Festspiele MV: Die Register der Königin

Organist Sebastian Küchler-Blessing erhält Publikumspreis

Nahezu unerschöpflich sind die Stimmenvielfalt und Ausdrucksmöglichkeiten der Orgel – auch die Königin der Instrumente genannt. In Vollendung beherrscht sie Sebastian Küchler-Blessing, der am Freitag, dem 17. Juni um 20:00 Uhr in der St. Nikolai-Kirche in Wismar mit dem Publikumspreis 2010 der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet wird. Unterstützt wird der Organist durch Mezzosopranistin Maria Schlestein, Bariton Tilman Fröhlich sowie dem Rostocker Motettenchor unter der Leitung von Markus J. Langer.

„Also wenn ich mit etwas gerechnet habe, dann nie Preisträger der Festspiele MV zu werden. Das ist einfach unglaublich!“, freut sich der junge Organist. Dass man die Orgel nicht nur zur musikalischen Gottesdienstuntermalung benutzen kann, bewiesen Komponisten wie Bach, Mendelssohn Bartholdy, Liszt, Reger und Medek, die an diesem Abend zu hören sind. Auch Maurice Duruflé stellte die Orgel in den Mittelpunkt eines seiner bekanntesten Werke, seines Requiems. In dieser Totenmesse stellt er der Orgel noch Chor und Solisten zur Seite – ein Klangreichtum ungekannter Farbigkeit.

Sebastian Küchler-Blessing erhielt den Publikumspreis für sein Improvisationskonzert am 17. Juni 2010 im Staatlichen Museum Schwerin. 1987 in Fribourg/Schweiz geboren, studiert er derzeit Kirchenmusik an der Hochschule für Musik Freiburg. Zahlreiche Preise bedeutender internationaler Ensemblewettbewerbe sowie Orgel- und Improvisationswettbewerbe in Ljubljana, Herford, Schwäbisch Gmünd und Bielefeld entschied er für sich. Außerdem ist er Kulturpreisträger der Stadt Rottweil. Sebastian Küchler-Blessing wird von der Jürgen-Ponto-Stiftung, der Sparkassenstiftung Baden-Württemberg, der Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg, der Deutschen Stiftung Musikleben und der Alfred-Töpfer-Stiftung F.V.S gefördert. Bereits als Schüler wurde er in die Studienstiftung des deutschen Volkes aufgenommen. Seine Arbeit führt ihn mit Musikern wie Gustavo Dudamel, Ingo Goritzki und Wolfgang Bauer zusammen. Rundfunk-, CD- und Fernsehaufnahmen ergänzen seine Konzerttätigkeit bei bedeutenden Festivals und in Kirchen im In- und Ausland, darunter das Festival Ljubljana, die Frankfurter und Bremer Domkonzerte, der Fraumünster Zürich, die Kaiser-Wilhelms-Gedächtniskirche und die Philharmonie Berlin.

Tilman Malte Fröhlich wurde im 1981 in Rostock geboren und begann 2003 sein Studium der Schulmusik mit Hauptfach Gesang an der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Weitere wichtige Erfahrungen in den Bereichen Chorleitung und Gesang konnte er an der Musikhochschule Piteå in Schweden sowie bei Markus Langer sammeln. Tilman Fröhlich absolvierte zahlreiche Konzerte als Solist, u. a. in Piteå, Greifswald, Bergen auf Rügen, Hamburg, Bremen, Neubrandenburg und Rostock. Zu seinem Repertoire gehören vor allem Oratorien, Messen und Kantaten. Vor zwei Jahren nahm Tilman Fröhlich eine Lehrtätigkeit im Fach Gesang an der Musikschüle Bützow/Güstrow auf.

Die Mezzosopranistin Maria Schlestein wurde in der Prignitz geboren und absolvierte 2009 ihr Diplom im Fach Gesang an der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Ihr Repertoire umfasst die Oper, Oratorien sowie auch das deutsche und französische Kunstlied des 19. und 20. Jahrhunderts. Zuletzt  wirkte Maria Schlestein als Solistin in der Produktion „Die Hochzeit des Figaro“ von W. A. Mozart am Volkstheater Rostock mit.

Der Rostocker Motettenchor, 1964 von Hartwig Eschenburg gegründet, sorgte schon früh mit Konzerten in berühmten Kirchen und Konzerthäusern Ostdeutschlands für Beachtung. Als einziger Kirchenchor wurde er von der DDR-Regierung zu Schallplattenaufnahmen zugelassen. Neben zahlreichen Konzerten in den alten Bundesländern gastierte der Chor, der heute über ein breites Repertoire an A-cappella- und oratorischen Werken von der Klassik bis zur Moderne verfügt, bereits in Luxemburg, Dänemark, den Niederlanden und Tschechien. Höhepunkte der Konzerttätigkeit waren die gemeinsamen Konzerte mit Thomas Quasthoff sowie mit dem Hilliard Ensemble.

Markus Johannes Langer studierte an der Münchner Musikhochschule „Evangelische Kirchenmusik“. Unter seinen Förderpreisen und Auszeichnungen sind das 1993 verliehene Stipendium der Richard-Wagner-Stipendienstiftung, sowie der 1. Förderpreis der Stadt Coburg für junge Künstler, hervorzuheben. Bis 1999 war Langer als Kantor an der Laudatekirche München tätig und hatte die künstlerische Leitung des Münchner Konzertchores inne, mit dem er auch außerhalb Münchens auftrat. Seit dem 1. Februar 2000 ist Markus Langer als Kirchenmusiker an der St.-Johannis-Kirche in Rostock und leitet eine der größten Kantoreien Norddeutschlands (über 350 aktive Mitglieder), die mit ungefähr 50 Konzerten im Jahr an die Öffentlichkeit tritt. Ihn verbindet eine regelmäßige Zusammenarbeit unter anderem mit Künstlern wie Bogna Bartosz, Thomas Quasthoff und dem Hilliard Ensemble.

Die St. Nikolai-Kirche wurde von 1381 bis 1487 als Kirche der Seefahrer und Fischer erbaut. Sie gilt als Meisterwerk der Spätgotik im nordeuropäischen Raum. Am 08. Dezember 1703 riss ein Orkan den 120 m hohen Turmhelm auf das Langhausdach. Dieser durchschlug das Gewölbe und richtete große Zerstörungen an der Inneneinrichtung an. Erst 1867 war die Kirche wieder hergestellt. Seitdem birgt die gotische Kirche eine barocke Innenausstattung. Die vergleichsweise geringen Schäden an der Nikolai-Kirche im II. Weltkrieg wurden 1946 bis 1948 im Wesentlichen behoben. Die Orgel wurde erst 1985 eingebaut. Vorher befand sich die ab 1787 erbaute Orgel in der Freiberger Nikolaikirche in Sachsen. Das reichverzierte Instrument wurde von Johann Gottlob Mende geschaffen und verfügt über zwei Manuale und 28 Register.

Karten für das Konzert, das Programm der Saison sowie alle weiteren Informationen sind im Internet unter www.festspiele-mv.de, telefonisch unter 0385 – 591 85 85 und an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. Die Abendkasse öffnet eine Stunde vor Konzertbeginn. Die Abendkassengebühr beträgt 2,- Euro pro Karte.