Deutsches Team im paralympischen Endspurt

Verena Bentele vor historischem Triumph

Eine Frau ist nicht zu bremsen. Weder von ihrem Handicap (Blindheit). Weder von einem schweren Sturz 2009 (u.a. innere Verletzungen, Kreuzbandriss, Verlust einer Niere). Weder vom widrigen Wetter in Whistler (Regen, Wind). Noch von der ungerechten Prämien für Erfolge von Sportlern mit Handicap im Vergleich mit jenen ohne Handicap (Paralympia-Siegerinnen erhalten 4500 Euro – Olympiasiegerinnen hingegen 15000 Euro !).

Nun holte sie im Skilanglauf einen Tag nach Gold im Biathlon ihr viertes Paralympics-Gold 2010, ihr 11.Paralympics-Gold überhaupt. Verena Bentele ist ähnlich wie die alpineDoppel-Olympiasiegerin Maria Riesch, die sich zweimal schwer verletzte, wieder aufstand, sich durchbiss, stets an ihren Träumen, ihrem Sport festhielt und letztendlich  kaum mehr für möglich erwartete Erfolge feierte, eine große Kämpferin.

Verena Bentele schreibt bei den X.Winter-Paralympics Sportgeschichte. Eine weitere Gold-Chance hat sie noch ... Auch Verena hielt trotz ihrer schweren Verletzungen im Vorjahr an ihren paralympischen Zielen fest – unbeirrbar, trotz Rückschlägen, immer hoffnungsvoll, immer aufopferungsvoll im Training. Vorbildlich !

Der einstige niederländische Weltklasse-Eisschnellläufer prägte einst die geflügelte Sportler-Weisheit: „Du wächst, in dem du stürzt und wieder aufstehst !“. Verenas Tränen der Verzweiflung 2009 wichen den paralympischen Freuden-Tränen von 2010. Sowohl Maria Riesch als auch Verena Bentele sind zwei große Sport-Persönlichkeiten, die beweisen, dass sich mit Willensstärke und großem Fleiß fast jedes Ziel erreichen lässt. Vielleicht nicht immer. Aber für Maria und Verena schon. Frauen-Power eben …

Und wie schon bei den „Olympics“ ist auch bei den Paralympics aus deutscher Sicht besagte „Frauen-Power“ angesagt. Gerade am siebenten Tag der zehnten Paralympischen Winterspiele wurde dieses deutlich. Nicht nur, dass Verena Bentele ihre „Gold-Spur“ nicht verlässt, auch die anderen Damen sammeln fleißig Medaillen. So gab es für „Silber-Andrea“ Rothfuss nun in der Abfahrt Bronze. Andrea Eskau, die Skischlitten-Sportlerin, schaffte über die 5 km-Distanz Silber.
Lediglich und ausgerechnet „Oldie but (fast) Goldie“, der Alpine Gerd Gradwohl, als jung gebliebener 50jähriger, hielt die Medaillen-Fahne der deutschen Herren oben. Für ihn gab es in der Abfahrt die Bronzemedaille.

Negative Begleitumstände des 7.Paralympics-Tages waren die zahlreichen Stürze in der Abfahrt der Alpinen – auch Martin Braxenthaler, den zweifachen Goldmedaillengewinner 2010 erwischte es, aber mit glimpflichen Ausgang.
Schlimme Erinnerungen an den Abfahrtslauf bei den Olympics wurden wach. Anscheinend sind die Strecken-Verantwortlichen vor allem eines – unverantwortlich, Die Sportler auf eine solche gefährliche Strecke zu schicken, grenzt nicht nur an, sondern ist Ignoranz !

Die Sportlerin mit Handicap des Jahres 2009 und nunmehr dreifache paralympische Medaillengewinnerin 2010, Andrea Rothfuss, meinte nach dem Wettkampf bei Eurosport: „ Ich bin froh, dass ich lebend und heil im Ziel angekommen bin. Das war heute schon ein bisschen ein Höllenritt da runter.“

Das deutsche Team begeistert jedenfalls in Vancouver und in Whistler: Bisher 8 x Gold und 14 Medaillen.

In der Nacht zum 22.März (MEZ) gehen übrigens die X.Winter-Paralympics feierlich zu Ende.

Marko Michels

Medaillenspiegel der X.Winter-Paralympics Stand 19.März / 0.00 Uhr (MEZ)

Top 8

Land-Gold-Silber-Bronze

1.Russland: 9-12-7
2.Deutschland: 8-4-2
3.Ukraine: 4-5-6
4.Kanada: 4-3-3
5.Slowakei: 3-0-1
6.Österreich: 2-2-1
7.Weißrussland: 2-0-5
8.Norwegen: 1-3-0

Foto: Deutscher Behindertensportverband