Deutsche Wintersportlerinnen und Wintersportler im Einsatz

Im November begann die Saison im Skisport, Eislaufsport und im Biathlon

Wenn jemand „Neuner“ heißt und bereits „alle zehn“ hat, so gibt es letztendlich nur zwei sportliche Möglichkeiten. Entweder es handelt sich um einen Kegler, der sich einmal im Bowling versucht. Oder es geht – und was liegt da näher zur wintersportlichen Zeit – um eine goldreiche Lena aus Bayern.

Ja, die zurzeit weltbeste Biathletin – und man übertreibt nicht, wenn man behauptet, die wohl beste Biathletin aller Zeiten – wird Ende November wieder in die Spur gehen. Am 30. November beginnt die Weltcup-Saison 2011/12 im schwedischen Östersund und natürlich hoffen die wintersportlich interessierten Sportfans hierzulande auch auf zahlreiche Erfolge der Biathletinnen und Biathleten des DSV.

Weltcup seit 1977/78

Seit der Saison 1977/78 gibt es den Gesamt-Weltcup für die Herren. Und der erste Sieger war zwar kein Mecklenburger, dafür aber ein Thüringer, der für den ASK Vorwärts Oberhof startete: Frank Ullrich war der Erste im doppelten Sinne: Der erste Gesamt-Weltcup-Sieger überhaupt und der Beste 1977/78. Erst einmal auf den Geschmack gekommen, gewann Frank Ullrich den Gesamt-Weltcup noch weitere dreimal.

Der zweite Gesamt-Weltcupsieger (1978/79) war zwar noch immer kein Mecklenburger, jedoch mit Klaus Siebert ein gebürtiger Sachse. Nach dem Triple von Frank Ullrich 1979/80, 1980/81 und 1981/82 folgte dann mit Peter Angerer ein Bayer 1982/83.

Ein Mecklenburger ganz oben

Dann war es endlich so weit: Ein Mecklenburger, ein 1964 in Güstrow geborener Athlet, stand ganz oben auf dem Gesamt-Weltcup-Podest. Frank-Peter Roetsch, der 1983/84, 1984/85 und 1986/87 die Nummer eins wurde, half, den „Ruf Mecklenburgs vom aufstrebenden Wintersport-Land“ zu begründen.

Allerdings: Der Güstrower startete für die SG Dynamo Zinnwald bzw. für den SSV Altenberg. Dort waren und sind die Wintersportbedingungen immer noch oder noch immer besser als in M-V. Es muß wohl noch viel Schnee vom Himmel fallen, bis sich daran etwas ändert. Geändert – seit den erfolgreichen Tagen von Frank-Peter Roetsch – hat sich etwas allerdings nicht. Deutsche Biathleten sind weiterhin topp und gewannen vierzehnmal den Gesamt-Weltcup – zuletzt durch Michael Greis, den bayrischen Schwaben.

In der Saison 2010/11 gewann der Norweger Tarjei Bö.

Erfolgreiche Lena

Während die Biathleten schon 1977 in die Weltcup-Loipe durften, mußten sich die Biathletinnen noch etwas in Geduld üben. Doch 1982/83 ging es auch für sie los und eine Norwegerin wurde die Premieren-Siegerin: Gry Ostvik. Die erste deutsche Biathletin, die einen Gesamt-Weltcup-Podestplatz erkämpfte (Gesamt/Platz drei), war 1991/92 Petra Schaaf (verheiratete Behle). Martina Glagow (verheiratete Beck) holte elf Jahre später den ersten Gesamt-Weltcup nach Deutschland. Kati Wilhelm (2005/06), Andrea Henkel (2006/07) und letztendlich Magdalena Neuner (2007/08 und 2009/10) folgten Martina in der „Gold-Spur“ des Gesamt-Weltcups.

Gerade Magdalena Neuner – mit ihrem authentischen, sympathischen und bodenständigen Naturell – lief sich seit Beginn ihrer Karriere schnell in die Herzen der Sportfans und sammelte Titel und Medaillen, wie andere Briefmarken. So gewann Magdalena zweimal Olympia-Gold und einmal Olympia-Silber, holte zehn Weltmeisterschaftstitel plus dreimal WM-Silber, erkämpfte dreimal WM-Gold beim Sommer-Biathlon und stand auf den Weltcup-Podesten (Einzel-/Staffel-Wettbewerbe) 36 x ganz oben. Und Lena ist erst 24 … „Im Sport werde ich nicht alt!“, meinte nun aber kürzlich die gebürtige Bayerin.

