WM 2010: Torreros triumphieren über Toni Kroos & Co. mit 1:0

Wie schon bei der Fußball-EM 2008 – Spanien für Deutschland zu stark

Public Viewing-hier in SchwerinDie erste Spannung war bereits vor dem Anpfiff in Durban verflogen. Nicht der Stuttgarter Cacau ersetzte den gesperrten Thomas Müller. Leider auch nicht der gebürtige Greifswalder Toni Kroos, sondern Piotr Trochowski wurde der Müller-Ersatz.

Vor 70.000 Zuschauern in Durban zeigten die beiden Teams zunächst viel Respekt voreinander. In der 4. Minute dann die erste Aufregung. Allerdings nicht durch einen Fußballspieler, sondern durch einen „WM-Flitzer“ auf dem Spielfeld, der für ein paar Sekunden das Interesse der Weltöffentlichkeit auf sich richten konnte.

So „richtig flitzen“ wollten oder konnten die deutschen Spieler danach allerdings auch nicht – keine schnellen Tore, kein atemberaubender Offensiv-Fußball wie bei den Partien gegen Australien, England oder Argentinien. In der sechsten Minute gab es dann die erste Groß-Chance für den spanischen Europameister. Villa scheiterte in günstigster Position an Neuer. Die Spanier störten in den ersten fünfundvierzig Minuten die Deutschen früh, ließen einen deutschen Angriffswirbel einfach nicht zu. In der 13. Minute köpfte Puyol nur knapp über das deutsche Gehäuse.

Public Viewing Die deutsche Mannschaft kam einfach nicht ins Spiel, viele Fehlpässe waren das Markenzeichen der deutschen Auswahl bis zur 25. Minute. Die Spanier agierten viel druckvoller, viel ballsicherer. In der 30. Minute versuchte es Xabi Alonso mit einem Fehlschuss, der nur knapp das deutsche Tor verfehlte. Erst in der 32. Minute hatte Deutschland dank Trochowski die erste Möglichkeit. Bis zum Halbzeit-Ende konnte für Spanien 60 Prozent Ballbesitz notiert werden, das hatte sich das Team von Jogi Löw anders vorgestellt. In der 45. Minute dann helle Aufregung. Özil fiel im spanischen Strafraum um – allerdings kein beabsichtigtes Foul. Zu Recht kein Elfmeter. Der Spielverlauf wäre so auch auf den Kopf gestellt worden…

Nun müsste Jogi Löw Klar-Text reden…

WM-ZuschauerDer quirlige Xabi Alonso leitete mit seinem Fernschuss in der 48. Minute, das „fröhliche Wettschießen“ auf das deutsche Tor in der zweiten Halbzeit ein. Bereits zwei Minuten später hatte Alonso wieder eine Chance. Villa verfehlte in der 55. Minute knapp den deutschen Kasten. Möglichkeit auf Möglichkeit für die Spanier in den folgenden Minuten. Neuer musste zweimal glänzend gegen Pedro halten. In der 62. Minute kam dann der Greifswalder Toni Kroos doch noch zu seinem Einsatz. Bis zur 68. Minute hatten jedoch die Spanier beste Tor-Chancen – durch den bestens aufgelegten Xabi Alonso und durch Capdevila, aber Neuer war stets auf dem Posten. Dann fast schon Tor-Jubel für Deutschland – durch einen Greifswalder: Lukas Podolski konnte von der linken Seite auf den unbedingten Toni Kroos flanken, der schießt in einer hervorragenden Position – und… Leider vorbei!

Vier Minuten später, in der 73. Minute: Spanien konnte das hoch verdiente 1:0 erzielen. Per Kopf – nach einer Ecke – war Puyol zur Stelle. Sollte Spanien heute etwa seinen größten Erfolg nach dem Olympiasieg 1992, den EM-Titeln 1964 und 2008 sowie dem vierten Platz bei den WM 1950 (!) feiern. So schien es 15 Minuten vor Schluss jedenfalls…

Danach versuchte Deutschland umzustellen – aber nichts Zählbares springt heraus. Noch 10 Minuten! Vorher, in der 79. Minute, konnte Villa gerade noch gestoppt werden. Dann hatte Pedro in der 82. Minute die Entscheidung „vor den Füßen“. Anstatt zum freien Tores abzugeben, versuchte er es selbst – kein Tor. Deutschland wieder einmal im Glück.
Und das deutsche Aufbäumen?! Alles Anrennen der Deutschen half nichts, die Spanier störten und kontrollierten das Spiel. Der spanische Kombinationsfluss – ein Genuss. Die letzten drei Minuten. Deutschland hatte keine Tor-Chance mehr. Aus. Vorbei.

