Der WM-Ball rollt auch 2011

Dieses Mal sind die Frauen dran …

Das Jahr 2010 stand im Zeichen dreier Sportereignisse: der Olympischen und Paralympischen Winterspiele in Vancouver bzw. in Whistler, der Olympischen Jugendspiele in Singapur und natürlich der Fußball-Herren-WM in Südafrika.

Während Bastian Schweinsteiger & Co. mit brillantem Offensiv-Fußball auf den 3. WM-Platz stürmten, wollen die deutschen Fußball-Damen ihren Titel von 2007 im eigenen Land 2011 verteidigen. Beste Chancen dabei zu sein, hat auch die gebürtige Rostockerin Jennifer Zietz, Jahrgang 1983, die bereits als sechsjährige Hanseatin bei der Betriebsgemeinschaft Post Rostock mit dem Fußballspielen begann. Seit 11 Jahren ist Jennifer Spielerin beim Erfolgsteam vom 1. FFC Turbine Potsdam. Mit den Potsdamerinnen erkämpfte das Nordlicht schon einige Erfolge.

Jennifer Zietz über ihre fußballsportliche Begeisterung, die aktuelle Frauen-Power im Sport, die Frauen-Fußball-WM 2011 in Deutschland und ihre Ziele sowie Hoffnungen für 2011

„Es wäre ein geniales Erlebnis, eine WM im eigenen Land zu spielen!“

Frage: Der Countdown für die Frauen-Fußball-WM 2011 in Deutschland läuft. Das DFB-Team muß in der Vorrunde gegen Kanada, Nigeria und Frankreich bestehen. Die „Experten“ sind sich einig – alles lösbare Aufgaben. Wie ist da Ihre Meinung?

Jennifer Zietz: Ja, die Auslosung für die Gruppen bei der WM war sehr spannend. Ich denke auch, dass es machbare Gegner sind! Jedoch sollte man diese Teams nicht unterschätzen oder Vergleiche mit eventuellen Testspielen aus diesem Jahr anstellen! Denn bei einer WM treten Mannschaften ganz anders auf, sind besser vorbereitet und die Spielerinnen werden sich wohl alles abverlangen! Ein Turnier hat seine eigenen Regeln und jedes Spiel benötigt eine intensive und konzentrierte Vorbereitung!

Frage: Sie haben sich ja sehr früh für den Fußballsport entschieden, während andere sportive Mädel es erst einmal im Pferdesport, in der Gymnastik, im Turnen oder in der Leichtathletik versuchen. Wie war es bei Ihnen? Wie gelangten Sie zum Fußballsport?

Jennifer Zietz: Ich habe auch andere Sportarten ausprobiert, z.B. Handball, Leichtathletik oder Schwimmen! Alle haben mir sehr viel Spass gemacht, jedoch hat das „Spiel mit dem Ball am Fuss“ mein Herz für sich gewonnen! Ein Grund war auch mein Stiefvater, der selber gespielt hat – und natürlich habe ich auch immer die Spiele von Hansa verfolgt, was mich zusätzlich motiviert hat!

Frage: Sie konnten schon jede Menge Erfolge feiern. Im zurückliegenden Jahr 2010 gewannen Sie mit den Potsdamerinnen die erstmals ausgetragene Champions League für Frauen. Davor wurden Sie deutsche Meisterin 2004, 2006, 2009 und 2010 sowie DFB-Pokalsiegerin 2004, 2005 und 2006.
Sie holten mit Turbine 2005 den UEFA Women`s Cup und waren auch Mitglied der deutschen Frauen-Nationalmannschaft mit der sie 2009 Europameisterin wurden. Einsätze in Länderspielen hatten sie auch 2010 (Gesamt: 15). Und: 2006 holten sie auch den renommierten Nordic Cup.

Bei Berücksichtigung aller Erfolge: Was waren für Sie die bisher schönsten Momente in Ihrer fußballsportlichen Karriere seit 1989?

Jennifer Zietz: Oh, ganz oben steht, natürlich auch wegen der Aktualität, der der Champions-League-Gewinn in diesem Jahr in Madrid! Er war an Dramatik nicht zu übertreffen! Die Titel mit Turbine sind einfach alle sehr wertvoll und schön, weil in diesen tägliche harte Arbeit steckt. Natürlich habe ich mich auch sehr über die Europameisterschaft gefreut, doch diese Freude war anders. Es war ein schönes Gefühl und ein aufregendes Erlebnis zu sehen, wie ein Team während eines Turniers mit seinen Aufgaben wächst.