Was einige als eine mögliche kurzfristige Rücktrittsankündigung auslegten, läßt sich natürlich ebenfalls ganz anders deuten – nach dem Motto „Schaut her, Biathlon macht Spass und hält jung!“ … Denn Biathlon plötzlich ohne die ewig junge Magdalena wäre „unvollkommen“. Vielleicht braucht Lena nach ihrem „WM-Strike“ im Biathlon nur einmal eine kurze Pause, wenn überhaupt … Bei den WM 2012 in Ruhpolding, wie beim Weltcup 2011/12, gehört sie erneut zu den großen Favoritinnen. Und Olympia 2014 und 2018 mit Lena wären ja auch „nicht schlecht“. Aber erst einmal gilt es, sich auf „das Nahe liegende“ zu konzentrieren …

Übrigens: In der letzten Saison gewann Kaisa Mäkäräinen (Finnland) den Gesamt-Weltcup im Biathlon bei den Frauen. Die meisten Gesamt-Weltcups sicherten sich bei den Frauen Magdalena Forsberg (Schweden) und bei den Herren Ole Einar Björndalen (Norwegen) je sechsmal. Es gibt also noch genügend Herausforderungen für Magdalena Neuner.

Weltcup-Termine im Biathlon 2011/12

1.Weltcup in Östersund vom 30.11.bis 4.12.2011 / 2.Weltcup in Hochfilzen vom 7.12. bis 11.12.2011 / 3.Weltcup in Annecy vom 15.12. bis 19.12.2011 / 4.Weltcup in Oberhof vom 4.1.2012 bis 8.1.2012 / 5.Weltcup in Nove Mesto vom 11.1.2012 bis 15.1.2012 / 6.Weltcup in Antholz vom 19.1.2012 bis 22.1.2012 / 7.Weltcup in Oslo vom 2.2.2012 bis 5.2.2012 / 8.Weltcup in Kontiolahti vom 10.2. bis 12.2.2012 / 9.Weltcup/Finale in Chanty-Mansysk vom 13.3. bis 18.3.2012 – WM in Ruhpolding vom 29.2.2012 bis 11.3.2012

Die deutschen Schlittensportler ebenfalls mit Ambitionen

Was für die Biathletinnen und Biathleten zutreffend ist, gilt auch für die Schlittensportler aus Deutschland. Auch diese sind für die kommende Saison favorisiert.

Seit der Saison 1977/78 wird der Gesamt-Weltcup im Rennrodeln ausgetragen und die erste Siegerin war auch eine Deutsche – Regina König. Es folgten weitere 24 Gesamt-Triumphe, dazu 20 zweite Ränge und 26 dritte Plätze im Gesamt-Klassement. Die erfolgreichsten Rodlerinnen im Gesamt-Weltcup sind ebenfalls Deutsche, so Silke Kraushaar (5 x Gold / 6 x Silber / 1998-2008), Sylke Otto (4 x Gold, 4 x Silber, 1 x Bronze / 1995-2006) und Tatjana Hüfner (4 x Gold, 1 x Silber, 1 x Bronze / 2006-2011).
Die Österreicherin Angelika Schafferer gewann übrigens dreimal den Weltcup (1979/1980/1981). Die Lettin Vera Zozula, auch Olympiasiegerin 1980, gewann 1982 innerhalb des UdSSR-Teams den Gesamt-Weltcup. Die Russin Julia Antipowa triumphierte zweimal (1988/1990). Ansonsten gab es dreimal den Gesamt-Weltcup für Italienerinnen (Erster Erfolg durch Marie-Luise Rainer 1986!). Für Nordamerika holte 1987 Bonny Warner (USA) mit Platz drei den ersten Gesamt-Weltcup-Podestplatz. Den letzten Gesamt-Weltcup-Sieg 2010/11 erkämpfte Tatjana Hüfner vor Natalie Geisenberger und Anke Wischnewski.

Während die Rennrodlerinnen seit 1977 in der Weltcup-Spur sind folgten die Bobfahrerinnen erst 1994/95 und die Skeleton-Fahrerinnen 1996/97.Auch hier waren die deutschen Frauen triumphal.

