Die Straßen-Rad-WM`15 im Rückspiegel

USA und Deutschland am erfolgreichsten


Ein Jahr vor den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro wurde es auch für die Straßen-Radsportlerinnen und -Radsportler noch einmal so richtig spannend. Die WM in Richmond standen zwischen dem 19. und 27.September auf dem Programm – das letzte große globale Zusammentreffen im Straßen-Radsport vor den Spielen`16.

USA und Deutschland am erfolgreichsten

So meldeten auch Athletinnen und Athleten aus 76 Ländern für die zwölf Wettbewerbe. Sechs Entscheidungen gab es im Elite-Bereich (Einzel-Zeitfahren, Team-Zeitfahren und Straßen-Einzel jeweils bei den Frauen und Herren), vier im Junioren-Bereich (Einzel-Zeitfahren und Straßen-Einzel jeweils bei den Mädchen und Jungen) und zwei im Bereich der Altersklasse U 23 (Einzel-Zeitfahren und Straßen-Einzel der jungen Herren).

Erfolgreich dabei war auch die Wahl-Mecklenburgerin Trixie Worrack (Bad Doberan/Rostock), 1981 in Cottbus geboren, die wieder einmal für goldige Momente sorgte. Im Team-Zeitfahren erkämpfte Trixie – dieses Mal mit dem deutschen Team „Velocio-SRAM Pro Cycling“ – wieder Gold, nachdem sie bereits 2012 (mit dem amerikanischen „Team Specialized-lululemon“) sowie 2013 und 2014 (jeweils mit der amerikanischen Mannschaft „Specialized-lululemon“) die WM-Titel in dieser Disziplin errang.

In der Besetzung Alena Amialiusik (Weissrussland), Lisa Brennauer (Deutschland), Karol-Ann Canuel (Kanada), Barbara Guarischi (Italien), Mieke Kröger (Deutschland) und eben Trixie Worrack verwies das Team „Velocio-SRAM Pro Cycling“ die niederländischen Mannschaften „Boels-Dolmans“ und „Rabo-Liv“ auf die Plätze zwei und drei.

Im Einzel-Zeitfahren belegte Trixie einen guten zehnten Platz. Die Weltmeisterin dort wurde die Neuseeländerin Linda Villumsen. Lisa Brennauer schaffte in dieser Entscheidung Bronze.

Gold auch für Neuseeland

Die 12 Weltmeistertitel im Straßen-Radsport 2015 gingen an die USA (im Team-Zeitfahren der Herren an das „BMC Racing Team“ / an Chloe Dygert im Einzel-Zeitfahren und Straßen-Einzel der Juniorinnen), an Deutschland (wie erwähnt: im Team-Zeitfahren an das „Velocio-SRAM Pro Cycling“-Team, an Leo Appelt im Einzel-Zeitfahren der Junioren), an Dänemark (Mads Würtz Schmidt im Einzel-Zeitfahren der jungen Herren U 23), an Österreich (Felix Gall im Straßen-Einzel der Junioren), an Weissrussland (Vasil Kiryienka im Einzel-Zeitfahren der Herren), an Frankreich (Kevin Ledanois im Sraßen-Einzel der jungen Herren U 23), an Großbritannien (Lizzie Armitstead im Straßen-Einzel der Frauen), an Neuseeland (Linda Villumsen im Einzel-Zeitfahren der Frauen) und an die Slowakei (Peter Sagan im Straßen-Einzel der Herren).

Insgesamt erkämpften 16 Länder die 36 Medaillen bei den WM in Richmond, darunter gewannen 9 Staaten WM-Titel. Berücksichtigt man jedoch die personelle Zusammensetzung der multikulturellen Teams im Mannschafts-Zeitfahren der Damen (wie erwähnt: deutsches Team „Velocio-SRAM Pro Cycling“) und bei den Herren (amerikanisches Team „BMC Racing Team“ mit Rohan Dennis/Australien, Silvan Dillier bzw. Stefan Küng/jeweils Schweiz, Daniel Oss und Manuel Quinziato/ jeweils Italien und Taylor Phinney/USA) so ergibt sich gar folgendes Leistungsbild: Radfahrerinnen und Radfahrer aus 18 Ländern errangen WM-Medaillen in Richmond, darunter 13 Staaten WM-Gold.

Rechnet man großzügig die Team-Triumphe allein Deutschland (Frauen) und den USA (Herren) zu ist das Medaillen-Ranking eindeutig. Die USA mit dreimal Gold, dreimal Silber, zweimal Bronze avancierten vor Deutschland mit zweimal Gold, einmal Silber, zweimal Bronze, Frankreich mit einmal Gold, einmal Silber, zweimal Bronze und Dänemark mit einmal Gold, einmal Bronze zur erfolgreichsten Nation.

Europa ist mit 25 Medaillen (darunter 8 x Gold) der erfolgreichste Kontinent vor Amerika mit 8 Medaillen (darunter 3 x Gold) und Australien-Ozeanien mit 3 Medaillen (darunter 1 x Gold).

