Die vielseitige Athletin Andrea Eskau über ihre sportlichen Aktivitäten
Fast zwei Monate sind sind die paralympischen Wettkämpfe in Rio schon her. Aus deutscher Sicht gab es dort 18 x Gold, 25 x Silber und 14 x Bronze. Mit fast 4300 Athletinnen und Athleten mit Handicaps erlebten die Paralympics 2016 einen regen Zuspruch.
Besonders erfolgreich war dabei auch Rad-Ass Andrea Eskau, Jahrgang 1971, mit Gold und Silber in den Strassen-Entscheidungen.
Bislang holte die vielseitige Sportlerin schon viermal Gold, einmal Silber im paralympischen Strassen-Radsport zwischen 2008 und 2016 und sogar zweimal Gold, einmal Silber, einmal Bronze zwischen 2010 bzw. 2014 bei den Winter-Paralympics im Skilanglauf sowie im Biathlon.
Andrea Eskau ist gebürtige Thüringerin, startet für den USC Magdeburg und ist studierte Diplom-Psychologin.
Wie lautet nun aber der persönliche Rückblick von Andrea Eskau auf die Spiele 2016?!
Nachgefragt
Andrea Eskau über die Paralympics 2016 im persönlichen Rückblick, die Stimmung vor Ort, ihren Gold-Wettkampf in Rio, ihre weiteren sportlichen Ziele sowie ihre beruflichen Ambitionen
„Die Wettkämpfe waren wirklich ein Erlebnis…“
Frage: Andrea, im paralympischen Rückspiegel: Wie verliefen die Wettkämpfe im paralympischen Strassen-Radsport in Rio aus Ihrer Sicht? Was waren die ganz besonderen Momente?
Andrea Eskau: Die Wettkämpfe in Rio waren wirklich ein Erlebnis, da unsere Rennen direkt am Meer und somit vor einer überragenden Kulisse stattfanden. Die Wettkämpfe waren gut organisiert und die Strecke zudem sehr gut abgesichert. Allerdings waren die klimatischen Verhältnisse nicht ganz einfach, denn es war doch recht heiss und vor allem sehr schwül. Die Goldmedaille im Strassenrennen zu gewinnen, war ein Highlight meiner Karriere, weil die Vorbereitung in diesem Jahr nicht unbedingt reibungslos verlaufen war.
Frage: Wie beurteilen Sie die paralympischen Rad-Wettkämpfe bei den Frauen und bei den Herren in Rio? Wer beeindruckte Sie?
Andrea Eskau: Die Wettkämpfe waren insgesamt gut besucht und wurden auf einem sehr hohen sportlichen Niveau ausgetragen. Die Stimmung vor Ort war ebenfalls sehr gut. Wir Athletinnen und Athleten fühlten uns sehr willkommen und wir hatten immer wieder sehr angenehme spontane Begegnungen. Beeindruckend war vor allem die Herzlichkeit der Brasilianer und ihre gute Laune.
Frage: Wie erlebten Sie Rio außerhalb der paralympischen Wettkämpfe? Konnten Sie etwas von den Gegensätzen in der Stadt und in ganz Brasilien mitbekommen?
Andrea Eskau: Nein, ich habe von Brasilien und auch von Rio sehr wenig mitbekommen. Lediglich bei den Busfahrten durch die Stadt hat man ein wenig von den Lebensumständen erahnen können. Dieses macht die Lebensfreude der Menschen noch wertvoller, welche nun wirklich nicht im Überfluss leben.
Frage: Welche sportlichen Ziele haben Sie für 2017?
Andrea Eskau: Im nächsten Jahr möchte ich mich sehr gern für die Paralympics 2018 in Pyoengchang qualifizieren. Dies sollte mit einem Medaillengewinn bei der Nordischen Ski-WM im Februar 2017 in Finsterau/Bayrischer Wald möglich sein.
Letzte Frage: Wie sieht Ihr Leben neben dem Sport aus?
Andrea Eskau: Da ich in Vollzeit im Bundesinstitut für Sportwissenschaft in Bonn arbeite und dort das Fachgebiet „Behindertensport“ leite, werde ich auch nach meinem aktiven Karriere-Ende dem Sport der Menschen mit Handicap verbunden bleiben. Das Bewegen in freier Natur mit Handbike oder Schlitten werde ich sicher auch nicht aufgeben. Dieses wird nicht zuletzt von meinem vierbeinigen Begleiter (Behinderten-Begleithund Foufou) erwartet.
Vielen Dank, dann weiterhin alles erdenklich Gute, persönlich, beruflich und sportlich, und maximale Erfolge!
Weitere Informationen (auch Fotos) zu Andrea Eskau unter www.andreaeskau.de .
Anmerkung: Sowohl bei den olympischen als auch bei den paralympischen Radsport-Wettkämpfen 2016 wurde Großbritannien die erfolgreichste Nation. Bei den „Olympics“ kamen die Britinnen und Briten auf 12 Medaillen, darunter 6 x Gold, und bei den Paralympics auf 21 Medaillen, darunter 12 x Gold. Die deutschen Radsport-Asse schafften bei den Olympischen Spielen in Rio zwei Medaillen, darunter einmal Gold, und bei den folgenden Paralympischen Spielen 15 Medaillen, darunter 8 x Gold.
Marko Michels