Fritz-Reuter-Literaturpreis 2017 geht an Hartwig Suhrbier

Verleihung erfolgte am 7.November

Der Fritz-Reuter-Literaturpreis der Stadt Stavenhagen und des Fritz-Reuter-Literaturmuseums wurde am 7. November an Hartwig Suhrbier verliehen. Ausgezeichnet wurde Hartwig Suhrbier insbesondere für seine jüngsten Veröffentlichungen. Dazu zählen Ludwig Reinhard: Neun plattdeutsche Göttergespräche. Edition, Übersetzung, Kommentar und Nachwort. (2016) – Lügengeschichten aus Rostock und Hamburg. Peter Lurenz und Krischan Wehnke erzählen. Edition, Übersetzungen, Textgeschichte. (2015) und Mecklenburgisches Mosaik. Literarische Fundstücke. (2014)

Ausdrücklich genannt sei auch das gerade erschienene Illustriert und zensiert. 150 Jahre John Brinckmans Kasper Ohm un ick. Neue Fakten und Befunde. (2017) und Der andere Fritz Reuter. Neues zu Werk und Wirkung. (2010)

Die Jury würdigte den unermüdlichen Einsatz des Autors für die Literatur Norddeutschlands und insbesondere Mecklenburgs. Dabei spielen Arbeiten über Leben und Werk Fritz Reuters eine bedeutende Rolle, aber auch andere Autoren des 19. Jahrhunderts. Speziell die Edition der Reinhard’schen „Plattdeutschen Göttergespräche“ (und ihre hochdeutsche Übertragung) darf als vorzüglich gelten. Suhrbier betreibt Grundlagenforschung im besten Sinne und steht zugleich für das besondere – bisher übersehene – Detail.

In Mecklenburg und im Rheinland zuhause ist Hartwig Suhrbier ein Kenner, Bewahrer und Vermittler norddeutscher Literatur und Geschichte. Als Zeitungsmann hat Hartwig Suhrbier zugleich eine ausgeprägte Beziehung zur Presse des 19. Jahrhunderts, die ihm immer wieder als neuerliche Quelle seiner Arbeit dient.

Zur Preisträger-Vita

Hartwig Suhrbier, geb. 1942 in Lübeck, wuchs auf einem mittelgroßen Bauernhof samt Gastwirtschaft in Roggenstorf (Nordwestmecklenburg) mit dem Plattdeutschen auf. Seine erste Begegnung mit Texten Reuters war das väterliche Vorlesen von Läuschen un Rimels zur Winterzeit. Zur zweiten Heimat wurde ihm das Rheinland, aber das Plattdeutsche blieb Familiensprache und Identitätsanker. Das Studium  der Germanistik und Geschichte in Bonn schloss er 1969 mit der Magister-Arbeit Zur Prosatheorie von Arno Schmidt (München: text + kritik 1980) ab, wobei er Reuters Werk durch die Reuter-Zitate in Texten Schmidts erneut begegnete.

Suhrbier arbeitete für die Frankfurter Rundschau als Korrespondent in Düsseldorf (1969-1980) und als Hörfunk-Redakteur beim Westdeutschen Rundfunk in Köln (1980-2005), zuletzt als Leiter der Landes-Redaktion. 1978 erhielt er den Deutschen Preis für Denkmalschutz für die Berichterstattung über die Bewahrung von Bauten der Industrie- und Sozialgeschichte.

An seinen Eintritt in die Fritz Reuter Gesellschaft (FRG) 1994 schließt sich eine kontinuierliche intensive Beschäftigung mit dem Werk Reuters und dem anderer mecklenburgischer Autoren des 19. Jahrhunderts an, woraus u.a. eine Fülle von Vorträgen für Jahrestagungen der FRG über bislang unbearbeitete Themen erwuchs: angefangen mit der „Rezeption von Reuters Werk durch Arno Schmidt“ (1996) und der ersten grundlegende Untersuchung des Romans Dörchläuchting („Satire, Sexualität und Vatertrauma“, 1997). Zuletzt 2013: „Ludwig Reinhard – Die Coburger Jahre.“

Er ist seit 1998 Mitglied des Beirates der Fritz Reuter Gesellschaft und schreibt über Literatur aus Mecklenburg für Zeitschriften, Jahrbücher und wissenschaftliche Publikationen. Für Kindlers Literatur-Lexikon (2009) lieferte er die Artikel über John Brinckman und Fritz Reuter. Neben den selbständig erschienenen Werken finden sich zahlreiche Beiträge aus der Feder Hartwig Suhrbiers im Mecklenburg-Magazin der SVZ, in der Zeitschrift für Germanistik, im Quickborn, kikut sowie Voß un Haas.

Zum Fritz-Reuter-Literaturpreis

Der mit 2000 Euro dotierte Fritz-Reuter-Literaturpreis wird seit 1999 jährlich vom Fritz-Reuter-Literaturmuseum und der Stadt Stavenhagen vergeben. Gegenstand des Würdigung sind neue Literatur in niederdeutscher Sprache (Lyrik/ Prosa), sprach- bzw. literaturwissenschaftliche Arbeiten sowie die Förderung des Niederdeutschen. Finanziert wird der Preis zu gleichen Teilen durch die Reuterstadt Stavenhagen und die Sparkasse Neubrandenburg-Demmin. Verliehen wird der Preis traditionell am 7. November, dem Geburtstag Fritz Reuters, im Schloss seiner Heimatstadt Stavenhagen.

Bisherige Preisträger waren u.a. Johann Diedrich Bellmann, Jürgen Grambow, Wolfgang Mahnke, Arnold Hückstädt, Lisa Milbret, das Redaktionskollegium der Zeitschrift Quickborn, Manfred Brümmer, der Bund Niederdeutscher Autoren e.V., Jens Jacobsen, Frerk Möller und Siegfried A. Neumann sowie die Herausgeber des „Diesel“.

Marco Zabel / Fritz-Reuter-Literaturmuseum