„Ein bedeutendes Beispiel für den (Wild-)Tierschutz in Deutschland…“

Der BÄRENWALD Müritz im Fokus

Seit mittlerweile fast zwölf Jahren gibt es den Bärenwald Müritz in Stuer bei Röbel, mit 16 Hektar das größte westeuropäische Bärenschutz-Zentrum. Inzwischen sind dort 16 Bären beheimatet.

Wie ist die Situation im BÄRENWALD Müritz im 12. Jahr seines Bestehens?

MV-SCHLAGZEILEN fragte bei Carsten Hertwig, dem Geschäftsführer des BÄRENWALD Müritz, nach

Carsten Hertwig über die Entwicklung des BÄRENWALD Müritz, kommende Herausforderungen, baldige Veranstaltungen, den Zuspruch und die Bedeutung des BÄRENWALD Müritz

„Ein bedeutendes Beispiel für den (Wild-)Tierschutz in Deutschland…“

Frage: Im Oktober 2018 wird der BÄRENWALD Müritz zwölf Jahre. Wer hatte einst die Idee zu dessen Gründung? Wie verlief die Entwicklung in den letzten Jahren?

Carsten Hertwig: Der BÄRENWALD Müritz ist ein Projekt der internationalen Tierschutzorganisation VIER PFOTEN. Diese hat den Bärenwald 2006 in der Gemeinde Stuer eröffnet, mitten in einem abgelegenen, waldreichen Gebiet des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte. Er wurde seither erweitert und beherbergt heute auf 12,5 Hektar 16 Braunbären, die VIER PFOTEN alle aus prekären Haltungen übernommen hat.

Die Idee zu diesem Projekt entstand nach dem erfolgreichen Aufbau von den beiden VIER PFOTEN Bärenprojekten in Österreich und Bulgarien. Im Jahr 2005 wurde dann über eine Stellenanzeige in der Hamburger Zeitung ein Leiter für den Aufbau und Betrieb des BÄRENWALD Müritz gesucht. Ich bewarb mich auf diese Stelle, und gelangte so zu VIER PFOTEN. Seitdem sind unter meiner Regie noch drei weitere Bärenschutzzentren in Europa und eins in Vietnam entstanden.

Der BÄRENWALD Müritz hat vor allem im vergangenen Jahr eine bedeutende Entwicklung mit der Eröffnung des neuen Besucherzentrums gemacht. Es bietet den Besuchern ein modernes Bio-Bistro, einen „Boulevard der Region“ mit vielen Produkten von regionalen Anbietern, eine Bärenakademie für die Umweltbildung, eine Aussichtsplattform mit Blick über den Wald, neue In- und Outdoor-Spielmöglichkeiten für Kinder, Schulungsräume für Gruppen in der Bären-Akademie und eine interaktive Tierschutzecke mit Informationen rund um VIER PFOTEN.

Frage: Welche aktuellen Herausforderungen gibt es für den BÄRENWALD Müritz gegenwärtig?

Carsten Hertwig: Eine besondere Herausforderung ist das steigende Alter unserer Schützlinge; die Mehrheit unserer Bären ist über 20 Jahre alt. Wie beim Menschen nehmen auch beim Bären mit zunehmenden Alter die körperlichen Gebrechen zu und eine intensive medizinische Betreuung und Behandlung unserer Tiere ist immer häufiger nötig. Dies bedeutet natürlich auch einen erheblichen Kostenaufwand.

Aktuell bemühen wir uns unter anderen um einen Anschluss des BÄRENWALD Müritz an den örtlichen Nahverkehr, um auch Menschen ohne Auto den Besuch des BÄRENWALD Müritz zu ermöglichen.

Generell kämpfen wir mit strukturellen Problemen, das sind neben dem Mangel an ÖPNV-Verbindungen und fehlenden Radwegen auch der fortschreitende Fachkräftemangel in ländlich geprägten Regionen wie der Mecklenburgschen Seenplatte. Es ist sehr schwierig,

Personal zu bekommen, vor allem für den Service. Die Personalentwicklung in Mecklenburg- Vorpommern ist allgemein besorgniserregend und zieht sich durch alle Branchen, bis hin zu den Baufirmen, die der BÄRENWALD Müritz benötigt, um Instandhaltungsmaßnahmen/Reparaturen durchzuführen.

Dies sind alles Themen, mit denen sich der BÄRENWALD neben den eigentlichen Kernthemen des Tier- und Naturschutzes beschäftigen muss, und wir investieren neben der Arbeit mit den Tieren viel Kraft und Zeit, um uns in entsprechenden Netzwerken für Lösungen zu engagieren.

Frage: Wie ist eigentlich der Zuspruch zum BÄRENWALD Müritz?

Carsten Hertwig: Der BÄRENWALD erfreut sich glücklicherweise seit Jahren steigender Beliebtheit; die Besucherzahlen nehmen jährlich zu. Zum Vergleich: 2013 hatte der BÄRENWALD knapp 67.000 Besucher, im letzten Jahr waren es schon fast 90.000, und in diesem Jahr hoffen wir, den 100.000 Besucher bei uns begrüßen zu dürfen.

Darüber hinaus haben wir auch eine Vielzahl an Kooperationen mit zum Beispiel lokalen Händlern & Erzeugern, Künstlern, Betrieben sowie anderen touristischen Einrichtungen.

Frage: Welche Bedeutung hat mittlerweile Ihr BÄRENWALD?

Carsten Hertwig: Der BÄRENWALD Müritz hat sich zu einem bedeutenden Beispiel für den (Wild-)Tierschutz in Deutschland und darüber hinaus zu einem touristischen Aushängeschild für die Region Mecklenburgische Seenplatte entwickelt, auch weit über die Grenzen Mecklenburg-Vorpommerns hinaus. Er gehört zu den Leuchttürmen der Tourismuswirtschaft und der Naturerlebniseinrichtungen im Land.

Letzte Frage: Gibt es eigentlich bei Ihnen auch ein spezielles Sommerferien-Programm?

Carsten Hertwig: In unserer Sommerakademie wird sich in diesem Jahr alles um das Thema „Bär und Biene“ drehen.

In den letzten 25 Jahren ist der Bestand der Bienen um 75 Prozent zurückgegangen, eine besorgniserregende Bilanz für die Freunde der Bären. Nach Rind und Schwein ist die Biene das drittwichtigste Nutztier. Kein Wunder, denn circa 80 Prozenz unserer Kulturpflanzen sind auf Bienen als Bestäuber angewiesen.

Rund um die Biene gibt es viel zu erfahren, verschiedene Dinge laden zum Mitmachen und Erkunden ein:  Bienenquiz, Märchensafari, welche Honigarten es gibt und wie sie schmecken, das Rollen von Bienenwachskerzen, das Basteln von Wildbienenhäuser, Märchenstunde Bär und Biene und das Basteln von Samenkugeln für die Bienen und vieles mehr.

Weitere Informationen und Termine gibt es in Kürze auf der Website des BÄRENWALD Müritz: „baerenwald-mueritz.de“.

Vielen Dank und weiterhin bestes Engagement für den BÄRENWALD Müritz!

M.Michels