Dialog Abfallwirtschaft in Rostock

Seidel: Gewerbliche Abfälle rückläufig – Wertstofftonne soll eingeführt werden

Die Kreislauf- und Abfallwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern spürt die Auswirkungen der Krise. „Bei den industriellen und gewerblichen Abfällen spiegelt sich die wirtschaftliche Situation der Unternehmen wieder. Das Aufkommen dieser Abfälle ist teilweise um die Hälfte und mehr gesunken, so dass einige Abfall verarbeitende Unternehmen Auslastungsschwierigkeiten haben“, sagte Wirtschaftsminister Jürgen Seidel am Donnerstag in Rostock beim 13. Dialog Abfallwirtschaft Mecklenburg-Vorpommern. „Bemerkenswert ist aber auch, dass das Konsumverhalten der Bürger im vergangenen Jahr kaum verändert war. Das über die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger entsorgte Abfallaufkommen der Haushalte in MV bewegt sich auf dem Niveau der letzten Jahre.“

In den Abfallwirtschaftsunternehmen des Landes arbeiten derzeit rund 3.000 Beschäftigte. Sie erwirtschaften jährlich einen Umsatz von mehr als 400 Millionen Euro. Nach einer entsprechenden Aufbereitung wird aus Siedlungs- und Gewerbeabfall ein Ersatzbrennstoff. Gegenwärtig fallen pro Jahr rund 355.000 Tonnen Ersatzbrennstoff in Mecklenburg-Vorpommern zur Verwertung an. Dieses Aufkommen kann in den vier Ersatzbrennstoff (EBS)-Heizkraftwerken im Land energetisch verwertet werden.

Gegenwärtig ist die Einführung einer Wertstofftonne in der Diskussion. „Die gemeinsame Erfassung von Wertstoffen muss grundsätzlich möglich werden“, sagte Seidel. „Dadurch können Verwertungsquoten erhöht und die Abfallentsorgung für den Bürger einfacher und verständlicher organisiert werden. Denn es ist dem Bürger doch schwer zu vermitteln, warum ein Joghurtbecher in den gelben Sack kann, aber ein Zahnputzbecher dagegen nicht.“ Außerdem müsse die Wertstofftonne unabhängig von schwankenden Marktpreisen und der Attraktivität des geographischen Erfassungsgebietes allen Bürgern zu annehmbaren Konditionen zur Verfügung stehen. Die in MV bisher praktizierte enge Zusammenarbeit von öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern und der Privatwirtschaft sollte bei Einführung einer Wertstofftonne fortgesetzt werden.

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es ein ausgewogenes Verhältnis von öffentlichen und privaten Unternehmen, die in der Abfallwirtschaftsbranche tätig sind. Die Abfallbehandlung erfolgt derzeit, bezogen auf die Bevölkerung, zu 71 Prozent in Form von öffentlich-privaten Partnerschaften, zu 14 Prozent durch private Unternehmen und zu 15 Prozent durch eine landeseigene Gesellschaft.

Die Abfallentsorgung hat sich inzwischen zum Rohstoff- und Brennstofflieferanten entwickelt. Dabei ist das Potenzial für die Energiebereitstellung, welches in den Abfällen steckt, noch längst nicht erschlossen. Der Beitrag der Abfallwirtschaft zur Energieerzeugung kann bis 2013 nach Erhebungen um mehr als die Hälfte gesteigert werden, die größten Reserven liegen dabei in der Nutzung biogener Abfälle für die Biogasproduktion. Ab 2015 wird die getrennte Sammlung von Bioabfällen über Hol- oder Bringsysteme verbindlich vorgeschrieben.