Festliche Orgeleinweihung in Neubrandenburg

Iveta Apkalna spielt zusammen mit der Neubrandenburger Philharmonie

Seit Monaten laufen die Vorbereitungen: Stück für Stück nahm die Orgel Gestalt an. Am Ende mussten noch die über 2800 Pfeifen intoniert werden. Nun – am Donnerstag, den 13. Juli – findet endlich die feierliche Einweihung der neuen Orgel in der Konzertkirche Neubrandenburg statt. Gestiftet vom Neubrandenburger Unternehmer Günther Weber und gebaut von den weltweit führenden Orgelbauern Klais und Schuke, wird das Instrument ab 19:30 Uhr von der lettischen Ausnahmeorganistin Iveta Apkalna  bespielt.

Zu ihr gesellt sich die Neubrandenburger Philharmonie unter der Leitung von Anu Tali. Gespielt werden unter anderem Stücke von Bach und Rossini. Ein Zusatzkonzert mit gleicher Besetzung findet bereits um 10:00 Uhr statt.

Die Konzerte finden mit freundlicher Unterstützung der Weber Maschinenbau GmbH, der Sparkasse Neubrandenburg-Demmin, der Neubrandenburger Stadtwerke GmbH und der Webasto Thermo & Comfort SE statt. Für die Konzerte sind unter Umständen noch Restkarten an der Abendkasse zum Preis von 55.-/45.-/35.-/25.- Euro verfügbar. Das Konzert um 19:30 Uhr wird von NDR Kultur aufgezeichnet und am Sonntag, den 27. August ab 11:00 Uhr im Rahmen der Sendung „Das Sonntagskonzert“ ausgestrahlt.

Auf dem Programm für die beiden Konzerte steht unter anderem die Toccata aus der Orgelsinfonie Nr. 5 f-Moll von Charles-Marie Widor. Die Toccata ist der letzte Satz der Sinfonie und ein brillantes Beispiel dafür, wie kompositorische Ökonomie und musikalische Inspiration Hand in Hand gehen können.

Die musikalischen Zutaten für dieses virtuose Perpetuum mobile sind denkbar einfach: flirrende Spielfiguren in der einen, das musikalische Geschehen antreibende Akkorde in der anderen Hand, dazu ein majestätisch daher kommendes Thema. Wenn von „der“ Toccata die Rede ist, dann ist allerdings zumeist eine andere gemeint: die Toccata und Fuge d-Moll BWV 565 von Johann Sebastian Bach.

Dieses Werk ist wohl das bekannteste Orgelwerk schlechthin, und das, obwohl es im Original höchstwahrscheinlich gar nicht einmal für Orgel komponiert wurde und auch immer wieder mehr oder weniger begründete Zweifel an der Autorenschaft Bachs aufkommen. Formal sind Verbindungen zur norddeutschen Musik, etwa von Dietrich Buxtehude, offensichtlich, was das Stück wie gemacht erscheinen lässt für diesen neuen großen Gewinn der norddeutschen Orgellandschaft. Mit der Ouvertüre von Gioachino Rossinis Oper „Der Barbier von Sevilla“ steht außerdem ein absoluter Klassiker des Musiktheaters auf dem Programm. So bietet sich den Besuchern ein Ritt durch die Musikgeschichte, in dessen Mittelpunkt die neue Orgel der Konzertkirche steht.

Die Neubrandenburger Philharmonie prägt seit nunmehr 65 Jahren das Musikleben in Mecklenburg-Vorpommern und weit darüber hinaus! Die 2001 eröffnete Konzertkirche Neubrandenburg ist die ständige Heimstatt des renommierten Klangkörpers. Hier und andernorts begeistert das Orchester sein Publikum mit den unterschiedlichsten Konzertformaten. Dabei ist das Repertoire nicht nur auf Klassik beschränkt, sondern umfasst ebenso Filmmusik, Jazz und andere Musikgenres.

Zum Aufgabenfeld der Philharmoniker gehören auch die Musiktheateraufführungen am Landestheater Neustrelitz. NDR und Deutschlandradio Kultur übertragen regelmäßig Konzerte des Neubrandenburger Orchesters. Konzertreisen führten die Musiker u. a. nach Bulgarien, Belgien, Spanien und Polen.