Zwar ging der erste Weltcup-Gesamt-Sieg im Bobfahren bei den Frauen an die Schweizerin Claudia Bühlmann, aber in der Folgezeit siegten die deutschen Frauen zehnmal. 2001/02 war es Susi Erdmann, dann – von 2002/03 bis 2010/11 – war Sandra Kiriasis, geborene Prokoff, das Mass aller bobsportlichen Dinge.

Im Skeleton bei den Frauen war Steffi Hanzlik 1996/97 die Gesamt-Weltcup-Premieren-Siegerin. Sie gewann zweimal (1998/99 zum zweiten Mal). Siebenmal ging der Gesamt-Weltcup hier an Nordamerika (USA 3 x / Kanada 4 x). Die deutschen Frauen waren dank Steffi Hanzlik, dank Marion Trott 2008/09 und zuletzt (2010/11) dank Anja Huber viermal oben auf.

Nun, Ende November, beginnt, die Gesamt-Weltcup-Saison 2011/12 in Innsbruck, auch im Rennrodeln. Deutsche Stationen sind Königssee (5.-6.1.2012), Oberhof (14.-15.Januar 2012) und Winterberg (21.-22.Januar 2012). In Paramonowo endet die Weltcup-Saison, wobei zugleich auch die EM-Medaillen vergeben werden (25.-26.Februar 2012). Zuvor, Mitte Februar 2012, finden die WM in Altenberg statt.

Im Blick – das Eiskunstlaufen / Zwischen Grand Prix und Historie

Die Biathleten sind in der Spur, die Schlittensportler und Skisportler, ob alpin oder nordisch, haben die erste Weltcup-Punkte bereits erkämpft. Außerdem konnten die Eiskunstläuferinnen und Eiskunstläufer ihre ersten Bewährungsproben absolvieren.
Gegenwärtig findet die „Grand Prix-Serie“ statt, bevor im Januar mit den Europameisterschaften in Sheffield bzw. den Olympischen Winter-Jugendspielen in Innsbruck/Seefeld und im März mit den WM in Nizza die großen Höhepunkte der Eiskunstlauf-Saison 2011/12 ausgetragen werden.

Zuletzt sorgte die deutsche Eiskunstläuferin Sarah Hecken beim „Skate Canada“ für einen beachtlichen und guten 8.Rang, der um so höher zu bewerten ist, da die junge, talentierte Eiskunstläuferin auch mit einigen Widrigkeiten jenseits der Eiskunstlauf-Fläche zu kämpfen hat. Bei einer optimalen Vorbereitung und Förderung könnte Sarah durchaus an alte deutsche Erfolgstraditionen bei den Damen anknüpfen.

Blick in die Geschichte

Die Geschichte der Damen-Konkurrenzen bei Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften begann im Jahre 1906, bei den WM in Davos. Damals siegte die Britin Madge Syers-Cave. Für den ersten deutschen Medaillen-Gewinn bei einer WM sorgte Elsa Rendschmidt vom Berliner Schlittschuh-Club, die 1908 Silber gewann und dieses „Kunststück“ (Silber) 1910 wiederholte. Bronze gab es 1911 durch die Potsdamerin Ludowika Eilers, die 1911 den Finnen Walter Jakobsson heiratete.
Erfolgreich waren die WM-Jahre 1924/1925 ebenfalls aus deutscher Sicht: Ellen Brockhöft vom Berliner Schlittschuh-Club gewann beide Male Silber, 1925 vor ihrer Landsfrau Elisabeth Böckel.

Die Damen-Konkurrenzen von 1908 bis 1936 wurden vor allem von vier Läuferinnen beherrscht: Lily Kronberger aus Ungarn siegte von 1908 bis 1911 viermal, Opika von Meray-Horvath ebenfalls aus Ungarn triumphierte von 1912 bis 1914 dreimal, Herma Szabo aus Österreich gewann von 1922 bis 1926 fünfmal und die Norwegerin Sonja Henie „sammelte“ von 1927 bis 1936 zehnmal Gold – ein Gold-Rekord für die Ewigkeit.

Nach dem zweiten Weltkrieg begann die allmähliche Dominanz der Amerikanerinnen. Mit der Kanadierin Barbara Ann Scott wurde 1947 erstmals eine Nordamerikanerin Weltmeisterin. Sechs Jahre später, im Jahr 1953, gewann Tenley Albright das erste US-Gold bei den Damen. Die 1950er Jahre wurden allerdings von deren Landsfrau Carol Heiss geürägt, die zwischen 1956 und 1960 fünfmal gewann. Goldig waren die Eiskunstlauf-Zeiten in den 50ern auch aus deutschem Blickwinkel. Gundi Busch vom Kölner EK konnte – nach Silber 1953 – ein Jahr später Weltmeisterin werden.

