Drittes Paralympics-Gold für deutsches Team

Verena Bentele – nach Biathlon-Gold nun Langlauf-Erste

Verena Bentele gewann nun in Whistler, am 15.3.10, ihre insgesamt neunte paralympische Goldmedaille.Auch in ihrem zweiten Rennen, dem Langlauf über 15 Kilometer, hat Verena Bentele in der Klasse der Sehbehinderten in einer Zeit von 45:11,1 Minuten die Goldmedaille gewonnen. Bereits nach zwei Kilometern setzte sich die an achter Position gestartete Bentele mit ihrem Begleitläufer Thomas Friedrich an die Spitze und hatte nach zwei Dritteln der Strecke einen deutlichen Vorsprung von 2:20 Minuten herausgeholt.

Auf der letzten Runde legte sie dann noch einmal an Tempo zu und überquerte die Ziellinie schließlich nicht nur als erste, sondern mit dem beachtlichen Vorsprung von fast dreieinhalb Minuten. „Ich war gut unterwegs und konnte das Tempo über die gesamte Strecke hinweg halten. Ich wollte wirklich gewinnen“, erklärte sie. Liubov Vasilyeva (RUS, 48:34,1 Minuten) und Yadviha Skorabahataya (BLR 49:19,3 Minuten) machten die Silber und Bronze unter sich aus.

In den kommenden Tagen wird Verena Bentele in drei weiteren Wettbewerben an den Start gehen und ist  zuversichtlich, dass auch die gut ausgehen werden. „Die zwei Goldmedaillen geben mir Mut und Zuversicht – ich freue mich auf die nächsten Rennen und will zeigen, dass sich das Training gelohnt hat.“

Mit Andrea Rothfuss und Gerd Schönfelder haben gleich zwei deutsche Athleten heute Silber im Slalombewerb der stehenden Klassen errungen. Während sich Gerd Schönfelder in eindrucksvoller Manier und durch einen richtig starken zweiten Lauf vom vierten Platz bei der Zwischenwertung nach dem ersten Durchgang auf den Silberrang im Endklassement verbesserte und „richtig happy“ war, eine Medaille gewonnen zu haben, zeigte sich Andrea Rothfuss über ihre Medaille vor allem erleichtert: „Eine Silbermedaille wie in Turin war mein Ziel und mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen, dass dies gleich im ersten Rennen geklappt hat“.

Schönfelder, zwölfmaliger Goldmedaillengewinner bei Paralympics, musste sich dem Neuseeländer und Sieger Adam Hall nur knapp mit 0,57 Sekunden Rückstand geschlagen geben. Dennoch überwog ganz klar die Freude über gewonnenes Edelmetall: „Ich freu mich wahnsinnig, dass sich das Risiko im zweiten Lauf ausgezahlt hat und ich mich noch in die Medaillenränge fahren konnte“. Dritter wurde Cameron Rahles-Rahbula aus Australien. Der zweite deutsche Starter, Kevin Wermeester klassierte sich als 21.  und kann damit bei seiner Paralympics-Premiere zufrieden sein, zumal seine besseren Disziplinen mit den Speedwettbewerben noch kommen.

Andrea Rothfuss, noch auf Platz drei nach Durchgang eins, teilte sich derweil das Podest mit zwei heimischen Kanadierinnen: Lauren Woolstencroft siegte ungefährdet und stellte damit erneut ihre diesjährige Vormachtstellung unter Beweis. Ihre Teamkollegin Karolina Wisniewska vervollständigte als Dritte das Podest.

Marketa Marzoli
Pressesprecherin des Deutschen Behindertensportverbandes

Verena Bentele – eine paralympische Ausnahme-Athletin

Eine der erfolgreichsten deutschen Winter-Paralympionikinnen ist die 27jährige Verena Bentele, die in München wohnt und eine begnadete Skilangläuferin und Biathletin ist. Bereits dreimal nahm sie an Winter-Paralympics teil: 1998 in Nagano, 2002 in Salt Lake City und 2006 in Turin. Und Verenas Bilanz war bereits vor den Paralympics 2010 beeindruckend: 7 x Gold, 2 x Silber und 2 x Bronze.