Die lettische Organistin Iveta Apkalna gilt als eine der führenden Instrumentalisten weltweit. In Lettland geboren, hat Iveta Apkalna es sich zur Aufgabe gemacht, den Glanz der Orgel auch jenseits von Kirchenmauern, in den großen Konzertsälen erstrahlen zu lassen. Derzeit lebt sie in Berlin und R?zekne.

Als Titularorganistin der neuen Klais-Orgel in der Hamburger Elbphilharmonie eröffnete sie mit der Weltpremiere von Wolfgang Rihms Triptychon und Spruch in memoriam Hans Henny Jahnn mit Thomas Hegelbrock und dem NDR Elbphilharmonie Orchester das neue Konzerthaus im Januar 2017. Im Frühjahr 2017 folgt sie einer Einladung der Walt Disney Hall, wo sie neben einem Orgelrezital ihr Debüt mit dem Los Angeles Philharmonic unter der Leitung von Gustavo Dudamel geben wird. Des Weiteren konzertiert Iveta Apkalna im März in Chinas renommiertesten Konzerthäusern, dem NCPA in Peking und der Shanghai Symphony Hall.

Als eine der faszinierendsten jungen Dirigentinnen der heutigen Szene gehört Anu Tali einer neuen Generation von Künstlern an, die auf der Suche nach frischen musikalischen Ideen sind. Seit August 2013 ist Anu Tali Music Director des Sarasota Symphony Orchestra. Highlights der laufenden Saison sind neben ihren Aufgaben in Sarasota ihre Debuts beim Vancouver Symphony und Tokyo Philharmonic Orchestra sowie Wiedereinladungen zum Milwaukee Symphony Orchestra.

Daneben bleibt sie Chefdirigentin des durch sie und ihre Zwillingsschwester Kadri 1997 gegründeten Nordic Symphony Orchestra, das besonders kulturelle Kontakte zu den nordischen Nachbarländern fördert und Musiker aus der ganzen Welt vereint. Heute umfasst das Nordic Symphony Orchestra Mitglieder aus fünfzehn Ländern und bringt Musiker aus den führenden Orchestern zusammen.

Tali tritt regelmäßig mit Orchestern weltweit auf, in Deutschland leitete sie bereits das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das Berliner Konzerthausorchester, die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen und das Ensemble Modern. ARTE hat einen Dokumentarfilm mit dem Titel Maestra Baltica über sie produziert, der seit Februar 2008 mehrfach ausgestrahlt wurde.

Viele internationale Preise zeichnen Anu Tali aus. In Estland geboren, begann die Dirigentin ihre musikalische Ausbildung als Pianistin, absolvierte 1991 ihr Studium an der Musikakademie in Tallinn und führte ihr Dirigier­studium an der Estnischen Musikakademie bei Kuno Areng, Toomas Kapten und Roman Matsow weiter. In St. Petersburg, Moskau und Helsinki vervollkommnete sie ihre Studien bei Ilya Musin, Leonid Kortschmar und Jorma Panula.

Bereits wenige Jahre nach der Stadtgründung begannen die Neubrandenburger mit dem Bau der St. Marienkirche, die 1271 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Vollendet wurde der mittelalterliche Bau zu Beginn des 14. Jahrhunderts. Sein filigranes Maßwerk macht die dreischiffige Hallenkirche mit dem 88 Meter hohen Turm an der Westseite zu einem der bedeutendsten Baudenkmäler in Norddeutschland. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche stark beschädigt.

Sie brannte bis auf die Umfassungsmauern und Teile des Turmes aus. Im Jahre 1975 ging das Eigentum am Bauwerk auf die Stadt Neubrandenburg über. Seit dieser Zeit wurde mit großem Engagement eine Wiederherstellung und Neunutzung des Gebäudes verfolgt. Dem Innenausbau der Kirche zum Konzertsaal ging ein 1996 europaweit ausgeschriebener Wettbewerb voraus. Gewinner unter den ursprünglich 66 Bewerbern war der finnische Architekt Pekka Salminen.

Im bewussten Gegensatz zum jahrhundertealten Backstein sind alle neuen Bestandteile in Beton gehalten. Der Konzertsaal ist vollkommen separat von den historischen Kirchenmauern konzipiert und als moderne, zeitgemäße Konstruktion  in den Raum hineingestellt worden, ohne von den alten Strukturen Besitz zu ergreifen. 2001 wurde die Konzertkirche ihrer neuen Bestimmung übergeben.

Dr. Ina Voigt, Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Festspiele Mecklenburg-Vorpommern gGmbH