Ein Eishockey-Crack wird runde 60

Mit Schlittschuhen und Puck dem Jubiläum entgegen …

315 – 1968 – 5 – 60 – 1949.

Nein, das sind nicht die neuesten Lotto-Zahlen, sondern fünf Zahlen, die eine sportliche Erfolgskarriere markieren.

Mit 315 Länderspielen, der Teilnahme an den Olympischen Winterspielen 1968 und weiteren 5 Weltmeisterschaften der A-Gruppe avanciert der 1949 in Grapzow geborene Dietmar Peters, der genau am 8.August 2009 seinen 60.Geburtstag feiert, zum bekanntesten Eishockeyspieler „made in GDR“.
Eigentlich hatte der junge Dietmar zunächst fussballsportliche Ambitionen, liebäugelte gar mit dem FC Hansa, doch am Ende hatten es ihm Schläger, Puck und Eisfläche mehr angetan.

Nach der zeitweisen Wahl-Mecklenburgerin Helga Haase war Peters der erste „richtige Mecklenburger bzw. Vorpommer“, der winterolympische Luft aktiv genoss.
Im olympischen Eishockey-Turnier in Grenoble 1968 gab es für die DDR zwar nur den achten Platz, hinter Olympiasieger Sowjetunion mit Torjäger und Top-Scorer Anatoli Firsow, der CSSR mit Golonka und Holik, den Kanadiern unter ihrem legendären Trainer Pater David Bauer, den Schweden, Finnen, US-Amerikanern und Westdeutschen. Nur knapp verloren die Ost-Germanen  gegen Finnland (2:3), die USA (4:6) und Westdeutschland (2:4), während es gegen Russen (0:9) und Kanada (0:11) ziemliche Packungen gab.

Aber Eishockey spielte in den Augen der DDR-Sportfunktionäre ohnehin nur eine Nebenrolle in der Sportförderung und musste sich letztendlich ab Ende der 1960er Jahre mit einem „Mauerblümchen-Dasein“ abfinden, obwohl es zahlreiche DDR-Eishockey-Fans gab.

Das Eishockey-ABC erlernte Dietmar Peters übrigens beim SC Empor Rostock. Mit Dynamo Berlin wurde er mehrfach (15 x) Meister.
Im letzten Jahr war Dietmar Peters auch Gast der „Olympischen Tage“ in Altentreptow.

Dass er in der dortigen Region noch immer eine herausragende Stellung hat, beweist die Antwort von Dr.Wolfgang Heidel, Vorsitzender des Kreissportbundes Demmin auf die Frage zu den berühmtesten Sportlerinnen und Sportler in und um Demmin:

„Ja, bei uns gab es eine Vielzahl erfolgreicher Olympionikinnen und Olympioniken in der Vergangenheit, aber auch in der Gegenwart. Axel Wegner, in Demmin geboren und  bereits Skeet-Olympiasieger 1988 in Seoul, wird in Peking 2008 seine fünften Olympischen Spiele erleben. Eine Medaille oder zumindest eine vordere Platzierung sei ihm von Herzen gegönnt.

Zu den „Olympischen Tagen“ im August 2008 in Altentreptow konnten wir eine Reihe erfolgreicher Sportlerinnen und Sportler, auch aus der Stadt Altentreptow. So stammen ja Ilse Kaschube-Zeisler, die 1972 die erste Olympia-Medaille (Silber) im Kanu-Rennsport für M-V gewann, aus Altentreptow, ebenso wie Christine Guth-Wachtel, die 800 Meter-Olympiazweite von 1988. Anita Marg-Barkusky, die Olympia-Vierte 1976 über 800 Meter, wurde in Burow geboren und sogar ein berühmter Eishockeyspieler, Dietmar Peters, der Olympia-Achte 1968 mit der DDR-Olympia-Auswahl, erblickte hier in der Region, in Grapzow, das Licht der Welt.

Für mich alles vorbildliche Sportler, die für beeindruckende Leistungen stehen. Übrigens: Die vier ehemaligen Olympioniken aus Altentreptow und der Region übernahmen auch die Schirmherrschaft der Veranstaltung.“

Dietmar Peters, einmal Sportler, immer Sportler – und das seit 6 Jahrzehnten …

Exkurs: Wintersportliche Begeisterung in M-V

Wintersportliche Begeisterung gab und gibt es seit Jahrzehnten auch in Mecklenburg-Vorpommern und namhafte Athletinnen und Athleten aus unserem Bundesland waren bereits äußerst erfolgreich …

Die Schweriner haben übrigens auch seit 2003 einen eigenen Ski-Club !
Doch nicht nur die früheren Erfolge der Eisschnelllauf-Weltmeisterin von 1975 Karin Kessow-Drbal, die aktuellen Triumphe der Rostocker Kurzbahn-Eisschnellläufer um Trainerin Karin Schmidt oder auch die gegenwärtigen Aktivitäten der Skisportler vom M-V-Fachverband lassen die wintersportliche Tradition in M-V “lebendig” werden:

Im Dezember 2000 wurde der Rostocker Eiskunstlauf-Verein gegründet, der das Ziel hat, an die einstige eissportliche Vergangenheit der Hansestadt anzuknüpfen. Immerhin gab es hier von 1954 bis 1972 eine gute Kunstlauf-Entwicklung. Rolf Oesterreich, der Olympia-Zweiter 1976 im Paarlauf mit Partnerin Romy Kermer stammt von der Ostseeküste, genauso wie der zweimalige DDR-Meister im Eiskunstlauf (1963/64) Ralph Borghardt oder der Eistänzer der Meisterklasse Jochen Bode.

