Wissenschaftler der Universität Rostock erforschen Erziehungs- und Bildungswesen der DDR
In einem neuen Verbundprojekt, das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, werden die Forscher Professor Tilman von Brand (Fachdidaktik Deutsch) und Professorin Katja Koch (Sonderpädagogik) von der Universität Rostock in den nächsten vier Jahren gegenwärtigen Mythen u?ber das Erziehungs- und Bildungswesen der DDR auf den Grund gehen.
Im Forschungsverbund mit Kolleginnen und Kollegen der Humboldt-Universität zu Berlin, der Bibliothek für Bildungswissenschaftliche Forschung Berlin, der Universität Hildesheim und dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt/Main soll eine Vielzahl von bisher nicht erschlossenen und aufgearbeiteten Bildquellen, Videographien und schriftlichen Quellen aus dem Bildungs- und Erziehungswesen der DDR rekonstruiert und im Hinblick auf in ihnen produzierte Erzählungen und Bilder u?ber Erziehung und Bildung kritisch analysiert werden. Das Forschungsvorhaben wurde in einem wettbewerblichen Verfahren ausgewählt und wird im Februar 2019 starten.
Viele Menschen haben nur noch wenig Wissen über die DDR, gleichzeitig existieren im kollektiven Gedächtnis nicht selten eher verklärte Erinnerungen über die Zeit vor 1989. Auch über das DDR-Bildungssystem haben sich Mythen gebildet, die bis heute nicht nur Einfluss auf die Bewertung gesellschaftlicher und bildungspolitischer Entwicklungen haben, sondern ebenso auf den Entwurf von Zukunftsbildern.
Im Mittelpunkt des Rostocker Projekts stehen die „Pädagogischen Lesungen“. In diesen etwa 9.000 überlieferten Schriften legten Pädagoginnen und Pädagogen aus allen Bereichen auf Grundlage ihrer eigenen Erfahrungen im Alltag des DDR-Bildungssystems Vorschläge zur Optimierung des Erziehungs- und Bildungswesens vor.
Neben Analysen der beiden Forscher aus jeweils fachlicher Sicht soll dieser bisher beinahe vollständig unbearbeitete Quellenbestand in Zusammenarbeit mit der Bibliothek für Bildungswissenschaftliche Forschung Berlin durch die Gründung einer „Forschungsstelle Pädagogische Lesungen“ an der Universität Rostock der wissenschaftlichen Fachwelt zugänglich gemacht werden. Ziel ist es ebenso, das Format des kollektiven Erfahrungsaustausches als Professionalisierungsstrategie neu zu beleben.
Pressemitteilung der Universität Rostock