Exkurs

Weltmeisterliche Historie (bis 2014) – Straßen-Radsport-Einzel der Herren

Zwischen 1921 und 1995 fanden im Straßen-Radsport (Einzel der Männer) auch separate Weltmeisterschaften für Amateure statt, bis die Radsportfunktionäre einsahen, dass es zwischen „offiziellen Profis“ und „inoffiziellen Staatsamateuren“ eigentlich keine Unterschiede mehr gibt… Ein langer Denkprozess zwar, aber seit 1996 dürfen sich die besten Radfahrer messen, die neben ihren radsportlichen Arbeitsgeräten kaum andere berufliche Verpflichtungen haben.

Bei den so genannten Amateur-Welt-Titelkämpfen im Männer-Straßen-Einzel waren jedenfalls Italien (19 Titel), Deutschland (8 Titel, davon DDR 7 und das vereinte Deutschland 1 Titel), Frankreich sowie die Niederlande (je 7 Titel), Belgien (5 Titel), Dänemark, die Schweiz und Polen (je 4 Titel) die erfolgreichsten Nationen, wobei 66 der 68 Amateur-WM-Titel an Europa gingen. Lediglich der Australier Jack Hobbin (1950) und der Amerikaner Alexi Grewal (1984/gleichzeitig Olympiasieg) sorgten für nicht-europäische Erfolge.
Aus deutschem Blickwinkel jubelten bei den weltmeisterlichen Amateuren sieben Athleten: 1958 sowie 1959 jeweils Täve Schur, 1960 Bernhard Eckstein, 1982 Bernd Drogan, 1983, Uwe Raab, 1986 Uwe Ampler, 1988 (gleichzeitig Olympiasieg) Olaf Ludwig und 1993 der Rostocker Jan Ulrich.

Bei den Profis im Straßen-Einzel seit 1927 ff. dominierte und dominiert Belgien mit 48 Medaillen, davon 26 x Gold, vor Italien mit 55 Medaillen, davon 19 x Gold, Frankreich mit 34 Medaillen, davon 8 x Gold, Spanien mit 22 Medaillen, davon 5 x Gold, die Niederlande mit 17 Medaillen, davon 7 x Gold, Deutschland mit 15 Medaillen, davon 2 x Gold (durch Heinz Müller 1952 und Rudi Altig 1966), und die Schweiz mit 13 Medaillen, davon 3 x Gold.

Aus „Nicht-Europa“ schafften bis 2014 nur die USA (5 Medaillen, davon 3 x Gold durch Greg LeMond 1983/1989 sowie den mehr als bekannt-berüchtigten Lance Armstrong 1993), Australien (5 Medaillen, davon 1 x Gold durch Cadel Evans 2009) sowie Kanada (eine Medaille) Profi-WM-Plaketten im Herren-Straßen-Einzel.

Im letzten Jahr, in Ponferrada 2014, triumphierte der Pole Michal Kwiatkowski vor dem Australier Simon Garrans und dem Spanier Alejandro Valverde. In diesem Jahr, in Richmond 2015, war der Slowake Peter Sagan vor Michael Matthews (Australien) und Ramunas Navardauskas (Litauen) der Beste. Im Straßen-Einzel-Wettbewerb bei den Herren starteten auch die Rostocker Andre Greipel, Paul Martens und Paul Voss.

Der Belgier Eddy Merckx wurde übrigens viermal Straßen-Einzel-Champion: 1964 als Amateur sowie 1967, 1971 und 1974 als Profi.

Blick in die WM-Historie im Straßen-Einzel bei den Damen (bis 2014)

Seit 1958 ff. werden WM im Straßen-Einzel ebenfalls für Frauen angeboten und die erfolgreichsten Länder sind bislang die Niederlande mit 26 Medaillen, davon 9 x Gold, Italien mit 20 Medaillen, davon 5 x Gold, Frankreich mit 17 Medaillen, davon 10 x Gold, Belgien mit 16 Medaillen, davon 6 x Gold, und Deutschland mit 13 Medaillen, davon 5 x Gold.
Die deutschen WM-Triumphe gehen dabei auf das sportliche Konto von Elisabeth Eichholz (1965), Beate Habetz (1978), Ute Enzenauer (1981), Judith Arndt (2004) und Regina Schleicher (2005).

Nach den Olympischen Spielen in London, so 2012 in Valkenburg bzw. 2013 in Florenz, war zweimal Marianne Vos (Niederlande) vorn. 2012 gewann Marianne vor Rachel Neylan (Australien) und Elisa Longo Borghini (Italien) sowie 2013 vor Emma Johannsson (Schweden) und Rossella Ratto (Italien).

Im letzten Jahr 2014 in Ponferrada wurde die Französin Pauline Ferrand-Prevot die Nummer eins vor Lisa Brennauer aus Deutschland und Emma Johansson (Schweden). Im Zeitfahren mit dem Team gab es 2014 (wie schon 2012, 2013) ebenfalls Gold für die Trixie Worrack (Rostock/Bad Doberan). Dieses gewann Trixie mit der amerikanischen „Specialized-lululemon“-Mannschaft. Zudem erkämpfte Trixie unter anderem 2006 den Vize-Weltmeister-Titel im Straßen-Einzel der Frauen.

