„Fühle mich mit dem Wasserspringen immer noch verbunden…“

Die frühere erfolgreiche Rostocker Wasserspringerin Christa Kinast zum Wasserspringen an der Ostseeküste

Am 15.März hätte eine bekannte Wasserspringerin des SC Empor Rostock ein rundes Jubiläum gehabt: Christiane Lanzke, Jahrgang 1947, die nicht nur als Wasserspringerin, sondern auch als Hauptdarstellerin im Film „Das Mädchen auf dem Brett“ aus dem Jahr 1966 von Kurt Maetzig berühmt wurde, wäre 70 „Lenze“ geworden. Leider verstarb sie bereits im Jahr 2005.

Im Blickpunkt: Christa Köhler

Eine exzellente Kennerin der Rostocker Wassersprung-Szene ist seit Jahrzehnten Christa Köhler, verheiratete Kinast, Jahrgang 1951, Weltmeisterin 1973 und Olympia-Zweite 1976 im Kunstspringen und frühere Trainerin.

Christa Köhler vom SC Empor Rostock (Kunstspringen) und die Schwedin Ulrika Knape (Turmspringen) sind die ersten Weltmeisterinnen im Wasserspringen der Sportgeschichte.

Zwar gibt es olympische Konkurrenzen im Schwimmen seit 1896 und im Wasserspringen seit 1904 (für Frauen ab 1912), aber Welt-Titelkämpfe im Schwimmen und Wasserspringen (dazu Wasserball, Synchronschwimmen und mittlerweile im Freiwasser-Schwimmen bzw. im Klippenspringen) werden erst seit 1973, Austragungsort war Belgrad, organisiert.

Übrigens: Christa Köhler und das Duo Sascha Klein/Patrick Hausding (Erste im Synchronspringen vom 10 Meter Turm) sind die einzigen WM-Goldmedaillen-Gewinner bis dato im Wasserspringen für Deutschland.

Von den bisherigen 16 Goldmedaillen im Frauen-Kunstspringen (Einzel) errangen chinesische Springerinnen 13. Guo Jingjing siegte im Zeitraum 2001-2009 dort bei WM fünfmal. Neben Christa Köhler war die Amerikanerin Megan Neyer (1982) und die Russin Julija Pachalina (1998) die einzigen bisher nichtchinesischen Weltmeisterin im Frauen-Kunstspringen (Einzel).

Nachgefragt bei Christa Kinast

Christa Kinast über die Dreharbeiten für den Film „Das Mädchen auf dem Brett“ mit Christane Lanzke, die dreifache Olympiasiegerin im Wasserspringen Ingrid Krämer, den Stellenwert des Wasserspringens in Rostock und den heutigen Wassersprung-Nachwuchs

„Fühle mich mit dem Wasserspringen immer noch verbunden…“

Frage: Eine ehemalige Weltklasse-Wasserspringerin des SC Empor Rostock, Christiane Lanzke, wäre am 15.März 70 geworden. Was verbinden Sie, auch wenn Ihre Wassersprung-Zeit später begann, persönlich mit Christiane Lanzke?

Christa Kinast: Ich hatte leider sehr wenig mit Christiane Lanzke zu tun.
Ich begann ja 1960 mit dem Wasserspringen – und das bei einer anderen Trainerin – so dass ich auch wenig von ihrem Training mitbekam.

Aber an eines kann ich mich noch erinnern: Ein Teil des Filmes „Das Mädchen auf dem Brett“ wurde in Prag im Freibad gedreht. Dort war ich diejenige, die für Christiane die Sprünge vom 10 Meter-Turm machen musste, da sie damals aufgrund einer Verletzung in der Schulter nicht mehr vom 10 Meter-Turm springen durfte. Dabei hatten wir sehr viel Spass.

Frage: Die 1960er Jahre wurden ja zudem von der dreifachen Olympiasiegerin 1960/1964, Ingrid Krämer, im Wasserspringen geprägt. Was zeichnete Ingrid Krämer aus Ihrer Sicht aus? Konnte – aus Ihrer Sicht – Ingrid Krämer dem Wasserspringen neue Impulse verleihen?

Christa Kinast: Ingrid lernte ich als eine zielstrebige Person kennen. Die Wiederholungszahlen ihrer Sprünge waren immer sehr hoch. Zehn und mehr Versuche machte sie stets. Erst wenn der Sprung mindestens eine Acht wert war, hat sie den nächsten Sprung in Angriff genommen.

Mit Ingrid trainierte ich die letzten Jahre bis zu ihrem Karriere-Ende Ende der 1960er Jahre trainiert. Sie ging immer sehr entspannt ins Training und spielte den Trainern auch hin und wieder  Streiche.

Sie gab dem Wasserspringen sehr viel Eleganz und zeigte für die damaligen Jahre sehr schwierige Sprünge. Für meine Zeit als Sportlerin gab sie mir sehr viel mit. Sie vermittelte mir zum Beispiel das Selbstbewusstsein, mich an die sogenannten Männer-Sprünge zu wagen.

Letzte Frage: Zuletzt feierten die Talente des WSC Rostock bei den C-Jugend-Meisterschaften grosse Erfolge… Wie beurteilen Sie den Zuspruch und den Stellenwert des Wasserspringens in Rostock?

Christa Kinast: Es freut mich sehr, dass bei den C-Jugend-Meisterschaften tolle Ergebnisse erreicht wurden. Auch nach vier Jahren, die ich nun schon nicht mehr direkt am Beckenrand stehe, fühle ich mich mit dem Wasserspringen verbunden.

Ich freue mich immer, wenn ich gebraucht werde, ob beim Internationalen Springertag oder bei Wettkämpfen der Jüngeren als Kampfrichterin.

Dabei denke ich  schon, dass das Wasserspringen nach wie vor einen großen Stellenwert in Rostock hat, vor allem auch aufgrund des hervorragend organisierten Internationalen Springertages, der in diesem Jahr zum 62. Mal durchgeführt wurde.

Der Zuspruch ist gross und viele Kinder wollen zum Wasserspringen. Aber nur wenige kommen im Hochleistungssport an.

Es wird immer schwieriger, Kinder bis in den Leistungsbereich zu führen. Die Programme werden anspruchsvoller und die Zeit für die Erlernung wird immer knapper. Viele Talente wollen sich ganz einfach den hohen Anforderungen, die die Programme erfordern, nicht mehr stellen.

Vielen Dank, weiterhin bestes Engagement für das Wasserspringen und alles erdenklich Gute – persönlich, gesundheitlich und sportlich!

Marko Michels

Weitere Informationen unter wsc-rostock.de .

Zur Info: Die 17.Weltmeisterschaften im Schwimmen, Wasserspringen, Synchronschwimmen, Wasserball, Freiwasser-Schwimmen und Klippenspringen finden vom 14.Juli bis 30.Juli in Budapest statt. mm