Erfolgreiche Wintervogelzählung in MV

Mehr als 2.000 Vogelfreunde melden ihre Ergebnisse

Schwerin (NABU) – Nach Auszählung aller Einsendungen aus der ersten bundesweiten Wintervogelzählung zieht der NABU Mecklenburg-Vorpommern eine positive Bilanz. Der NABU und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) hatten bundesweit vom 6. bis 9. Januar zur großen Mitmach-Aktion „Stunde der Wintervögel“ aufgerufen. Deutschlandweit meldeten daraufhin über 85.000 Teilnehmer ihre Vogelbeobachtungen, die sie binnen einer Stunde in Gärten, Parks oder vom Balkon aus machen konnten. Häufigster Vogel ist demnach bundesweit die Kohlmeise, gefolgt von Haussperling, Amsel und Blaumeise.

Vogel-Konzentration an Futterstellen

Rund 90 Prozent der Daten stammen von Futterstellen, an denen sich Vögel am einfachsten und aus nächster Nähe beobachten lassen. So entsteht ein recht genaues Bild darüber, welche Vogelarten auch im Winter bei uns ausharren und wie sie sich innerhalb von Deutschland verteilen. Zu den häufigsten Überwinterern zählen neben Kohl- und Blaumeisen auch Grün- und Buchfinken, Sperlinge, Kleiber, Eichelhäher und Spechte. Hinzu kommen Wintergäste aus dem hohen Norden wie Bergfinken, Erlenzeisige und Seidenschwänze. Wenn diese in ihrer Heimat zu wenig Winternahrung finden, ziehen sie in großen Scharen nach Mitteleuropa. Jeweils etwa 34.000 Bergfinken und Erlenzeisige zählten die fleißigen Vogelfreunde während der Aktion. Verglichen mit Vorjahreszahlen aus Bayern, wo die Stunde der Wintervögel bereits zum sechsten Mal stattfand, gab es die typischen „Invasionsarten“ allerdings deutlich seltener zu sehen.

Naturfreunde in MV zählen die Wintervögel

In Mecklenburg-Vorpommern zählten bei der Stunde der Wintervögel (SdW) genau 2.108 Teilnehmer in 1.309 Gärten 70.462 Vögel. Die meisten Einsendungen kamen aus den Kreisen Nordvorpommern, Parchim und Nordwestmecklenburg. Die Teilnehmerzahl der Stunde der Gartenvögel 2010 (SdG) wurde ungefähr verdreifacht. Im Gegensatz zum Ergebnis im Bundesgebiet liegen in Mecklenburg-Vorpommern die gesellig auftretenden „Spatzen“ vorne: Der Haussperling wurde über 16.000mal gezählt. Der Feldsperling liegt mit 7.800 Meldungen dahinter. Der dritthäufigste Vogel war die Kohlmeise (7.400 Sichtungen), gefolgt vom Grünfinken (6.500) und der Amsel (6.400). Obwohl sich Amsel, Kohlmeise und Blaumeise deutlich hinter den Spatzen platzierten, waren sie im Gegensatz zu den Sperlingen fast in jedem Garten anzutreffen. Der Haussperling fehlte dagegen in einem Viertel der Gärten. Der häufigste Vogel ist also nicht gleichzeitig am weitesten verbreitet. Oft beobachtet wurden ferner Rotkehlchen, Buchfinken, Elstern und Goldammern. Die detaillierten Ergebnisse sind im Internet unter www.NABU-MV.de abrufbar.

Landflucht bei den Vögeln?

Die Ergebnisse der Aktion geben nicht zuletzt Hinweise auf die Qualität der Vogellebensräume. Auffallend dabei: Viele Vögel, die in einer aufgeräumten und intensiv bewirtschafteten Feldflur immer weniger Nahrung finden, zog es in die Nähe menschlicher Siedlungen. Als Anzeichen dieser „Landflucht“ deuten NABU und LBV zum Beispiel die große Zahl der Feldsperlinge, die an Futterstellen in Gärten registriert wurden: Der urban lebende Haussperling ist etwa sechsmal häufiger als der Feldsperling. Doch sein Verwandter aus dem „ländlichen Raum“ wurde an den Winterfütterungen kaum seltener angetroffen. Auch in Mecklenburg-Vorpommern zeigte sich dieser Effekt deutlich: Den Feldsperlingen, die bei der SdG hier nur den zwölften, nun aber den zweiten Platz belegen, bietet die freie Landschaft im Winter kaum noch eine Überlebensmöglichkeit. Grund dafür ist die ungebremste Zerstörung von Lebensräumen, z.B. durch die Beseitigung von Ackerrandstreifen. Auch Meldungen von Goldammern und Stieglitzen an den Futterstellen belegen diesen Effekt.

Klimaveränderung

Die Vogelkundler werden bei der Auswertung der Daten auch auf die Anzeiger von Klimaveränderungen achten: Wenn ursprüngliche Zugvögel immer häufiger hier überwintern, sind Veränderungen im Gange. So verlässt zwar noch der größte Teil der Singdrosseln, Hausrotschwänze und Mönchsgrasmücken die hiesigen Brutgebiete im Herbst, doch wurden allein bei dieser Wintervogelzählung mehrere Hundert dieser Arten gemeldet. „Auch wenn nicht immer jeder Vogel richtig bestimmt wird, liefern die eingesendeten Beobachtungen dennoch wichtige Hinweise und Vergleichsmöglichkeiten“, meint Ulf Bähker vom NABU Mecklenburg-Vorpommern zur Wintervogelzählung. Ihre Stärke liege in der enormen Datenmenge, die auch eine gewisse Anzahl an Fehlern verkrafte.

Die Stunde der Wintervögel ist derzeit die größte „Citizen-Science-Aktion“ Deutschlands. Es nehmen überwiegend Laien daran teil, die aus Interesse und Freude an der Natur ihre Beobachtungsdaten sammeln und für eine großräumige Auswertung zur Verfügung stellen.

Auf ein Neues: Stunde der Gartenvögel 2011

Vom 13. bis 15. Mai folgt die „Stunde der Gartenvögel“, eine Schwesteraktion, die von den beiden Umweltverbänden bereits seit mehreren Jahren durchgeführt wird. Dann werden die Brutvögel des Landes, deren Vorkommen und die Veränderungen ihrer Bestände im Mittelpunkt des Interesses stehen. Interessenten an der Vogelzählung im Mai können sich bereits jetzt beim NABU melden:

NABU Mecklenburg-Vorpommern
Ulf Bähker
Arsenalstraße 2
19053 Schwerin
Tel.: 0385-2003609
Fax: 0385-7589498
Email: Ulf.Baehker@NABU-MV.de