Sendetermin: Sonntag, 24. April 2011 | 18.00 bis 19.00 Uhr | NDR Fernsehen
Vorsaison am Meer – das klingt nach Ruhe, leeren Stränden, kuschligen Ferienwohnungen und jeder Menge gesunder Luft. Wer sich zur Halbinsel Fischland – Darß – Zingst aufmacht, kann gleich zwei Küsten erkunden: die Ostsee- und die Boddenküste.
Moderator Thilo Tautz „heuert“ auf einem historischen Segler an und macht im Hafen von Wustrow fest. Hier kann der Besucher zum Pfadfinder werden, „blauen Steinen“ folgen und Besonderes im alten Seefahrerort entdecken. Besonders sind auch manche Bewohner der Region – wie ein Kapitän, der gerne mal in eine Wikingerkluft schlüpft, oder ein Bernsteinsammler, der in seinem Garten ein indonesisches Pfahlhaus baut.
Im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft wandert Thilo Tautz zum Internationalen Jahr der Wälder mit einem Ranger durch den Darßwald und entdeckt dabei Ungewöhnliches und Einmaliges. Im 700-jährigen Dierhagen ist er mit einer waschechten Fischländerin verabredet. Trotz seines dörflichen Charakters hat der Ort alle Markenzeichen anderer Ostseebäder aufzuweisen, nur fallen die Dimensionen von Bäderarchitektur, Promenade und Co. hier ganz anders aus. Nach diesem Besuch wird der Moderator wieder mobil: ab Ahrenshoop mit einem Elektrofahrrad, und in Prerow geht es mit einem historischen Drahtesel zur Ausfahrt – eine Halbinsel der Gegensätze.
Sehr geehrter Herr Tautz,
am Ostersonntag sendet um 18.00 Uhr das NDR-Fernsehen Ihre Reportage „Frühling im Norden“. Und wenn Sie dann im 700-jährigen Dierhagen eine „waschechte Fischländerin“ präsentieren, so behaupte ich, Sie haben sich einen Bären aufbinden lassen. Denn Dierhagen gehört gar nicht zum Fischland. Dieses nimmt nämlich dort seinen Anfang, wo bis etwa im Jahre 1400 die Insel Fischland (dazumal allerdings noch Land Wustrowe) seine westliche Begrenzung hatte: Am Permin, unmittelbar am westlichen Ortseingang des heutigen Wustrow. Der Permin war ein schiffbarer Wasserweg zwischen dem Ribnitzer See und der Ostsee. Bis Dierhagen muss man allerdings von hier an noch so manchen Kilometer wandern.
Dass die gute „echte Fischländerin“ Ihnen diesen Bären aufgebunden hat, war mit Sicherheit keine böse Absicht. Ist doch so mancher Dierhäger im ehrlichen Glauben, er lebe auf dem Fischland. Die Gründe für diese weit verbreitete Ansicht sind vielfältiger Natur. Zu Zeiten der DDR waren Traditionen, wie die Verbundenheit mit der Heimat unerwünscht. Also bemühte man sich von „oben her“, geschichtliche Zusammenhänge zu verwischen, ja geradezu zu verfälschen. So mussten im Jahre 1950 die mecklenburgischen Orte Niehagen und Althagen auf dem Fischland mit dem preußisch-pommerschen Ahrenshoop im Altkreis Franzburg-Barth fusionieren. Gleiches geschah danmals übrigens auch mit Damgarten/Pommern und Ribnitz/Mecklenburg.
Die Vorgänge der Abschaffung Preußens im Februar 1947 und die dadurch in der sowjetisch besetzten Zone bzw. der späteren DDR ausgelösten politisch-ideologischen Geschichtsverfälschungen, wie die Abschaffung des Landes Mecklenburg-Vorpommern, die politisch gewollten Zwangsfusionen von pommerschen mit mecklenburgischen Orten 1950 sowie die politischen Hintergründe der Verschiebung historischer Grenzen im Jahre 1950 und 1952 wären auch eines Themas im NDR-Fernehen würdig.
In der heutigen Zeit beschwören die kommunalen „Größen“ Dierhagens, wie Bürgermeister, Kurdirektor und sonstige vom Tourismus Profitierenden vorsätzlich und wider besseren Wissens, die Zughörigkeit von Dierhagen, Dändorf und Neuhaus zum Fischland. Diese Leute könnte man schon wieder fast verstehen. Doch falsch bleibt es trotzdem.
Das Fischland beginnt westlich am Permin am Ortseingng von Wustrow und endet östlich am Grenzweg zwischen Althagen und Ahrenshoop. Auch liegt Dierhagen nicht am Saaler Bodden, sondern am Ribnitzer See.
Übrigens, weshalb ist in der Vorankündigung nur von Fischland-Darß die Rede? Der Zingst geht da völlig unter und ist doch der mit Abstand längste Teil der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Ist sogar länger als das Fischland und der Darß zusammengenommen!
Zur Information: Der Darß beginnt westlich am Grenzweg in Ahrenshoop und endet östlich am Ortsausgang von Prerow. Hier beginnt dann der vielfach vergessene und unterschlagene Zingst.
Doch nun genug gemeckert!
Ich wünsche Herrn Tautz und der gesamten Crew des NDR vergnügliche Ostertage.