Damen-Konkurrenzen immer äußerst stark

Eine Niederländerin, Sjouke Dijkstra sorgte Anfang der 1960er Jahre mit dreimal Gold für Furore. Ab den 1960ern gehörten dann ebenfalls die deutschen Eiskunstläuferinnen, zumeist aus der DDR, aber auch aus der Bundesrepublik, zu den regelmäßigen Medaillengewinnerinnen bei Welt-Titelkämpfen. Gabriele SEyfert vom SC Karl-Marx Stadt holte 1966 bis 1968 dreimal WM-Silber und wurde 1969 und 1970 Weltmeisterin. Vier Jahre später (1974)  errang Christine Errath vom SC Dynamo Berlin Gold, nachdem sie 1973 Bronze gewonnen hatte. 1975 folgte  Bronze und 1976 Silber.

Für die Karl-Marx-Städterin Anett Pötzsch erfüllte sich der Traum vom WM-Gold zweimal 1978 und 1980 (1980 auch Olympiasiegerin). Der silberne Rang von 1977 und 1979 runden die Erfolgsbilanz von Anett bei WM ab.

Eine Dortmunderin gehörte Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre ebenfalls zu den weltbesten Läuferinnen. Dagmar Lurz vom ERC Westfalen Dortmund belegte bei den WM 1977 Platz drei und 1980 Platz zwei (bei Winter-Olympia 1980 auch Bronze).

Und die legendären 1980er standen ganz im Zeichen der „Gold-Kati“. Katarina Witt vom SC Karl-Marx-Stadt wurde unter anderem viermal Weltmeisterin (1984, 1985, 1987, 1988) und zweimal Vize-Weltmeisterin (1982, 1986), dazu noch zweimal Olympiasiegerin (1984, 1988).
Claudia Leistner vom Mannheimer ERC sorgte ebenfalls für weltmeisterlichen Medaillen-Glanz. Sie erlief 1989 WM-Silber. Die berühmte Eidgenossin Denise Biellmann war zuvor 1981 die Beste.

Die 1990er und 2000er Jahre dominierten hingegen die Läuferinnen aus den USA und Asien (Japan, China, Korea). 1989 gewann Midori Ito erstmals WM-Gold für Japan, fünf Jahre später belegte die Chinesin Chen Lu Rang eins und die Koreanerin Yu-Na Kim wurde 2009 Weltmeisterin.

Bemerkenswert: Das große Eiskunstlauf-Land Sowjetunion gewann ausgerechnet bei den Damen im Einzel nie WM-Gold. Für die Ukraine erkämpfte 1993 Oksana Bajul WM-Gold. Die erste Russin, die sich in einer WM-Einzelkonkurrenz bei den Frauen durchsetzte, war 1999 Maria Butyrskaja.
Zwischen 2002 und 2011 gingen die WM-Goldmedaillen bei den Frauen an Japan (5), Russland und die USA (je 2) und Korea (1). Die elegante Amerikanerin Michelle Kwan konnte dabei zwischen 1996 und 2003 fünfmal Weltmeisterin werden.

Die letzte WM-Medaille für Deutschland in einer Damen-Konkurrenz gewann übrigens 1994 Tanja Szewczenko von der Düsseldorfer EG mit Bronze.

Eiskunstlauf-Europameisterschaften werden im Damen-Einzel seit 1930 präsentiert. Die Auftakt-Siegerin war 1930 in Wien Fritzi Burger aus Österreich.

EM-Goldmedaillen aus deutscher Sicht gab es durch folgende Läuferinnen: Gundi Busch (1954), Gabriele Seyferth (1967, 1969, 1970), Christine Errath (1973, 1974, 1975), Anett Pötzsch (1977, 1978, 1979, 1980), Katarina Witt (1983-1988), Claudia Leistner (1989) und Evelyn Großmann (1990).
Die erfolgreichsten Eiskunstläuferinnen (Damen-Einzel) der EM-Geschichte sind Irina Sluzkaja (Russland) siebenmal Gold, Sonja Henie (Norwegen) sechsmal Gold und Katarina Witt mit sechsmal Gold.

Mal sehen, wie die Resultate in Sheffield (EM) und in Nizza (WM) 2012 aussehen werden …

M. Michels