Fußballsportiver Einwurf für den FCH

Der FC Hansa Rostock zwischen Historie und Gegenwart

Der Fußball steht zurzeit im Blickpunkt des Interesses, wobei es leider nicht vordergründig um den Sport geht…

Fußballwelt

Die deutschen Herren schafften 2014 den Weltmeister-Titel, die US-Amerikanerinnen sind wieder seit 2015 Weltmeisterinnen. Sowohl die deutschen Herren als auch die amerikanischen Frauen boten dabei epochale Leistungen. Eigentlich gute Gründe, den Fußball bedingungslos zu mögen.

Schaut man sich jedoch die „fußballerische Entwicklung“ jenseits des „Rasens“ an, so wird der aufrichtige Fußball-Fan eher nachdenklich. Stichwort FIFA: Korruption, Geldverschwendung, Vergabe von WM an suboptimale Austragungsorte, politische und wirtschaftliche Einflußnahmen auf die WM-Organisation oder Umwelt-Frevel prägten in den letzten Jahren oft das „Geschehen“.

Da wurden Unsummen für den Bau neuer Stadien ausgegeben, deren Nachhaltigkeit oder Sinnhaftigkeit alles andere als „vorhanden“ ist. Da gab es Zwangsumsiedlungen bei WM im Hinblick auf den Stadion-Bau. Und: Da wurden Gelder statt in mehr Bildung, Soziales oder Gesundheit zu investieren, für den Profi-Fußball verschleudert. Korruptionsvorwürfe allerorten, die Justiz ermittelt…

Und wie sieht es in Europa, in Deutschland, in M-V aus?! Auch dort regiert Geld die Fußball-Welt, denn es gilt wohl doch: Geld schießt Tore. Ein „Tor“, der noch naiv glaubt, der „große Sport“ und das „große Geld“ ließen sich trennen.

Auch beim FC Hansa ist die Fußball-Welt zurzeit alles andere als in Ordnung, obwohl der Verein mittlerweile eine große Tradition hat. Am 28.Dezember wird der FCH 50, seine Spielstätte feierte im letzten Jahr 60 „Lenze“.

Hansa-Namen, wie Joachim Streich, WM-Teilnehmer 1974 bzw. Olympia-Dritter 1972, Gerd Kische, auch WM-Teilnehmer 1974 sowie Olympiasieger 1976, oder das bronzene Olympia-Quartett von 1964 mit Klaus-Dieter Seehaus, Herbert Pankau, Wolfgang Barthels oder Jürgen Heinsch, haben einen weithin einen ausgezeichneten Klang. Zudem gibt es ja den ehemaligen Nachwuchs-Kicker des FC Hansa Rostock Toni Kroos, der aktuell riesige Triumphe aufweisen kann und mit dem DFB-Team Weltmeister 2014 und WM-Dritter 2010 wurde und EM-Halbfinalist 2012 war.

Und es gibt eine Menge aufrechte Hansa-Fans, denen der Verein eine Menge bedeutet. Einer davon ist auch Björn Achenbach, der im letzten Jahr ein sehr lesenswertes, interessantes und informatives Buch zum FC Hansa veröffentlichte – mit dem vielsagenden Titel „Hansa ist mein Leben“.

Auf die Frage “ Der FC Hansa sorgte in den letzten Jahren, insbesondere seit Umbenennung des Ostseestadions in DKB-Arena, nicht gerade für positive Schlagzeilen – im Hinblick auf die sportliche, die wirtschaftliche und die Fan-Kultur. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des FC Hansa Rostock in den letzten Jahren?“, antwortete Björn Achenbach seinerzeit (Juni 2014) sehr nachdenklich und dennoch optimistisch: „Der F.C. Hansa erlebt seit dem letzten Bundesliga-Abstieg 2008 einen sportlichen Niedergang, der leider immer noch nicht nachhaltig gestoppt werden konnte. Abgesehen von der Saison 2010/11, die mit dem sofortigen Wiederaufstieg in die zweiten Bundesliga endete, ging es eigentlich immer nur bergab oder die Entwicklung stagnierte auf beunruhigend schwachem Niveau.

Wirtschaftlich verkraftet der Verein, der sich ein erstklassiges Umfeld geschaffen hat, die dritte Liga auf Dauer nicht. Der neue Vorstand hat aber Maßnahmen eingeleitet, die vielen Fans Mut machen und mir persönlich Respekt abnötigen, wenn ich an den Schuldenschnitt oder den Dreijahresvertrag mit dem neuen Hauptsponsor denke. Im Buch untersuche ich beispielsweise die Gründe für das zehnjährige Bundesliga-Hoch von 1995 bis 2005. Erfolg ist wiederholbar – meint zumindest Frank Pagelsdorf.“.

Vielleicht gelingt es ja tatsächlich, den FC Hansa wieder in ein positives, erfolgreiches sportliches und organisatorisches Fahrwasser zu lotsen. Die Nachwuchsarbeit dort ist immer noch exzellent.

Es müssen aber mehr aufrichtige Hansa-Fans nach vorn, für die der Fußballsport im Mittelpunkt steht, nicht das eigene Geltungsbedürfnis, der eigene Frust oder das schnöde Geld.

Wie meinten schon „die EU-Finanzminister“: „Zu viel Geld verdirbt den Charakter. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte den Finanzberater Ihrer Bad Bank!“.

Bleibt nur zu hoffen, dass auch für den FCH „das Runde“ künftig häufiger „ins Eckige“ landet – bei sympathischer Stimmung auf den Rängen.

Der Sport sollte eine Vorbildfunktion haben – gerade für die Kinder, die letztendlich auch die Zukunft der Hansa-Kogge sind. Nur wenn diese erkennen, dass der Sport auch ideell viel bedeutet, werden sie Fans oder gar Aktive des FCH…

Marko Michels

Foto/Michels: Die (Herren-)Fußball-Welt ist zurzeit überhaupt nicht in Ordnung… Also nicht nur beim FC Hansa Rostock…