In Richmond 2015 setzte sich die Britin Lizzie Armitstead vor Anna van der Breggen (Niederlande) und Megan Guarnier (USA) durch. Trixie Worrack wurde als beste deutsche Radfahrerin hier Zwölfte.

Medaillen für nicht-europäische Länder bei den Frauen erradelten seit 1958 (bis 2014) die USA (10 Medaillen, davon 2 x Gold), Australien (4 Medaillen) und Kanada (2 Medaillen).

Für die USA gewannen Audrey McElmury (1969) und Beth Heiden (1980). Beth Heiden war zudem eine begnadete Eisschnellläuferin, die 1979 Mehrkampf-Weltmeisterin wurde, dazu 1 x Mehrkampf-Silber 1980, zweimal Sprint-Silber 1978/1979, einmal Sprint-WM-Bronze 1980 und einmal Olympia-Bronze 1980 über 3000 Meter errang.

Marko Michels

UND: Wie lief es beim ersten Schweriner-Jedermann-Seen-Rennen?! Dieses wurde ja parallel zur Straßen-Rad-WM – die ja „nur“ 6700 Kilometer von Schwerin entfernt, in Richmond, stattfand – ausgetragen…

Rückblick auf das erste Schweriner-Jedermann-Seen-Rennen / Nachgefragt bei Michael Kruse

Das erste Schweriner-Jedermann-Seen-Rennen ist bereits wieder Geschichte. Hunderte Radsportlerinnen und Radsportler aus ganz Deutschland kamen dabei am letzten September-Wochenende in die Landeshauptstadt M-V. Und die Siege gingen nach Magdeburg (Enrico Sauer und Dennis Rössl zeitgleich über die 37,7 Kilometer) und Schwerin (Dennis Kruse über die 82 Kilometer).

Nachgefragt bei Mit-Organisator Michael Kruse

„Ein Anfang ist gemacht…“

Frage: Das erste Schweriner-Jedermann-Seen-Rennen ist „Historie“. Wie lautet Ihr Resümee aus organisatorischer Sicht?

Michael Kruse: Für das 1. Schweriner-Seen-Jedermann-Radrennen ist eine sehr positive Bilanz zu ziehen. Wir hatten rund 800 Starterinnen und Starter, die Stimmung gut und auch das Wetter spielte mit – ein verheißungsvoller Auftakt für das neue radsportliche Event in der Stadt. Auch wenn nicht alles fehlerfrei verlief. Ein Anfang ist jedoch gemacht. Schwerin hat letztendliche eine große radsportliche Tradition, ob auf der Bahn oder auf der Straße.

Frage: Ihr Sohn Dennis triumphierte über die 82 Kilometer – zwei Wochen nach seinem Erfolg beim Rostocker Triathlon ein weiterer großer Erfolg in kurzer Zeit. Welche Ambitionen hat Dennis 2015 noch?

Michael Kruse: Ja, die letzten Wochen hatten sehr erfolgreiche Momente für ihn! Das war dann für meinen Sohn aber auch das Saison-Ende 2015. Jetzt steht für ihn erst einmal eine kurze Trainingspause und natürlich Erholung mit der Familie „auf der Agenda“, bevor es in drei Wochen mit einem leichten Aufbautraining wieder beginnt.

Frage: Wie verlief eigentlich das Rennen über die 37 Kilometer?

Michael Kruse: Wir haben auch auf der kleineren Strecke sehr viele Starter gehabt. Wie bei der großen Strecke müssen wir uns auch bei der kleineren Strecke einige Fehler eingestehen. Die Wettkämpfe müssen im kommenden Jahr unbedingt besser und sicherer für die Teilnehmer verlaufen.

Frage: Eine erste „speziellere“ Bestandsaufnahme: Was lief besonders gut? Wo hakte es noch ein wenig?

Michael Kruse: Der Event-Ort mit dem Gelände Alter Garten und den vielen Ausstellern sowie Aktionen für Kinder war perfekt. Die Streckenführung und die Absicherung müssen allerdings im kommenden Jahr besser werden.

Frage: Steht der Termin schon für das nächste Rennen?

Michael Kruse: Nein noch nicht ganz. Ich denke, in einem Monat können wir diesen auf unserer Webseite www.schweriner-seenrunde.de veröffentlichen.

Übrigens: Alle Ergebnisse vom Rennen sind auf www.herzog-sport.de zu finden.

Letzte Frage: „Ein Wort“ zu Trixie Worrack (Bad Doberan/Rostock) bei den WM…

Michael Kruse: Trixie ist eine ungemein starke und ehrgeizige Radsportlerin. Beeindruckend, dass sie zum dritten Mal hintereinander WM-Gold in der Team-Wertung erkämpfte. Trixie wird bestimmt auch in Rio eine gute Rolle spielen.

Vielen Dank und auf ein erfolgreiches Rennen 2016!

M.Michels