Natürlich trainierte Karin Kessow im Freiluft-Stadion an der Rostocker Schillingallee – wie auch Karin Enke. Die gebürtige Dresdnerin und Athletin des SC Einheit Dresden, die spätere dreifache Olympiasiegerin und elffache Weltmeisterin im Eisschnelllauf, erlernte das Schlittschuhlaufen in Rostock. Karin Enke war vor ihrer Karriere als Schnellläuferin, zweifache DDR-Dritte im Kunstlauf (1976/77) und dort EM-Neunte (1977), bevor sie 1978 aufgrund ihrer Körpergröße zum Schnelllauf wechselte.

– Nicht zu vergessen ist auch der Schnellläufer Jörg Lange aus Rostock, der in den 80er Jahren mit respektablen Ergebnissen an nationalen und internationalen Meisterschaften teilnahm.

Neue Eiskunstlauf-Begeisterung in Rostock

Anfang 1999 konnte dann die Eiskunstlauf-Tradition in Rostock wieder belebt werden. Gerhild Höppner und Bärbel Lobe begannen in Rostock, am Eiskunstlauf interessierte Jungen und Mädchen zu betreuen. Inzwischen werden 35 Mädchen und Jungen im Alter zwischen 4 und 11 Jahren beim Rostocker Eiskunstlauf-Verein trainiert. Kontakte werden mittlerweile auch wieder zu den Leistungszentren in Berlin aufgenommen. Vielleicht gibt es ja schon bald – neben dem aktuellen gebürtigen Greifswalder Paarläufer Robin Szolkowy – eine Weltklasse-Kunstläuferin oder einen Weltklasse-Kunstläufer aus M-V ?!

Sportliche “Eiszeit” – “made in M-V” …

– Die spätere Schnellauf-Olympiasiegerin (1960) Helga Obschernitzki-Haase trainiert zwischen 1946 und 1952 bei der BSG Empor Schwerin (Handball) und wohnt in Schwerin-Neumühle.

– 1963 und 1964 wird der Rostocker Ralf Borghardt DDR-Meister im Kunstlauf.

– Der Rostocker Eishockeyspieler Dietmar Peters nimmt 1968 an den Olympischen Winterspielen teil, wird Achter mit der DDR. EM-Bronze 1965/66 gab es für einen weiteren Eishockey-Crack aus Rostock, für Bernd Karrenbauer, der 1962 von der Ostseeküste zu Dynamo Berlin wechselte.

– Im Jahre 1975 wird Karin Kessow aus Rostock Eisschnelllauf-Weltmeisterin.

– Der Bobfahrer Meinhard Nehmer aus Rügen wird 1976 Doppel-Olympiasieger (1980 noch einmal Olympiasieger !); der Paarläufer Rolf Oesterreich kann mit Partnerin Romy Kermer Olympia-Silber`76 erkämpfen.
– 1988 macht ein Güstrower im Biathlon Furore: Frank-Peter Roetsch wird in Calgary zweifacher Olympiasieger.

– Sensation in Albertville 1992: Die gebürtige Wismaranerin Jacqueline Börner erringt auf der 1500 m-Distanz im Schnelllauf Gold !

– Torsten Voss, ehemals SC Traktor Schwerin und Weltmeister 1987 sowie Olympia-Zweiter 1988 im Zehnkampf, gewinnt als Anschieber des Czudaj-Bobs 1995 bzw. des Hoppe-Bobs 1996 jeweils WM-Bronze und auf dem Vierer-Bob von Dirk Wiese die Vize-Weltmeisterschaft 1997 !

– Zwischen 1998 und 2006 überzeugen, unter anderem, die Rostocker Short Tracker um Arian Nachbar, Aika Klein und Andre Hartwig, betreut von Trainerin Karin Schmidt, auf WM-, EM- und Olympia-Strecken.

– Das Eiskunstlauf-Paar Robin Szolkowy/Aljona Sawtschenko sorgte Anfang 2007 für großartige Vorstellungen. Der gebürtige Greifswalder Szolkowy gewann mit seiner Partnerin EM-Gold und WM-Gold 2008/2009.

Ein Leichtathlet aus M-V sorgte vor mehr als 14 Jahren für viel wintersportlichen Wirbel: Ulf Hielscher, am 30.11.1967 geboren und für den SC Neubrandenburg über die 110 Meter-Hürden mit passablen regionalen Erfolgen startend, wechselte zu den Bobfahrern. Als Anschieber gewann er im Hoppe-Bob bei den Olympischen Winterspielen 1994 in Lillehammer die Bronzemedaille; 1995 wird er gar Weltmeister ! / Marko Michels

F.: Jacqueline Börner und Karin Kessow. mm