Der Wismarer Hochschulsport – erfolgreich, traditionsreich und abwechslungsreich

Von der Hochschulsportgemeinschaft zum Akademischen Sport-Verein …

HSDie Universiade 2009 in Belgrad, die Weltspiele m Studentensport, sind mittlerweile wieder Geschichte. Für Deutschland waren Hochspringerin Ariane Friedrich, Hammerwerferin Betty Heidler und Schwimmerin Annika Mehlhorn. Den sportlichen Ton gaben insgesamt jedoch die Teams aus Russland, China, Korea, Japan und den USA an.

Doch nicht nur der studentische Hochleistungssport bewegt. Seit Jahrzehnten wird auch an der Hochschule Wismar, zunächst bei der Hochschulsportgemeinschaft, dann beim Akademischen Sportverein „Grün-Weiß“, hervorragende Arbeit geleistet.

Manfred Saß und Winfried Fischer, die Vorsitzenden des ASV, über den ASV „Grün-Weiß“ bzw. über den Hochschulsport allgemein

„Nach der Wende etwas turbulent …“

Gespräch mit dem 1. und 2. Vorsitzenden des ASV „Grün-Weiß“ Wismar, Manfred Saß  und Winfried Fischer

Frage: Herr Saß, Herr Fischer, Sie sind Urgesteine der Hochschulsportgemeinschaft Wismar bzw. des Akademischen Sportvereines Wismar „Grün-Weiß“. Wie verlief die Entwicklung des studentischen Sportes in Wismar nach der Wende ?

ASVManfred Saß: Vielleicht kurz einige Anmerkungen zu den Vorläufern des ASV: Eine Fachschulsportgemeinschaft an der Ingenieurschule gab es bereits vor der offiziellen Konstituierung der HSG 1970. Dann erfolgte ja am 25.September 1970 die Gründung der Hochschulsportgemeinschaft. Nach der Wende 1989/90 war es auch bei uns, bei der HSG, etwas turbulent. Wir, der damalige Vorstand, wollten  etwas ändern.

Das ging schon beim Namen los. Der Name ASV, Akademischer Sportverein, hörte sich gewöhnungsbedürftig an. Viele machen, halb humorig, aber auch verwechselnd, einen Armeesportverein daraus, wie er  den meisten DDR-Bürgern geläufig war, andere  haben vielleicht die falsche Vorstellung, dass es sich um einen Verein nur für Studentinnen, Studenten und Hochschulmitarbeiter handelt.

Es war uns aber klar, dass etwas Neues kommen musste. Wir wollten beweisen und deutlich nach außen zeigen: Unser Sportverein soll sich verändern.

VBWinfried Fischer: Ich bin bereits seit 1969 dabei, also seit mittlerweile 40 Jahren, habe also die Entwicklungen von der Fachschulsportgemeinschaft über die HSG bis zum ASV miterlebt. Vor der Wende hatten wir eine große Abteilung Studentensport mit 13 Sportlehrern, die den gesamten Hochschulsport organisierte.

Diese personelle Ausstattung ist heute allein aus finanziellen Gründen nicht mehr möglich. Heute wird der Hochschulsport von einigen engagierten Aktivisten aufrechterhalten. Zudem gibt es im Bereich Sport ja auch nicht mehr die obligatorischen Lehr- bzw. Unterrichtsveranstaltungen. Bedenken sollte man jedoch: Studentinnen und Studenten, die früher in der HSG waren bzw. neu zur Hochschule kommen, kommen nicht mehr zum ASV, sondern sind beim Hochschulsport aktiv, dort, wo es die sportlichen Angebote kostenlos gibt.

SportDiese Angebote des Hochschulsportes, einem ziemlich losen Sammelbecken sportinteressierter Studierender, werden dann schon relativ zahlreich genutzt. Die einzelnen Angebote nehmen  400 bis 500 Studierende wahr. Das wären natürlich auch potentielle Mitglieder eines Vereines, wie dem ASV. Aber sie bleiben eben  aus Kostengründen und sicher auch mangelndem Interesse an Wochenendwettkämpfen lieber dem Hochschulsport treu.

