erste. Kindertageseinrichtungen verfügen über ideale Voraussetzungen, um Kindern die Chance einer zusätzlichen Sprache kindgerecht und mit viel Spaß zu eröffnen,“ sagte Minister Tesch in seiner Rede.

Fortgesetzt werden diese Anstrengungen in den Grundschulen der Grenzregion. Ein Beispiel ist das Projekt „Spotkanie heißt Begegnung“, das in diesem Schuljahr erfolgreich gestartet werden konnte. In den derzeit fünf Spotkanie-Arbeitsgemeinschaften  erwerben Kinder ab der 1. Klasse spielerisch und lebensnah Grundkenntnisse in der Sprache des Nachbarn. An einigen weiterführenden Schulen in Mecklenburg-Vorpommern können die Schüler Polnisch als zweite oder dritte Fremdsprache wählen. Darüber hinaus bietet das  deutsch-polnische Gymnasium Löcknitz polnischen Schülerinnen und Schüler an, zeitgleich das deutsche und das polnische Abitur zu erwerben.

Eine geplante Kooperation der deutschen und polnischen Schulen auf Usedom–Wollin geht noch weiter: Sie wollen in dieser Region ein durchgehendes Erlernen der Sprache des Nachbarn von der Kita bis zum Abschluss der schulischen Ausbildung ermöglichen. Das sind nur einige der Beispiele, die auf der deutsch-polnischen Bildungskonferenz vorgestellt wurden. Sie kam auf Initiative der Gemeinde Heringsdorf und der Stadt Swinemünde zustande. Ziel der Veranstalter war es, mit Vertretern aus Politik, Schulaufsicht und schulischen Einrichtungen Erfahrungen auszutauschen sowie über die Umsetzung von Projekten und Vorhaben zur bilateralen Zusammenarbeit zwischen deutschen und polnischen Schulen zu beraten.

Minister Tesch: „Unsere bisherigen Erfahrungen machen deutlich, dass gerade in den grenznahen ländlichen Regionen durch den Kontakt zur polnischen Sprache und Kultur das interkulturelle Verständnis nachhaltig gestärkt wird. Beginnt Spracherwerb in einer Fremdsprache im frühen Kindesalter, ist eine gute Basis für interkulturelle Kompetenz und Neugierde auf den anderen gelegt.“

Im Mittelpunkt der Diskussion standen die Zuständigkeiten, finanzielle und personelle Unterstützungsmöglichkeiten sowie mittelfristige Lösungsansätze. Minister Tesch kündigte an, sich bei einem Treffen mit der polnischen Bildungsministerin im Mai mit ihr über Möglichkeiten der Vertiefung der Zusammenarbeit im Bereich der Bildung zu verständigen.

Hintergrund

Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur unterstützt an den Kindertagesstätten und Schulen folgende deutsch-polnischen Projekte:

Kita

Seit 2007 läuft das Modellprojekt „Mehrsprachige Erziehung – Polnisch in Kindergärten und weiterführenden Einrichtungen“, das mit Hilfe von MuttersprachlerInnen das grundlegende Interesse am Erlernen der polnischen Sprache wecken soll. Es wird vom Bildungsministerium jährlich mit 20.000 Euro unterstützt. Das Projekt ist bis zum Ende des Jahres 2013 geplant, um seine Nachhaltigkeit zu sichern.

Insgesamt nehmen 11 Kindertageseinrichtungen teil. Dazu zählen:

– in Altwarp die Kita „Sanddüne“,
– in Eggesin die Kitas „Villa Märchenland“ und „Kinderland“
– in Jatznick die Kita „Gänseblümchen“
– in Mönkebudedie Kita „Haffknirpse“
– in Pasewalk die Kita „Storchennest“
– in Penkun die Kita „Pusteblume“
– in Strasburg die Kita „Kunterbunte Kinderwelt“
– in Torgelow die Kita „Zwergenland“
– in Ahlbeck die Kita „Uns Lütt Puppenstuw“
– in Grambow die Kita „Moorgeister“
– in Galenbeck/OT Kotelow die Kita „Storchennest“

Grundschule

Im Schuljahr 2007/2008 erhielten 47 Grundschulkinder Polnischunterricht.

Im Schuljahr 2008/2009 begann das Bildungsministerium das Projekt „Spotkanie heißt Begegnung“ mit fünf SPOTKANIE-Arbeitsgemeinschaften an vier Grundschulen in der grenznahen Region.

Das Projekt wurde 1994 von der RAA Brandenburg (Regionale Arbeitsstelle für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule, Brandenburg e.V.) ins Leben gerufen. In den Spotkanie-Arbeitsgemeinschaften  erwerben Kinder ab der 1. Klasse freiwillig, spielerisch und lebensnah Grundkenntnisse in der Sprache des Nachbarn.