Auch abseits der Ski-Loipen ist die Bajuwarin sehr erfolgreich: Ihr Magisterstudium der Germanistik, Linguistik sowie Pädagogik schloss sie im Herbst 2008 an der Ludwig-Maximilians-Universität zu München ab. Die allgemeine Hochschulreife hatte Verena im Jahr 2001 am Gymnasium für Blinde in Marburg mit gutem Ergebnis erworben.
Seit 2007 hält sie ebenfalls sehr erfolgreich Motivationsvorträge bei verschiedenen Firmen.

Sport spielte im Leben von Verena stets eine große Rolle. In der Kindheit widmete sie sich dem alpinen Skisport, dem Rad- sowie Reitsport. Bis zum 12.Lebensjahr war sie begeisterte Judoka, zugleich aber auch Ski-Langläuferin, dem sie sich seit dem 10.Lebensjahr widmet. Seit dem 16.Lebensjahr gehört ihr sportliches Herz aber ganz besonders dem Skilanglauf. Biathlon kam dann noch hinzu.

Mit 13 Jahren nahm Verena übrigens erstmals an einer bayrischen Langlauf-Meisterschaft teil, wurde 1995 in den deutschen Nachwuchskader berufen und 1996 erfolgte die Teilnahme an den WM in Schweden. Seit 1996 ist Verena aus den Loipen dieser Welt nicht mehr wegzudenken und gehört zu den Protagonistinnen des paralympischen Skisportes weltweit.

In der vorolympischen Saison konnte Verena verletzungsbedingt, nach einem folgenreichen Sturz, leider nicht an internationalen Wettkämpfen teilnehmen. Sie feierte aber ein super Comeback in der olympischen Saison. Beim Weltcup im norwegischen Sjusjoen gewann Verena sowohl die Langstrecke in der klassischen Technik als auch die Mittelstrecke in der freien Technik. Außerdem siegte sie in beiden Biathlon-Wettkämpfen.
Verena beweist mit ihrem Kampfgeist und ihren Erfolgen, dass ein Handicap nicht das Ende oder eine Einschränkung der sportlichen Ambitionen ist, sondern mitunter der Beginn beeindruckender Karrieren !

Nachgefragt bei Verena Bentele, Jahrgang 1982, Geburtsort Lindau, Klassifikation: Sehbehinderung (Blind)

Frage: Sie selbst konnten zwischen 1998 und 2006, also vor Vancouver/Whistler, siebenmal paralympisches Gold gewinnen und wurden zudem viermal Weltmeisterin.
Wie sieht Ihr Trainingsalltag aus ? Wie intensiv ist das Training unmittelbar vor Beginn der paralympischen Wettkämpfe ?

Verena Bentele:
Mein Ablauf sieht so aus, dass ich meist zweimal am Tag trainiere.
Morgens und nachmittags trainiere ich dabei jeweils rund zwei Stunden. Dazwischen kümmere ich mich um mein Studium und ruhe mich für das nächste Training aus. Unmittelbar vor den Rennen wird das Training reduziert, dann wird meist kürzer, oder auch nur einmal am Tag trainiert.

Frage: Sie sind Jahrgang 1982, trainieren beim PSV München. Wie kamen Sie zum Biathlon und Skilanglauf ? Welche Bedeutung hat für Sie der Sport ?

Verena Bentele: Für mich ist Sport sehr wichtig, aber wahrlich nicht alles. Meine Familie, Freunde und mein Studium haben für mich ebenfalls eine große Bedeutung. Zum Skilanglauf kam ich über eine Sportangebot in der Schule. Eigentlich war ich eine alpine Skifahrerin, aber nach einer Woche Langlauf – im Alter von 10 Jahren – hatte ich den Spaß an dieser Sportart für mich entdeckt.

… Damit hat das deutsche Team nach dem dritten Wettkampftag der Paralympics dreimal Gold und zweimal Silber „auf dem Medaillen-Konto“.

Marko Michels

F.: Verena Bentele gewann nun in Whistler, am 15.3.10, ihre insgesamt neunte paralympische Goldmedaille. Deutscher Behindertensportverband