Ein Olympiasieger wird 50

Nachgefragt bei Christian Schenk

Am 6.Februar blickte „MV-SCHLAGZEILEN“ noch einmal auf die Olympischen Spiele 1988 in Seoul zurück und dabei auch insbesondere auf den Erfolg des Mecklenburger Zehnkämpfers Christian Schenk („Olympia 1988 und ein erfolgreicher Zehnkämpfer aus M-V“), der am heutigen 9.Februar „50“ wird.

Christian Schenk, ein begnadeter Athlet, feierte in seiner Karriere zahlreiche herausragende Erfolge. So wurde Christian Schenk nicht nur Olympiasieger 1988, er belegte ebenfalls danach einige ausgezeichnete Platzierungen bei internationalen Meisterschaften, so unter anderem Platz drei bei den EM 1990, Platz drei zudem bei den WM 1991 oder Platz vier bei den WM 1993.

Wie war das jedoch damals, 1988, in Seoul?!

Nachgefragt bei Christian Schenk

C.Schenk über Olympia 1988, die damaligen sportlichen Herausforderungen und sein heutiges Engagement

„Der Lohn, bei dem es sich zu beweisen galt…“

Frage: Vor mehr als 25 Jahren wurden Sie Zehnkampf-Olympiasieger – vor Schwerins Torsten Voss und Daley Thompson, der nach Gold 1980 in Moskau und 1984 in Los Angeles letztendlich in Seoul 1988 Vierter wurde. Wie verlief der Wettkampf damals aus Ihrer Sicht?

Christian Schenk: Die Qualifikation für die Olympischen Spielen 1988 in Seoul war nach 19 Jahren Freude am Sport bzw. dem stetigen Training sowie dem Glückszustand, dass ich immer von sehr gute Trainern gefordert wurde, der Lohn, bei dem es sich zu beweisen galt.

Als Weltranglisten-Fünfter, als Athlet, der zwei Jahre verletzungsfrei mit dem Zehnkampf-Weltmeister Torsten Voss täglich trainieren durfte, waren perfekte Vorbereitungen geschaffen, die mir sieben von zehn Bestleistungen innerhalb des zweitägigen Wettkampfes ermöglichten.

Dieses Ergebnis ist beinahe als ideal für einen Spitzensportler zu bezeichnen, besteht doch gerade dessen Aufgabe darin, seine bestmöglichen Leistungen im richtigen Moment abzurufen. Durch die hervorragende mentale Vorbereitung auf das Großereignis und die aus Freundschaft mit Torsten Voss, der mir selbst während des Wettkampfes Hilfestellung gab, siegte ich am Ende für mich selbst überraschend souverän.

Da ich auch noch mein weiteres Vorbild, den zweifachen Olympiasieger Daley Thompson besiegen konnte, darf ich mit dem Abstand von fast 27 Jahren sagen: Fleiß und Disziplin über Jahre wurden belohnt.

Frage: Wie war damals das Miteinander der Deutschen aus Ost und West? Was war für Sie das Beeindruckende in Seoul?

Christian Schenk: Der politische Rahmenbedingungen vor allem zwischen den beiden deutschen Staaten war eindeutig: Es galt den Konterpart zu besiegen. Sicherlich hatte es uns aber auch das damalige Zehnkampf-Ass Jürgen Hingsen leicht gemacht. Seine in vielen Zügen große Arroganz wurde mit seiner Disqualifikation über die 100-Meter konsequent bestraft.

… Das Faszinosum der Spiele in Seoul ist auch das Zusammenleben über die zwei Wochen im Olympischen Dorf gewesen. Das Begegnen von Tennis-Ikone Steffi Graf, das gemeinschaftliche Essen mit Sportlerinnen und Sportlern aller Kulturen und die Möglichkeit, System übergreifend, sich über Siege zu freuen und über Niederlagen zu weinen, prägten mich, in meinem Leben immer weltoffen zu sein.

Frage: Wie bewerten Sie die Entwicklung der Leichtathletik mehr als 25 Jahre nach Seoul – insbesondere im Zehnkampf?

Christian Schenk: Der deutsche Zehnkampf hat sich in den vergangenen Jahren enorm entwickelt. Ich bin begeistert von der neuen Sprint-Qualität und deren Umsetzung vor über die Hürden.

Dort wurden aus meiner Sicht die größten Fortschritte erzielt. Und es ist natürlich eine Freude, dass ein Quintett von deutschen Athleten aktuell ähnlich wie vor 25 Jahren, sich täglich motivieren kann und sich intern herausfordert. So ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass wir 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio in der Königsdisziplin der Leichtathletik wieder sehr erfolgreich sein werden.

Frage: Sie sind sozial sehr engagiert. Haben mehrere Projekte für die sportliche Förderung der Kinder initiiert. Vielleicht ein paar Worte von Ihnen zu diesen Projekten … – Und: Was machen Sie ansonsten beruflich?

Christian Schenk: Ich freue mich tatsächlich sehr, dass ich mich beruflich wie früher im Sport jeden Tag auf meine Arbeit freue. Mit Unterstützung von Stiftungen, der Politik und der Wirtschaft ist mir gelungen, ein Bildungsprogramm zu entwickeln, dass Jugendlichen eine verbesserte Berufsorientierung ermöglicht.

Mit dem Programm ERKENNE DEINE STÄRKEN werden über berufsorientierte Klassenfahrten bis zu den Rekrutierungscamps NUTZE DEINE AUSBILDUNGSCHANCE kontinuierlich die Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler auf dem Weg zu ihrer Berufswahl gefördert. Ziel ist es, den Jugendlichen eine beruflich passgenauere Perspektive zu ermöglichen und den Unternehmen den Nachwuchs zu sichern.

Neben dieser passionierten Arbeit unterstütze ich Unternehmen mit meinem hochwertigem CSS-Team bei der betrieblichen Gesundheitsförderung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mein jüngstes Projekt ist WISKURS – ein Programm zur Entwicklung von Jung-Führungskräften, dass ich mit Ökonomen und Soziologen konzipieren durfte.

Durch die große Vielfalt meiner Tätigkeit, meines Freundeskreises und meiner Erziehung nutze ich zudem einen Teil meiner Zeit als Botschafter für die die SOS-Kinderdörfer – weltweit.

Vielen Dank, dann einen schönen 9.Februar 2015 und maximale Erfolge in allen Bereichen auch für die nächsten 50 Jahre!

Marko Michels