Die Leichtathletik-EM 2012 im Rückblick

Nachgefragt beim Rostocker Leichtathletik-Trainer Ralf Skopnik (1.LAV Rostock)


Die 21.Leichtathletik-Europameisterschaften vom 27.Juni 2012 bis 1.Juli 2012 in Helsinki waren noch einmal ein wichtiger internationaler Test-Wettkampf kurz vor den Olympischen Spielen in London.

Die deutsche Leichtathletik-Mannschaft präsentierte sich dabei in ausgezeichneter Verfassung. So wurden die deutschen Sportlerinnen und Sportler mit 6 x Gold, 6 x Silber, 4 x Bronze das erfolgreichste Team vor Russland mit 5 x Gold, 4 x Silber, 6 x Bronze, Frankreich mit 5 x Gold, 4 x Silber, 5 x Bronze, der Ukraine mit 4 x Gold, 7 x Silber, 6 x Bronze und der Türkei mit 4 x Gold, 2 x Silber, 1 x Bronze.

Deutsche Erfolge gab es im Weitsprung der Herren (Sebastian Bayer mit 8,34 Meter), im Kugelstoßen der Frauen (Nadine Kleinert mit 19,18 Meter), im Zehnkampf der Herren (Pascal Behrenbruch mit 8558 Punkten), im Diskuswerfen der Herren (Robert Harting mit 68,30 Meter), im Kugelstoßen der Herren (David Storl mit 21,58 Meter) und in der 4 x 100 Meter/Staffel der Frauen (Leena Günther, Anne Cibis, Tatjana Pinto, Verena Sailer in 42,51 Sekunden).

Aus M-V-Sicht sorgten Martina Strutz mit Silber im Stabhochspringen (4,60 Meter) und Anna Rüh (beide SC Neubrandenburg) mit Platz vier (62,65 Meter, Bronze nur um 26 Zentimeter verfehlt!) im Diskuswerfen für herausragende Resultate.

Im Medaillenspiegel aller Leichtathletik-Europameisterschaften von 1934 bis 2012 führt Deutschland (einschließlich DDR und Bundesrepublik) mit 174 x Gold, 175 x Silber, 160 x Bronze vor Russland (einschließlich UdSSR) mit 172 x Gold, 156 x Silber, 149 x Bronze, Großbritannien mit 93 x Gold, 74 x Silber, 80 x Bronze und Frankreich mit 55 x Gold, 48 x Silber, 47 x Bronze.

Und wie beurteilt der renommierte Rostocker Leichtathletik-Trainer Ralf Skopnik die Leichtathletik-EM 2012 aus regionaler, nationaler und internationaler Sichtweise?!

Nachgefragt bei Ralf Skopnik, Trainer beim 1.LAV Rostock

„Die deutsche Leichtathletik ist auf einem guten Weg …“

Frage: Die 21.Leichtathletik-EM 2012 sind Historie – leider lief es für Ihren Schützling, den Speerwerfer Mark Frank, nicht wie erhofft. Wie lautet Ihr Resümee zum Wettkampf von Mark Frank?

Ralf Skopnik: Mark hatte mit heftigen Verletzungsproblemen zu kämpfen. Gerade seine gravierende Schulterverletzung und auch eine Rückenverletzung setzten ihm zu. Er reiste ja bereits zu den Deutschen Meisterschaften Mitte Juni mit Verletzungsproblemen, auch um seine Olympia-Chance zu wahren. So nahm er ebenfalls an den EM teil, um alles zu probieren, doch noch die Olympia-Norm zu schaffen, was leider nicht gelang.

Er konnte ja verletzungsbedingt nur ganz wenige Würfe im Vorfeld absolvieren – das ist allein schon ein riesiger Nachteil für einen Speerwerfer. Es ist mehr als bedauerlich, hat Mark in der Vergangenheit ja oft genug bewiesen, zu welchen außergewöhnlichen Leistungen und Erfolgen er fähig ist.

Aber leider ist es so, wie bereits 2004 oder 2008, dass ihn jeweils ausgerechnet im Olympia-Jahr eine Verletzung ausbremste. Noch besteht stille Hoffnung, dass ihm noch eine Chance auf Erfüllung der Olympia-Norm gewährt werden könnte. Es ist aber nur eine sehr geringe …

Frage: Wie beurteilen Sie ansonsten die Resultate des deutschen Leichtathletik-Teams in Helsinki?

Ralf Skopnik: Das deutsche Team konnte mit 16 Medaillen, davon 6 x Gold, die erfolgreichste Mannschaft dieser Europameisterschaften stellen. Das spricht für sich und zeigt, dass die deutsche Leichtathletik auf einem guten Weg ist und die deutschen Athletinnen und Athleten mit viel „Rückenwind“ zu den olympischen Wettkämpfen Ende Juli reisen können. Eine sichere Bank war wieder einmal – wie so oft in den letzten Jahren – der Bereich Wurf/Stoß.

Letztendlich muß man allerdings hinzufügen, dass für viele Athleten die EM nur eine Durchgangsstation zu Olympia war. Viele Leistungsträger fehlten auch. Insofern sollte man die Ergebnisse sehr differenziert betrachten.

Frage: Und wie schätzen Sie die Ergebnisse des Neubrandenburger Damen-Duos ein?

Ralf Skopnik: Ich freue mich für „Strutzi“ (Martina Strutz), dass sie nach WM-Silber 2011 nun auch bei den Europameisterschaften 2011 den zweiten Rang im Stabhochspringen belegte. Eine starke Leistung von ihr! Damit hat sie auch alle Diskussionen ad acta gelegt, ob sie tatsächlich in Olympia starten wird. Martina hat es mehr als verdient!

Sehr erfreulich ist auch das Abschneiden der Diskuswerferin Anna Rüh. Sie ist ja noch sehr jung, startet demnächst ja nicht nur bei Olympia, sondern noch bei den Junioren-Weltmeisterschaften. Dass sie nun auf Anhieb bei den EM der Reiferen Platz vier erreichte, ist eine bemerkenswerte Leistung. Anna gehört die Zukunft.

Vielen Dank und weiterhin gutes Schaffen in der Leichtathletik!

Marko Michels