Der Tischtennissport in MV

Nachgefragt beim TTMV

2010 ist wieder einmal ein Jahr zahlreicher Jubiläen – geschichtlich, kulturell oder sportlich.

Auch im Tischtennis-Verband MV wird auf 20 Jahre Nach-Wende-Entwicklung zurückgeblickt. Die vermeintliche „Randsportart“ erfreut sich jedoch schon seit Jahrzehnten größter Beliebtheit, regional, national und international. Als „Erfinder“ gelten Inder und Engländer, wobei umstritten ist, ob die Engländer das Spiel erst in Indien entdeckten oder die Inder dieses von den Briten übernahmen.

Im Vereinigten Königreich gibt es zumindest seit Ende des 19.Jahrhunderts schriftliche Aufzeichnungen zum Tischtennissport. Sei wie es sei: Seit 1926 werden Weltmeisterschaften im Tischtennis-Sport ausgetragen. In London gingen damals alle Titel (Einzel Herren/Damen, Team Herren/Damen, Doppel Herren) an Ungarn gingen. Drei Jahre später, im Jahr 1929, gab es den ersten deutschen Weltmeistertitel.

Das Damen-Doppel Erika Metzger/Mona Püster sicherte sich Gold. Fünf Jahre später, im Jahr 1934, waren wieder die deutschen Tischtennis-Damen „spitze“. Sie erkämpften im Team-Wettbewerb den Titel. Die Welttitelkämpfe wurden bis Anfang der 1950er Jahre überwiegend von Sportlerinnen und Sportlern aus Ungarn, Tschechien, Schweden, Österreich und Großbritannien beherrscht. Auch US-Amerikanerinen und US-Amerikaner brachen gelegentlich in diese Phalanx ein, so 1936 Ruth Hughes Aarons (WM-Gold im Einzel) oder deren Landsmann Louis Pagliaro (WM-Gold 1947).

Die WM 1952 leiteten jedoch die Dominanz Asiens im Welt-Tischtennissport ein. Der Japaner Hiroji Sato gewann damals Gold im Herren-Einzel und der Chinese Jung Kuo-Tuan erkämpfte 1959 das erste chinesische Gold. China, die beiden Teile Koreas, Japan, Hongkong, Taiwan und Singapur waren seitdem das „Maß aller Tischtennis-Dinge“, wenn auch Europäer „ab und zu“ auch einmal auf dem Treppchen oder sogar ganz oben standen. So gewann unter anderem das deutsche Doppel Jörg Rosskopf/Steffen Fetzner 1989 Gold im Herren-Doppel. Aus DDR-Sicht gewann Heinz Schneider aus Mühlhausen 1957 WM-Bronze.

Die letzten WM-Titel in den Einzel- und Team-Wettbewerben gingen alle an Asien. Bei den Einzel-WM 2009 in Yokohama holten bei den Frauen Wang Hao (China) und bei den Herren Zhang Yining (China) die ersten Plätze, bei den Team-Entscheidungen 2010 in Moskau gab es Gold bei den Frauen für Singapur und bei den Herren für China.
In Europa ist zurzeit Timo Boll einsame Spitze und ein großer Herausforderer der Chinesen bei den Olympischen Spielen 2012 in London. Seit 1988 ist Tischtennis übrigens olympisch.

Doch wie sieht die Entwicklung des Tischtennissportes hierzulande aus?

Nachgefragt beim Pressewart des Tischtennis-Verbandes MV, Siegfried Wellmann

„Hoffnungen für die Zukunft …“

Frage: 20 Jahre Tischtennis „nach der Wende“ in Mecklenburg-Vorpommern. Welche Erfolge und welche Höhepunkt gab es aus Sicht der MV-Tischtennisfreunde?

Siegfried Wellmann: Der Tischtennisverband M-V (TTVMV) wurde am 30. April 1990 gegründet und feierte im Juni im Rahmen seines Verbandstages sein 20-jähriges Bestehen. Ihm gehören gegenwärtig 124 Vereine mit 2.530 Aktiven an. Der Verband untergliedert sich dabei in 17 Kreis- und Stadtfachverbände, in denen knapp 200 Mannschaften der Damen, Herren und des Nachwuchses organisiert Tischtennis spielen. So gibt es auf Kreisebene circa 1.600 Aktive. Des Weiteren spielen 120 Damen- und Herrenmannschaften und 40 Nachwuchsmannschaften, verschiedener Altersklassen, auf Bezirks- und Landesebene. Diese weisen circa 900 Aktive auf. Zur Zeit spielt lediglich der TSV Rostock Süd mit einer Herrenmannschaft auf überregionaler Ebene, in der Oberliga Nord. Im Damen-, Herren- und Nachwuchsbereich gibt es außerdem Mannschafts-Pokalwettbewerbe, die mit einer Qualifikation zu norddeutschen und nationalen Pokalwettbewerben führen.

