Film der Kulturellen Filmförderung MV auf der Berlinale 2011

„Vaterlandsverräter“ von Annekatrin Hendel vor ausverkauftem Haus gefeiert

Wismar/Berlin – Das erste, was Gratzik trotzig im Film von sich gibt ist: Über die Stasi rede er nicht. Das könne sie, Regisseurin Annekatrin Hendel, sich aus dem Kopf schlagen. Punkt. Aber es gibt diesen Film über den ehemaligen IM doch. Er wird in der Welturaufführung in der Reihe Perspektive Deutsches Kino im Programm der 61. Berliner Filmfestspiele vor 400 Gästen gefeiert. Und alle sind sie da: Annekatrin Hendel holt die Protagonisten und die Filmcrew auf die Bühne – und zum Schluß Paul Gratzik. Der ist sichtlich gerührt, verneigt sich vor dem Publikum und zieht seinen Hut vor Annekatrin Hendel. Tief beeindruckt ist er von dem Filmerlebnis, die große Leinwand, die vielen Menschen, alte Weggefährten, verflossene Liebschaften, seine Kinder…

„Vaterlandsverräter“ wurde durch die Kulturelle Filmförderung Mecklenburg-Vorpommern gefördert. „Die Einladung zur Berlinale ist ein großer Erfolg für die Arbeit der Kulturellen Filmförderung des Landes. Besonders schön ist, daß Edition Salzgeber den Film im Herbst in die deutschen Kinos bringen wird. Der Film wird dadurch bundesweit die Menschen erreichen, der Applaus und die hervorragenden Kritiken der Presse lassen eine große Resonanz vermuten“, freut sich Sabine Matthiesen.

Die Auswahlkommission der Kulturellen Filmförderung war von der Qualität des Stoffes begeistert und sprach dem Film eine Stoffentwicklungsförderung aus. Auch das fertige Drehbuch überzeugte und man war sich einig darin, der ebenfalls die Produktion zu fördern. Erneut ein weiteres schönes Beispiel für die Verbundförderung, denn durch diese Förderzusage konnte auch die Filmwerkstatt der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein fördern und Annekatrin Hendel die Finanzierung für den Film schneller schließen.

Zum Film

Der größte Feind im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant. Diesen Spruch seiner Mutter hatte der Schriftsteller Paul Gratzik, aus einfachen Verhältnissen in den 1970ern zu einem gefeierten Vertreter der DDR-Literaturszene emporgestiegen, immer im Ohr. Trotzdem war er 20 Jahre lang Inoffizieller Mitarbeiter des DDR-Staatssicherheitsdienstes, schrieb Berichte über Freunde und Förderer wie Heiner Müller, Steffie Spira und Ernstgeorg Hering. Anfang der 1980er stieg Gratzik aus, enttarnte sich selbst und wurde seinerseits zum Objekt der Stasi-Beobachtung.

„Vaterlandsverräter“ ist das filmische Porträt eines vom Kommunismus überzeugten Mannes „mit lautem Wesen“, dessen Leben ein Zickzack zwischen den Extremen war. Eine Geschichte, wie sie so, mehr als 20 Jahre nach dem Ende der DDR, noch nicht erzählt worden ist.

Annekatrin Hendel

Annekatrin Hendel ist in Berlin geboren und hat 2 Kinder. Nach Abschluss eines Designstudiums beginnt sie freiberuflich als Kostüm- und Szenenbildnerin für Bühne und Film zu arbeiten. Im Januar 1989 ist sie Mitbegründerin des Berliner Theater 89. Ihr Regiedebüt gibt sie 1999 mit dem Kurzfilm CHIQUITA FOR EVER. Im Jahr 2004 gründet sie die IT WORKS! Medien GmbH, wo sie als Geschäftsführerin tätig ist. Gleich der erste hier produzierte Film ZUR ZEIT VERSTORBEN gewinnt zahlreiche Festivalpreise und wird nominiert zum Deutschen Kurzfilmpreis 2004. Mit Lust und Hingabe für das Filmemachen und mit einem kontinuierlich arbeitenden Pool von Mitarbeitern, stellt Annekatrin Hendel erfolgreich anspruchsvolle Publikumsfilme her.

Quelle: Filmbüro MV