Dr. Backhaus: Küstendurchstich bei Dierhagen würde Küstenschutz gefährden

„Der bereits aufgrund der natürlichen Gegebenheiten an der Fischlandküste vorherrschende Küstenrückgang darf durch einen Durchstich nicht künstlich verstärkt werden. Anderenfalls würden die Aufwendungen für die küstenschutzmäßige Sicherung von Wustrow und Ahrenshoop erheblich und dauerhaft steigen“, sagte heute der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern Dr. Till Backhaus. Er reagierte damit auf die im Zusammenhang mit dem Nothafen Darßer Ort ebenfalls neu aufgeflammte Diskussion um einen Durchstich bei Dierhagen oder Wustrow, der den Saaler Bodden direkt mit der Ostsee verbinden soll.

Um die Leistungsfähigkeit des gegen Überflutung und Küstenliniendurchbruch ausgerichteten Küstenschutzsystems „Düne-Wald-Deich“ zu gewährleisten, sei an der Fischlandküste bereits gegenwärtig der ständige Ausgleich abgetragener Sedimente durch künstliche Sandvorspülungen erforderlich, so Dr. Backhaus. Der unvermeidliche Sedimenttransport erfolgt hier in Richtung Nordosten, daher führt der natürliche Abtrag entlang der Küste zum kontinuierlichen Wachstum am Darßer Ort.

„Jeder Eingriff in diese Transportbänder hat direkte Folgen auf den Sedimenthaushalt der Küste. Durch weit in die See gebaute Molen, wie sie beispielsweise für Hafeneinfahrten oder einen Durchstich notwendige Voraussetzung sind, würden diese unterbrochen“, erläuterte der Minister. „In der Folge käme es zur Anhäufung von Sand auf der einen und zur starken Ausräumung des Ufers auf der anderen Molenseite. Der Erosionsbereich auf der so genannten Leeseite kann sich dabei über etliche Kilometer erstrecken.“

Nach Berechnungen der Universität Braunschweig beträgt der durchschnittliche Sedimenttransport auf dem Fischland nicht weniger als ca. 30 000 Kubikmeter pro Jahr. „Diese Menge würde sich an der Westseite der für einen solchen Durchstich erforderlichen Mole ablagern. Der Sand müsste von hier permanent zur Ostseite umgelagert, das heißt dort künstlich eingebracht werden, damit der Küstenschutz östlich der Mole wie bisher gewährleistet wäre“, schlussfolgert Dr. Backhaus. „Wir schätzen die jährliche Kostenbelastung hieraus auf mindestens 250 000 Euro. Diese müsste vom Betreiber des Durchstichs getragen werden – zusätzlich zu den sonstigen Unterhaltungskosten von rund 600 000 Euro jährlich.“

Dabei seien neben den hohen Unterhaltungskosten auch erhebliche Investitionskosten zu veranschlagen. „Die Herstellung des Durchstichs und der erforderlichen Einrichtungen für Küstenschutz, Schiffssicherheit und Straßenverkehr auf der Halbinsel, wie Schleusenbauwerk, Molen und Brücken, dürften wenigstens 30 Mio. Euro verschlingen“, sieht der Minister ein weiteren wesentlichen Grund, weshalb dieses seit 1991 im Gespräch befindliche Projekt nicht weiter vorangekommen ist.