Der Traum vom vierten deutschen WM-Titel ausgeträumt. Für 2010. 2014 ist wieder ein Turnier, wenn auch in Brasilien. Die deutsche Elf kann dennoch stolz sein. Mit erfrischendem Angriffsfußball setzte sie bei dieser WM Akzente. Sorgte zusammen mit den Niederlanden, Spanien und Uruguay für unvergessliche weltmeisterliche Momente in Südafrika. Und der Greifswalder Toni Kroos, bis 2006 beim FC Hansa Rostock?! Bewies sein großartiges Talent. Hatte in den Begegnungen gegen Ghana (ab der 81. Minute), gegen Argentinien (ab der 77. Minute) und gegen Spanien (ab der 62. Minute) sehr gute Einsätze. Gerade in der Partie gegen Spanien sorgte Toni für „frischen Wind“ und setzte Akzente. Ein großes Talent mit großer Zukunft. Auf ein Neues 2014!

Nun geht es im Spiel um Platz drei gegen Uruguay. Medaillen haben alle vier Halbfinalisten eh sicher. Der Erste erhält den „Pott“, der Zweite eine vergoldete Silbermedaille, der Dritte eine versilberte Bronzemedaille un der Vierte eine Bronzemedaille. So etwas gibt es fast nur im Fußball…

Das Erlebnis eines WM-Endspiels verpassten die deutschen Spieler 2010 leider…
Dafür kann man sich mit den bisherigen deutschen WM-Endspiel-Teilnahmen trösten!

Fußball-WM-Endspiele mit deutscher Beteiligung

Zwischen dem „Wunder von Bern“ 1954 und dem südafrikanischen „Sommermärchen“ 2010

1954: Helmut Rahn machte alles klar…
Vor 56 Jahren wurde ein deutscher Fußball-Traum Realität, als die Bundesrepublik am 4. Juli 1954 nach Toren vom Max Morlock (10. Minute), zweimal Helmut Rahn (18. Minute und 84. Minute) die für unschlagbar gehaltenen Ungarn mit 3:2 im Berner Wankdorfstadion bezwang. Gleich das erste WM-Finale wurde aus deutscher Sicht damit zum Triumph. Das nächste Finale bot dann aus DFB-Sicht viel Tragik. Im Londoner Wembley-Stadion erlebte die deutsche Mannschaft zwar einen Traumstart – Haller schoss in der 12. Minute die 1:0-Führung – aber Endspiel-Gegner England schlug fast umgehend zurück.

„Wembley forever“…

Hurst erzielte in der 18. Minute das 1:1. Als 12 Minuten vor dem Ende Peters das englische 2:1 markierte, glaubten die fast 97000 Zuschauer im Stadion bereits an die Entscheidung. Aber kurz vor Abpfiff gab es doch noch das 2:2 durch Weber in der 90. Minute. Die folgende Verlängerung wird dann wohl für alle Ewigkeit in die Sportgeschichte eingehen. Hurst, der Schütze zum 1:1, kam zu einem Tor, das keines war. Der Ball landete vor, nicht hinter der Linie, wie man heute weiß. Und auch das abschließende 4:2 in der 120. Minute wiederum durch Hurst war nicht den Regeln entsprechend. Da einige englische Fans glaubten, dass Spiel sei zu Ende, liefen sie auf den Rasen. Als Hurst das 4:2 erreichte, waren bereits mehr als 11 Engländer auf dem Spielfeld… Der Referee hätte dem Treffer die Anerkennung versagen müssen. Ja, die Schiedsrichter waren früher auch nicht unbedingt besser…
Im Endspiel von 1974 standen sich die Teams gegenüber, die auch 2010 um den Titel spielen: Deutschland und die Niederlande. Während die Holländer 1974 mit Cruyff, Neeskens und Rep den „Voetbal total“ zelebrierten, mit dem Ball zauberten und die Zuschauer verzauberten, musste Deutschland-West in der Vorrunde sogar eine 0:1-Niederlage gegen die DDR hinnehmen.

Der Müller-Gerd entschied das WM-Finale 1974.

Aber auch damals stand schon ein Müller in der (west-)deutschen Auswahl: Stand es nach 25 Minuten – nach Elfmetern von Johann Neeskens (2. Minute) und Paul Breitner (25. Minute) – 1:1, so markierte Gerd Müller kurz vor der Halbzeitpause das 2:1 – bereits das Endresultat. Was der Müller-Gerd 1974 schaffte, sollte für den Müller-Thomas 2010 erst recht drin sein.

