Der ultimative M-V-Wochenrückblick

Zwischen Fischen, Unis, Werften und Volksentscheiden


Was ist nur in Mecklenburg-Vorpommern los?! Glaubt man den Einlassungen der hiesigen Landesregierung, so erscheint alles ganz „rosarot“ oder „rosaschwarz“, je nachdem ob das Parteibuch „Made by SPD“ oder „Made by CDU“ ist.

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Tote Fische in der Peene

Da sterben zig Tausende Fische, die im Anklamer Stadthafen oder auf der Peene treiben, weil eine Firma angeblich „versehentlich“ und „durch einen technischen Defekt“ eine Flüssigkeit, wahrscheinlich „Bioethanol“, die für Menschen, aber vor allem für Fische nicht „bekömmlich“ ist, in die Peene „abließ“…
Kann ja schon mal passieren. Schlimm nur für die Tausenden Hechte, Barsche und sonstigen maritimen Getiere.

Stellenabbau bei „Nordic Yards“

Schlimm auch, was bei „Nordic Yards“ so abläuft. Die Werften im Land gelangen nicht zur Ruhe, die Besitzer mögen kommen und gehen, alte und neue Versprechungen machen, aber die Lage der Werften ist alles andere als „rosig“. Die Standorte Stralsund, Warnemünde und vor allem Wismar werden von Massen-Entlassungen nicht verschont bleiben. Mindestens 500 Arbeitsplätze stehen zur Disposition. Dazu kommen noch die Angestellte der maritimen Zulieferbetriebe, welche die wirtschaftlichen Auswirkungen ebenfalls spüren werden… Ist ja alles nicht so wild – oder?!

Das Volk wird befragt

Am 6.September gibt es nun den Volksentscheid zur „Gerichtsstrukturreform“ im Land. Justizministerin Kuder hat sich bereits klar dagegen ausgesprochen, Amtsgerichte noch vor dem Ergebnis des Volksentscheides geschlossen bzw. „zusammengelegt“. Der Bürger wird wieder einmal vor vollendete Tatsachen gestellt. Mag er entscheiden, wie er will, es wird gemacht, was „die da oben“ entscheiden. Dieser Eindruck drängt sich auf – und das betrifft nicht nur die „Gerichtsstrukturreform“.

Land des Lächelns

Andere Baustellen im Land sind die Kindertagesstätten, die Kulturförderung, die Sportförderung, die Flüchtlingsproblematik bzw. Flüchtlingsunterkünfte, der angebliche „Fachkräftemangel“, die Sicherheit in den Städten und die geringen Einkommen.

Die zuständigen Ministerinnen und Minister lächeln jedoch jegliches Problem weg. Ohnehin leben wir inzwischen im „Land des (gekünstelten) Lächelns“. Franz Lehar hätte jedoch wenig Freude an den künstlerischen Leistungen unserer Bundes- und Landespolitiker gehabt.

Millionen „für die Bürger“

Wenn dann der politisch Interessierte so liest, was die politischen Verantwortlichen ebenfalls machten. Ein Beispiel ist dabei der Jahresbericht 2014 des Landesamtes für Gesundheit und Soziales, aus dem hervorgeht, dass 475 Mitarbeiter im Auftrag von 5 Ministerien in M-V mehr als 500 Millionen Euro umsetzten – „für die Menschen in unserem Land“. Also „irgendwie“ scheint das Ganze aber an den „Menschen in M-V“ vorbeigegangen zu sein!

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Preise ohne Ende

Am besten sind dazu die Preisverleihungen im Lande. Immer neue Preise werden erfunden: Der beste Unternehmer. Der beste Medienschaffende. Der beste Politiker. Der beste Ehrenamtler. Der Mutigste gegen alles. Das hübscheste „Topfmodell“. Der „grünste“ Wald. Und der „blaueste“ Himmel.

Da gibt es dann viel Lametta, viel Orden, viele Urkunden, viele „Blümis“, aber das Wichtigste fehlt: 25 Jahre nach der „Wende“ sollte es endlich einen neuen „Hauptpreis“ geben: Den „Goldenen Wendehals“! Wer hat es am besten geschafft, seine Biographie so „umzustylen“, dass sie/er vom einstigen Mitläufer zum engagierten Freiheitskämpfer mutierte. Vorschläge nimmt „jeder Abschnittsbevollmächtigte, Parteisekretär und „Stasi-, Entschuldigung, NSA-Offizier im besonderen Einsatz“ entgegen.

Es darf wieder gelernt und studiert werden

Es gibt aber durchaus „Erfreuliches“ (was Schüler und Studenten sicher nicht so sehen, zumindest nicht alle). Am 31.August begann das neue Schuljahr 2015/16, auch wenn sich an manchen Schulen 20 Schüler einen PC teilen müssen.

Und auch die Universitäten und Hochschulen im Land legen los. An der Hochschule Neubrandenburg beginnt die Vorlesungszeit des Wintersemesters 2015/16 bereits am 7.September (bis 12.Februar 2016). Dann folgen die Fachhochschule Stralsund (Vorlesungszeit 14.September 2015-8.Januar 2016), die Hochschule Wismar (Vorlesungszeit 21.September 2015-23.Januar 2016) sowie die Universität Rostock und die Ernst-Moritz-Arndt-Universität zu Greifswald (Vorlesungszeit jeweils 12.Oktober 2015-30.Januar 2016).

Bleibt nur zu hoffen, dass dort ausreichend Computer und Lehrkräfte zur Verfügung stehen.

Bald ist das „Einheitsfest“…

Tja – und dann laufen noch die Vorbereitungen zu den Feierlichkeiten „25 Jahre deutsche Einheit“ im Land und im Bund. (Anmerkung: Wer am 3.Oktober freiwillig mit Winkelelementen hantiert, jubelt, bekommt eine Gratis-Rostbratwurst am Stellplatz Hauptbahnhof Schwerin!)

Da fällt einem glatt ein alter DDR-Witz aus dem Jahr 1985 ein: „Zwei ehemalige Direktoren begegnen sich in einer Gefängniszelle. Fragt der eine: „Wo warst du Direktor?“ – Darauf der andere: „Ich war Zirkusdirektor!“ – „Und warum bist du hier?“ – „Ich habe im vergangenen Oktober ein Transparent am Zirkus anbringen lassen: ’35 Jahre DDR – 35 Jahre volkseigener Zirkus!‘ – Und du?“ – „Ich war Direktor einer Textilfabrik und habe auch ein Transparent anbringen lassen.“ – „Und was stand drauf?“ – „Jeder zweite Genosse – ein Spinner!“.

Heute (2015) würde man für so etwas natürlich nicht mehr im Gefängnis landen (Stichwort „Meinungsfreiheit“). Heute würden die politischen Protagonisten nur dafür sorgen, dass man im Leben nicht voran kommt…

Na dann: Vorwärts immer und rückwärts nur, wenn der Behindertenparkplatz gerade frei und keine Politesse in Sicht ist!

Marko Michels

1.Foto/Michels: Die „Schweriner OB-Kandidaten Nr. 7 und Nr. 8“ – „Frau Weiß“ und „Frau Gelb“ von den „Fröhlichen Bürgern“ bzw. von den „Noch fröhlicheren Bürgern“.

2.Foto/Michels: Juchhu – MV hat die schönsten Blumen!