Sicherlich haben wir noch keinen Timo Boll hervorgebracht, aber wir kommen immer ein Stück weiter. Unser erstes Highlight war sicherlich die Durchführung der 60. Deutschen Tischtennismeisterschaften im Jahr 1992 in Rostock. Ab 1995 waren Schülerinnen- und Mädchen-Mannschaften mehrfach Deutsche Mannschaftsmeister. Aktuell haben wir mit den Damen des SV Aufbau Parchim den norddeutschen Mannschaftsmeister der Alterklasse 40 Jahre in unseren Reihen.

Frage
: Aber Tischtennis wurde ja nicht erst 1990 „erfunden“. Im Vergleich zur Entwicklung in der DDR – wie sah es „in Sachen“ Tischtennissport vor 1990 in den Bezirken Rostock, Schwerin und Neubrandenburg aus?

Siegfried Wellmann: Rostock zählte vor der Wende zu den Hochburgen des Tischtennis-Sports in der DDR. Trainer und Abteilungsleiter wie Lothar Rönsch, Ulrich Schwerin, Artur Schmidt und Peter Höffer waren Mitgestalter des Tischtennis-Sports der DDR. Dieser war zu jener Zeit nur kaum spitzenleistungsorientiert. Er war als Breiten- und Betriebssportart organisiert. Sicherlich gab es mehr Vereine, aber kaum mehr Aktive als heute.

Frage
: Wie sehen die Bedingungen für den Tischtennissport gegenwärtig im Land aus?

Siegfried Wellmann: Der hiesige Tischtennis-Verband und seine Vereine kämpfen wie andere Sportarten „gegen“ die Altersstruktur im Land. Haben wir junge Talente, verlieren wir sie oft im Rahmen ihrer Ausbildung oder ihres Studiums.

Die Zahlung von Nutzungsendgelten für die Sporthallen an die Kommunen machen es dem Sport nicht leichter. Dennoch ist sicherlich die Hallenkapazität im Land ausreichend. Auch die Zusammenarbeit mit dem Landessportbund M-V muss als sehr positiv bezeichnet werden.
Der Aufbau von Weiterbildungs-Stützpunkten in Demmin, Stralsund, Parchim, Schwerin und Rostock mit entsprechendem Ausbildungspersonal lässt für die Zukunft hoffen.

Frage: In Moskau endeten die WM 2010 bei den Team-Entscheidungen wieder mit asiatischen Erfolgen … Wie beurteilen Sie die Chancen von Timo Boll & Co. im Hinblick auf London 2012?

Siegfried Wellmann: Die Chancen für die deutschen Tischtennis-Sportler sind sicherlich gut und sollten zumindest bei den Herren dazu ausreichen, wieder bester nichtasiatischer Verband zu werden.

Letzte Frage: Welche sportlichen Höhepunkte im Tischtennis gibt es hierzulande noch bis zum Jahresende?

Siegfried Wellmann: Die neue Tischtennis-Saison hat im September mit dem Landespokal begonnen. Gerade wurden die Ranglistenturniere abgeschlossen. Derzeit laufen die Bezirksmeisterschaften und Qualifikationsturniere für die Landesmeisterschaften. In Schwerin fanden Ende Oktober die 33. Schweriner Tischtennis-Tage statt.

Ab Ende November finden in allen Altersklassen die Landesmeisterschaften statt. Sie enden mit den Senioren-Meisterschaften vom 28. Januar bis 30. Januar 2011. Diese Meisterschaften haben mit knapp 180 Aktiven das größte Teilnehmerfeld. Aktuelle Termine finden Sie übrigens auf der Homepage des Verbandes: www.ttvm.de.

Dann weiterhin maximale Erfolge in puncto Tischtennis!

Die Fragen stellte Marko Michels.