Manfred Saß: Vor der Wende hatte die Hochschulsportgemeinschaft 1200 Mitglieder. Da waren es in erster Linie Studentinnen und Studenten. Heute haben wir 225 Mitglieder und das sind überwiegend keine Studenten oder Angehörige der Hochschule. Um genau zu sein: Es sind nur noch 34 Studenten. Zwei Gründe nannte Herr Fischer ja bereits.

Frage: Gibt es aber zwischen dem Hochschulsport Wismar und dem Akademischen Sportverein „Grün-Weiß“ Synergie-Effekte ?

Manfred Saß: Wir gestalten jährlich ein gemeinsames Sportprogramm. Dort findet jede bzw. jeder Interessierte die einzelnen Sportarten, für die sie oder er sich begeistern können.

Jan KurfeldDie neu immatrikulierten Studentinnen und Studenten erhalten jedes Jahr zu Beginn ihres Studiums im September eine Info-Broschüre über die sportlichen Möglichkeiten des Hochschulsportes und des Akademischen Sportvereines. Außerdem ist das Programm und alles, was man über den ASV und den Hochschulsport wissen will, auf der Homepage der Hochschule einzusehen.

Frage: Was bietet eigentlich der Wismarer Hochschulsport den Studierenden ?

Winfried Fischer: Gemessen an größeren Einrichtungen, wie zum Beispiel der Uni Rostock, ist unser Programm natürlich klein. Rostock hat eine Vollzeitstelle mit Sekretärin –  bei mir galten nur 10 Prozent der Arbeitszeit dem Hochschulsport. Die Relationen sind im Vergleich der Universitäten zu den Fachhochschulen viel günstiger im Sinne der Universitäten. Dennoch haben wir 15 Sportarten, auch im Zusammenwirken mit anderen Vereinen, im Angebot.

SAlle Kurse sind kostenfrei, was unser großes Plus ist.  Für unsere Studenten haben wir, um nur ein Beispiel zu nennen, einen Kraftraum in der Sporthalle eingerichtet, der sehr gut besucht wird. Um das Angebot mit entsprechenden Übungsleitern aufrecht zu erhalten, muss für mich in nächster Zeit ein Nachfolger her, denn im letzten Jahr bin ich aus dem Hochschuldienst ausgeschieden und arbeite auf Bitten der Hochschulleitung noch stundenweise weiter.

Manfred Saß: Wir bemühen uns um eine enge Verzahnung zwischen Hochschulsport und dem ASV. Hochschule und ASV haben einen Kooperationsvertrag geschlossen.

LaufenDie Zusammenarbeit wird weiterhin daran deutlich, dass Herr Fischer auch stellvertretender Vorsitzender des ASV ist. Was sich nach der Wende neu entwickelte, ist die Ausrichtung des Vereines. Stand vor 1990 der Studentensport im Mittelpunkt, die studentensportlichen Wettkämpfe, die Sportfeste, auch leistungssportliche Aspekte, so sind wir heute eindeutig
breitensportlich orientiert und offen für jeden.

Wie sind aber die Trainingsbedingungen für den Hochschulsport und den ASV ?

Manfred Saß: Zum Glück haben wir die Hochschulsporthalle, die wir auf Grund des Kooperationsvertrages mit der Hochschule für unsere Abteilungen nutzen können. Das ist unsere Stärke, ein Vorteil, den wir bieten. Hochschule und Verein ergänzen sich in ihren Aufgabengebieten sehr gut.

Die Halle wurde 2001 für 370000 DM komplett saniert, umfasst etwa 800 Quadratmeter und bietet die verschiedensten Betätigungsmöglichkeiten, die rege genutzt werden. Es ist wirklich ein großes Plus, dass Verein und Hochschule zum Nutzen der Sportler so eng zusammenarbeiten.

Frage: Sie beide sind Pioniere der hochschulsportlichen Entwicklung. Planen Sie weitere Amtszeiten ?

VBManfred Saß: Winfried Fischer ist schon seit 40 Jahren dabei, ich bin Vorsitzender der HSG, dann des ASV seit 1980. Irgendwann hat man sich da den Ruhestand verdient.