„Die Unsympathen“ 1982

1982 erreichte Deutschland das vierte WM-Finale – mit Fußball zum Wegschauen, mit Pleiten, mit Stillstandsabkommen und viel Glück. Nachdem „Team Germany“ in der Vorrunde gegen Algerien 2:1 verlor, benötige man in der letzten Vorrunden-Partie unbedingt einen Sieg gegen Österreich. Damals keine Selbstverständlichkeit, hatte man doch 1978 gegen die Österreicher in der zweiten Finalrunde mit 2:3 verloren und daraufhin vorzeitig die Heimreise antreten müssen. Nachdem Hrubesch nach 11 Minuten das 1:0 geschossen hatte, das beiden Teams zum Weiterkommen reichte, wurde das Fußballspielen eingestellt – zum Leidwesen der Algerier, die durch das schlechtere Torverhältnis ausschieden. Auch in der Zwischenrunde „arbeitete“ das deutsche Team nur Fußball – ein ödes 0:0 und ein schwer erkämpftes 2:1 über Spanien reichten zur Quali für das Halbfinale. Dort war der Glück auf Seite der Deutschen, die sich mit 8:7 nach Elfmeterschießen gegen die spielerisch besseren Franzosen durchsetzten. Schlimmer Begleitumstand: Das schwere Foul des deutschen Torwarts Schumacher am Franzosen Battiston und Schumacher`s zynische Bemerkungen dazu. Im Finale setzte es eine gerechte 1:3-Niederlage gegen Italien. Paul Breitner konnte in der 83. Minute nur noch Ergebnis-Kosmetik betreiben. Die DFB-Elf war an der eigenen Überheblichkeit gescheitert und hätte – wäre Fußball gerecht – nie ins Finale vordringen dürfen. Aber was ist schon letztendlich gerecht – gerade im Sport?!

Im Jahr 1986 schaffte die Bundesrepublik erneut ein WM-Finale. Deutlich besser und sympathischer als die Auswahl von 1982. Dennoch gab es viel Mühe in der Vorrunde. Einem 1:1 gegen Uruguay (glücklicher Ausgleich in den Schlußminuten der Partie) folgte ein schwer erkämpftes 2:1 über Schottland und eine 0:2-Niederlage gegen Dänemark. Allerdings: Deutschland steigerte sich, kam im Halbfinale zu einem verdienten 2:0 über Frankreich. Im Finale war dann gegen Diego Maradona und dessen Mitspieler der Jubel zu Ende: 2:3 – wieder nur Vize-Weltmeister.

Goldener Triumph in der „ewigen Stadt“ 1990

Aber vier Jahre später, in Rom, revanchierte sich ein insgesamt auch spielerisch überzeugendes deutsches Team gegen die „Gauchos“. Ein Elfmeter durch Brehme in der 85. Minute blieb jedoch der einzige Treffer in einem wenig ansehnlichen Endspiel am 8. Juli 1990. Im Jahr 2002 sollte es dann eine Premiere geben. Der bis dahin vierfache Weltmeister Brasilien und der dreifache Weltmeister, das deutsche Team vom DFB, spielten erstmals bei einer WM-Endrunde gegeneinander. Allerdings sollte nicht vergessen werden, dass es ja bei der WM 1974 in der zweiten Finalrunde ein Aufeinandertreffen zwischen Brasilien und Deutschland-Ost gab. Das endete damals mit einem glücklichen 1:0 für die Brasilianer.

Starkes Finale gegen Brasilien 2002 / Nun eben 2014

Jedenfalls war das WM-Finale am 30. Juni 2002 schon ein denkwürdiges. Die Deutschen, als Außenseiter in das Turnier gestartet, aber mit klasse Spielen und mit einem Super-Kahn, hatten wenig Respekt vor dem brasilianischen Star-Ensemble, hatten spielerische Vorteile und auch mehr Möglichkeiten. Aber einen Unterschied gab es doch – an den „Torriecher“ Ronaldos kam keiner heran. Dieser entschied mit seinen Toren in der 67. Minute und in der 79. Minute das Finale „im Alleingang“ für Brasilien.
Nun gilt es eben für 2014 – wieder Angriff Richtung WM-Titel für Toni Kroos & Co.!

Die Fußball-Weltmeister seit 1930

1930: Uruguay / 1934: Italien / 1938: Italien / 1950: Uruguay / 1954: Bundesrepublik Deutschland / 1958: Brasilien / 1962: Brasilien / 1966: England / 1970: Brasilien / 1974: Bundesrepublik Deutschland / 1978: Argentinien / 1982: Italien / 1986: Argentinien / 1990: Deutschland / 1994: Brasilien / 1998: Frankreich / 2002: Brasilien / 2006: Italien / 2010:

Marko Michels

Foto-Nachweis:
1./2./3. – Diese Fußball-WM 2010 in Südafrika begeistert das Publikum auch in Deutschland. Beim Public Viewing in deutschen Städten, auch in Schwerin (hier Impressionen von der Freilichtbühne), in Rostock oder in Greifswald, strömen die Fans aus Mecklenburg-Vorpommern. (Michels)