Frage: Ein MV-Kollege von Ihnen, Toni Kroos, der in Greifswald geboren wurde, hatte seine WM-Chance 2010 und wußte dabei zu überzeugen. Wie lautet Ihr Resümee der Herren-Fußball-WM 2010, die ja maßgeblich von Spanien, den Niederlanden, Deutschland und Uruguay bestimmt wurde? Wie beurteilen Sie das Auftreten des deutschen Teams?

Jennifer Zietz: Ich sehe gerne Männer-Fussball, vor allem große Turniere und die Champions-League – wann immer ich kann! Ich denke, dass wir bei der WM gesehen haben, dass es richtig ist, auf junge Spieler zu setzen! … Natürlich gepaart mit Erfahrung! Deutschland hat sehr erfrischend gespielt und ich denke nicht nur hierzulande, sondern überall hohe Erwartungen und Hoffnungen für kommende Turniere geweckt.

Frage: Frauen-Fußball ist weltweit im Trend. Allerdings verdienen Sie noch immer „einiges“ weniger als die Herren … Dabei: Gerade das Sportjahr 2010 wurden durch das sportive deutsche „Fräulein-Wunder“ geprägt, bei den Winterspielen gingen die meisten Goldmedaillen an die Damen, die erste Goldmedaille bei Olympischen Jugendspielen erkämpfte eine Ruderin und auch in den anderen Kernsportarten waren die deutschen Frauen top.
Die vielen sportlichen Erfolge der Frauen – ein Indiz dafür, dass die Damen izwischen mehr als gleichberechtigt sind? … Es „nur“ an der entsprechenden Entlohnung „hapert“?

Jennifer Zietz: Dass Frauen zunehmend in Bereichen erfolgreich sind, in denen früher Männer ganz oben standen, ist deutlich sichtbar. Dieses ist natürlich nicht nur im Sport, sondern auch in der Wirtschaft zu sehen. Ich denke, das liegt daran, dass die Frauen sich immer mehr zutrauen und an ihre Fähigkeiten glauben! Der Lohn sind die Anerkennung und im sportlichen Sinne die Siege bzw. Titel sowie die einzelnen Ergebnisse bzw. Erlebnisse.

Frage: Zum kommenden Jahr 2011 … Welche persönlichen und sportlichen Ziele haben Sie sich für die kommenden Monate gesetzt?

Jennifer Zietz: Tja, mit Turbine sind wir noch in allen Wettbewerben in guten Situationen vertreten. Es sollte schon mindestens ein Titel her, am besten alle drei. Das Potenzial steckt auf jeden Fall in unserer Mannschaft. Aber man darf sich auch nicht zu sehr unter Druck setzen. Allerdings: Ich kann auch nicht verlieren … (lacht)
… In der Nationalmannschaft steht die Nominierung für die Weltmeisterschaft ganz oben. Dafür muss ich an mir arbeiten und „nur“ meine Leistung abrufen. Aber das wäre ein geniales Erlebnis, im eigenen Land eine WM zu spielen!

Dann maximale Erfolge 2011!

Die Fragen stellte Marko Michels.

Statistisches
WM-Medaillenspiegel der Frauen-Fußball-WM von 1991 bis 2007

Nation-Gold-Silber-Bronze-4.Platz
1. Deutschland: 2-1-0-1
2. USA: 2-0-3-0
3. Norwegen: 1-1-0-2
4. Schweden: 0-1-1-0
5. Brasilien: 0-1-1-0
6. China: 0-1-0-1
7. Kanada: 0-0-0-1

WM-Torköniginnen: 1991 – Michelle Akers/USA – 10 Tore / 1995 – Ann Kristin Aarones/Norwegen – 6 Tore / 1999 – Sissi/Brasilien und Sun Wen/China – 7 Treffer / 2003 – Birgit Prinz/Deutschland – 7 Tore / 2007 – Marta/Brasilien – 7 Tore

Die besten deutschen WM-Torjägerinnen: 1. Birgit Prinz – 14 Tore 2. Bettina Wegmann – 11 Tore 3. Heidi Mohr – 10 Tore
Die meisten WM-Einsätze hatten bisher Bettina Wegmann und Birgit Prinz mit je 22.