FSC-Zertifikat für Nationalparkwälder in M-V ausgesetzt

Grüne fordern Entlassung des Leiters des Nationalparks Vorp. Boddenlandschaft

Zur Aussetzung der FSC-Zertifizierung für die Nationalparkwälder in M-V erklärt

Ulrich Söffker, Landesgeschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen:

Die wiederholte Aussetzung der FSC-Zertifizierung für die Nationalparkwälder in Mecklenburg-Vorpommern wirft ein dramatisches Licht auf die Naturschutzpolitik unter Minister Backhaus.

Dieser ist nicht einmal in der Lage, in den Nationalparken eine naturschutzgerechte Waldbewirtschaftung zu organisieren, so Ulrich Söffker, Landesgeschäftsführer der GRÜNEN. Hauptverantwortlicher für diesen Skandal ist der Leiter des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft, Siegfried Brosowski. Unter seiner Leitung haben seit Jahren Wildpflege und Holznutzung deutlichen Vorrang gegenüber einem Wald- und Wildmanagement, das die Nationalparkziele umsetzt. Mit diesem Leiter ist kein Nationalpark und keine FSC-Zertifizierung machbar, daher fordern Bündnis 90/Die Grünen die Entlassung des bisherigen Nationalparkleiters aus seinem Amt.

Bei einer Aussetzung der FSC-Zertifizierung erfolgt in der Regel die sofortige Veröffentlichung des Berichts des zertifizierenden Unternehmens. Diese Veröffentlichung ist bisher nicht erfolgt. Bündnis 90/Die Grünen fordern das Land auf, umgehend die Veröffentlichung des Berichtes zu gewährleisten, um eine angemessene Bewertung des Vorfalls zu ermöglichen.

Minister Backhaus sollte die Gelegenheit nutzen, verstärkt die vorhandene Kompetenz in seiner Naturschutzverwaltung zu nutzen, um geeignete Maßnahmen festzulegen. Außerdem ist ein konstruktiver Dialog mit den Naturschutzverbänden und dem Förderverein des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft erforderlich, um gemeinsam die Naturschutzziele des Nationalparks umzusetzen.

Die Aberkennung der FSC-Zertifizierung führt auch zu wirtschaftlichen Schäden, wenn das Holz nicht mehr mit Zertifikat verkauft werden kann. Dies betrifft auch den Nationalpark Müritz, der die FSC-Bestimmungen seit Jahren ohne Probleme einhält, aber durch die gemeinsame Zertifzierung mit den beiden anderen Nationalparks jetzt ebenfalls von der Aussetzung betroffen ist.

Die Erläuterungen in der gestrigen Pressemitteilung des Landwirtschaftsministeriums (Nr. 352)

halten Bündnis 90/Die Grünen für unzureichend. Das Problem liegt nur zum kleinen Teil im Nationalpark Jasmund, sondern ganz überwiegend im Bereich des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft. Das haben Beobachtungen und Bewertung in den letzten Jahren wiederholt gezeigt und dies dürfte auch der bisher unveröffentlichte Zertifizierungsbericht bestätigen. Hier soll vom Hauptverantwortlichen, dem Leiter des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft, abgelenkt werden.

Das Fällen von Bäumen durch Dritte ist kein zentrales Problem in den Nationalparken. Dies zeigen unter anderem der Nationalpark Müritz und das kommunale Waldgebiet Rostocker Heide, die ebenfalls nach FSC-Kriterien bewirtschaftet werden und derartige Probleme nicht haben, zumal der Einschlag durch Holzdiebe selten die für den Naturschutz besonders wertvollen Altbaumbestände betrifft. Hier stellt sich die Frage, ob es nicht doch geplante Einschläge waren, eine sehr großzügig ausgelegte Verkehrssicherungspflicht und der Vorrang des Forstgedankens gegenüber dem Naturschutzgedanken. Bündnis 90/Die Grünen fordern hier eine Offenlegung der betroffenen Baumbestände, daraus dürfte sich auch ergeben, ob es sich um typische Fälle von Holzdiebstahl gehandelt haben kann, der vorwiegend kleinere Bäume direkt an Wegen betrifft.

Der Wildbestand im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft ist ein seit Jahren bekanntes Problem. Die Bildung einer Arbeitsgruppe durch das Ministerium führt hier sicher nicht zu einer Lösung, sondern eine konsequente naturschutzorientierte Bejagung und eine Einstellung der Fütterung.

Das Land hätte aus Sicht von Bündnis 90/Die Grünen längst reagieren müssen und können. Die FSC-Regelungen sehen vor, dass zunächst Auflagen erteilt werden, wenn Vorgaben nicht eingehalten werden. Im zweiten Schritt werden die Auflagen strenger und die Frist zur Umsetzung kürzer. Erst im dritten Schritt kommt es zur Aussetzung der Zertifizierung. Unter diesen Rahmenbedingungen und nach der bereits einmal erfolgten Aussetzung der Zertifizierung im letzten Jahr ist es unverständlich, dass Minister Backhaus nicht bereits früher für konkrete Umsetzungsschritte gesorgt hat. Er muss sich jetzt an seinen Aussagen messen lassen, so schnell wie möglich die Wiederanerkennung und dauerhafte Zertifizierung zu gewährleisten und energisch durchzugreifen.