Jede Arbeitsgemeinschaft (AG) hat eine Partnergruppe im Nachbarland, mit der sie sich regelmäßig trifft. Der Sprachunterricht dient zur Vorbereitung dieser Begegnungen und wird einmal wöchentlich in zwei zusätzlichen Schulstunden erteilt. Für diesen Unterricht stehen ausschließlich muttersprachliche Lehrkräfte zur Verfügung. Pro Schuljahr gibt es 3-4 eintägige und 1-2 mehrtägige Begegnungen, bei denen Unterricht und Freizeit gemeinsam gestaltet werden.

Durch die partnerschaftliche Spracharbeit (Tandem-Methode) wird für die Kinder eine Situation geschaffen, die den Bedingungen des spontanen Spracherwerbs in einer alltäglichen fremdsprachlichen Umgebung sehr ähnlich ist und somit den Spracherwerbsfähigkeiten  dieser Altersgruppe entgegenkommt. Lernen im Tandem, wo Kinder Lerner und Lehrer in einer Person sind, ist eine im Projekt erprobte und bewährte Methode, den Kontakt zwischen polnischen und deutschen Kindern zu intensivieren.

Beteiligte Grundschulen:

– Die Grundschule Zinnowitz arbeitet mit der GS 1 Swinoujscie zusammen. In der AG lernen neun Kinder
– In der Grundschule Heringsdorf und der Szkola podstawowa STSG Swinoujscie sind 2 AGs mit 44 Schülern gebildet worden
– Die Grundschule Pasewalk arbeitet mit der8. Szkola podstawowa Police zusammen. In der AG lernen 30 Schüler.
– Die Grundschule Löcknitz arbeitet mit der Szkola podstawowa Nr. 21 Szczecin zusammen. In der AG lernen 14 Schüler.

Das Land M-V finanziert das Projekt derzeit mit 4 Anrechnungsstunden und ca. 4.000 € Baranteil  pro Arbeitsgemeinschaft.

Weiterführende Schulen

Die Europaschule Deutsch-Polnisches-Gymnasium Löcknitz arbeitet auf Bildungsebene eng mit polnischen Einrichtungen zusammen. Es besteht seit 1994 eine Verwaltungsvereinbarung über das grenzüberschreitende Schulprojekt „Deutsch-Polnisches Gymnasium“.

Polnische Schüler der Wojewodschaft Westpommern besuchen das Gymnasium nunmehr ab der Jahrgangsstufe 7 bis zum Erreichen der Allgemeinen Hochschulreife. Diese Schüler erreichen somit sowohl den polnischen als auch den deutschen Abschluss; die Bildungsabschlüsse werden gegenseitig anerkannt.

Das Fach Polnisch ist erste und zweite Fremdsprache; die Schüler beteiligen sich regelmäßig am Bundeswettbewerb Fremdsprachen und führen regelmäßige Schülerbegegnungen und sportliche Wettkämpfe mit Police durch. Sie erhielten für ihre Aktivitäten mehrere Auszeichnungen.

Die Europaschule Maxim-Gorki-Gymnasium Heringsdorf hat enge Verbindungen zur polnischen Seite, insbesondere mit dem Gimnazjum Nr. 2 Swinoujscie. Sprachunterricht und Sachfächer werden in beiden Sprachen vermittelt. Der Unterricht findet gemeinsam wechselseitig für die Schüler sowohl in Heringsdorf als auch in Swinemünde statt.

Berufliche Schulen

Nachfolgende Berufliche Schulen unterhalten auf Basis von Schüleraustausch bzw. Schülertreffen Beziehungen zum Nachbarland Polen:

– Berufliche Schule des Landkreises Ostvorpommern in Wolgast
– Berufliche Schule des Landkreises Rügen in Sassnitz
– Berufliche Schule des Landkreises Uecker-Randow
– Berufliche Schule der Stadt Neubrandenburg – Wirtschaft, Handel, Industrie
– Berufliche Schule des Landkreises Mecklenburg-Strelitz in Neustrelitz
– Berufliche Schule des Landkreises Müritz in Waren
– Berufliche Schule der Hansestadt Rostock – Wirtschaft

Schulpartnerschaften

Es bestehen 67 bilaterale Partnerschaften zwischen Schulen in Polen und Mecklenburg-Vorpommern. Das Bildungsministerium fördert Schüleraustauschmaßnahmen im Rahmen der „Richtlinie zur Förderung von Projekten und Begegnungen im Rahmen des Schüleraustausches mit Staaten Mittel- und Osteuropas sowie Israel“.

Im Rahmen dieser Richtlinie stellt das Bildungsministerium der Kommunalgemeinschaft Pomerania e.V. als Zentralstelle für den deutsch-polnischen Schüleraustausch jährlich Finanzmittel zur Verfügung. Im jahr 2008 betrugen diese eine Höhe von 10.400 Euro.

Fremdsprachenassistenten

Mecklenburg-Vorpommern finanziert im Schuljahr 2009/2010 drei Assistentenstellen (Deutsch-Polnisches-Gymnasium Löcknitz, Gymnasium Heringsdorf, Stensen-Grundschule Schwerin).