Wir versuchen aber Nachfolger aus der Hochschule zu gewinnen, damit der Hochschulsport in Zusammenarbeit mit dem ASV langfristig eine gute Perspektive hat. In diesem Jahr steht ja noch die Neuwahl des ASV-Vorstandes an. Hier wird dann ein Generationswechsel vollzogen.

Frage: Im Juli fand/findet die Universiade, die Weltspiele im studentischen Sport statt. Verfolgen Sie diese Wettkämpfe via Presse und Internet ?

Winfried Fischer: Ja, ich versuche schon einige Informationen über die Wettkämpfe mit deutscher Beteiligung zu erhalten. Leider wird ja über die Universiade hierzulande nur wenig berichtet.

KIch erinnere mich noch gut daran, dass Marita Koch, die ja auch einmal Studentin war, mit ihrem Trainer und heutigen Ehemann Wolfgang Meier, der übrigens Anfang der 70er Jahre mein Kollege in unserer damaligen Abteilung Studentensport war, bei der Leichtathletik-Abteilung der HSG in den 1970er Jahren trainierte und hier zu einer Weltklasse-Athletin reifte. Solche Bedingungen, die der Spitzensport benötigt, können wir in Wismar nun einmal heute nicht bieten.

Frage: Gibt es aber dennoch Abteilungen, die zur Zeit auch leistungssportliche Ziele haben ?

WismarManfred Saß: Zu unseren stärksten Abteilungen, die gegenwärtig im Wettkampfbetrieb aktiv sind, gehören die Judoka, die u.a. bei Norddeutschen Meisterschaften gute Erfolge erreichen, dann haben wir unsere ambitionierten Schachspieler oder auch engagierte Volleyballspieler.

Frage: Sind eigentlich auch erfolgreiche Vertreter des Spitzensportes an der Hochschule Wismar eingeschrieben, die zwar in anderen Vereinen trainieren, aber durchaus auch auf die Angebote in Wismar zurückgreifen bzw. zurückgreifen können ?

Manfred Saß: Ja, die gibt es bei uns, u.a. Jan Kurfeld, Junioren-Europameister und Junioren-Weltmeister im Finn Dinghi. Jan studiert Nautik/Seeverkehr an der Hochschule Wismar/Außenstelle Rostock-Warnemünde.
Im April begann für ihn die Weltcup-Saison 2009, bei der Jan natürlich vorn dabei sein möchte. Das große Ziel 2009 sind für ihn jedoch die Europameisterschaften vor Varna (Bulgarien) Ende August.

SSCAuch Anja Brandt, der Neuzugang beim Schweriner Sportklub, den amtierenden deutschen Meisterinnen im Volleyball, hat sich bei uns beworben.
Möglicherweise wird auch der Rostocker Stephan Krüger, u.a. Olympiateilnehmer 2008 im Rudern und U23-Weltmeister im Doppelvierer, in Wismar studieren. Gerade gewann er die Weltcup-Regatta im Doppelzweier auf dem Rotsee in Zürich.

Generell ist für die Unterstützung von Spitzensportlern eine Kooperationsvereinbarung mit dem Landessportbund und dem Olympiastützpunkt und der Hochschule Wismar in Vorbereitung.

Frage: Welche Höhepunkte bietet der ASV in diesem Jahr noch den aktiven wie passiven Sportfans ?

UHManfred Saß: Vom 29.September bis 4.Oktober findet die Deutsche Ländermeisterschaft der Schachjugend in Wismar statt. Ein Highlight wird auch der XI.Campuslauf am 20.September sein. Mal schauen, ob die Vorjahressiegerin Ulrike Hacker, die seit September 2008 an der Hochschule Betriebswirtschaftslehre studiert, ihren Titel verteidigen kann.
Bei einigen Volksläufen konnte sie ja ihren Erfolg sehr gut bestätigen. Und dann steht, wie bereits angesprochen, noch die Neuwahl des Vorstandes beim ASV an mit dem angestrebten Generationswechsel.

Dann weiterhin maximale Erfolge und einen sportlichen Unruhestand !

Marko Michels

Fotos: Impressionen vom Hochschulsport Wismar / Michels