Der sportliche Höhepunkt des Jahres: Die XXX.Olympischen Spiele in London
Auch M-V-Sportler vor Ort
Zweieinhalb Wochen Olympia (27.Juli-12.August), dann zweieinhalb Wochen Spiele-Pause und dann noch einmal fast zwei Wochen Paralympcs (29.August-9.September) – der Sport-Sommer hat es noch einmal „in sich“.
Die 392 deutschen Olympionikinnen bzw. Olympioniken sowie die 150 deutschen Paralympionikinnen bzw. Paralympioniken werden versuchen, ihr sportiv Bestes zu geben, ihre Träume zu verwirklichen und auch die olympische Idee zu leben.
Olympia der Funktionäre?
Tja, was wird noch sein?! Vor allem Funktionäre und Medien-Vertreter werden wieder einmal im Vorfeld – wie bereits geschehen – propagieren, dass vor allem nur die faire und aufrechte Teilnahme wichtig sei.
Aber ab 28.Juli, dann beginnen die olympischen Entscheidungs-Wettkämpfe, wird – entgegen aller Verlautbarungen – fleißig Medaille um Medaille und Platzierung um Platzierung zusammen gezählt, denn die „Bilanz“ in der „Medaillenwertung“ muß ja stimmen.
Sind Medaillen alles?
Die Funktionäre werden erneut, wie bei Olympia immer, „ihr Orakel“ befragen: „(Medaillen-)Spieglein, Spieglein an der Wand: Wer ist sportlich der Beste im ganzen Land (auf diesem Planten)?!“
Und „der“ wird sagen: „Die Deutschen sind schon gut drauf und drin, aber da gibt es noch jede Menge Chinesen, US-Amerikaner, Russen, Briten, Australier, Japaner, Koreaner, Franzosen, Italiener, Afrikaner, Kanadier, Brasilianer, und, und, und – die könnten eventuell in einigen Sportarten etwas besser sein!“.
Das wird nicht jedem Funktionär, Medien-Vertreter oder Sportpolitiker gefallen, denn man möchte sich ja gegenseitig auf die Schultern klopfen – für Erfolge, die Sportlerinnen und Sportler vor allem dank ihrer Betreuer, ihrer Übungsleiter, ihrer Trainer, ihrer regionalen Unterstützer und nicht zuletzt dank ihrer Familien, Freunde sowie Bekannten errangen.
Aber: Im Sport ist es wie „im richtigen Leben“: Der Erfolg kennt bekanntlich viele Mütter und Väter, der Misserfolg hingegen kennt nur den einen „Versager“, die eine „Versagerin“. Auf die „Raben-Eltern“ aus der politisch-funktionärsreichen „Sportfamilie“ können die Athletinnen und Athleten jedoch gern verzichten.
Natürlich freut sich jeder Sportfan, wenn seine Athletinnen und Athleten möglichst weit vorn „landen“, aber entscheidend ist, dass man spürt, dass die Einzelne und der Einzelne kämpft, nicht aufgibt und mit Fairness sowie Aufrichtigkeit um bestmögliche Ergebnisse wetteifert. Das ist es, was wirklich zählt! Medaillen sind wirklich schön, aber sie sollten nicht das „Nonplusultra“ bei Olympia sein.
Neue Freundschaften, Bekanntschaften, das Ausleben des olympischen Traumes und das Verstehen der olympischen Botschaft – das alles wünscht man den Sportlerinnen und Sportlern vor Ort in London und Umgebung.
Unseren Athletinnen und Athleten wünschen wir dabei um so mehr alles, alles Gute …
Doch: Wann starten die Athletinnen und Athletenaus MV – möglicherweise – in den Finals ihrer Sportarten und Disziplinen?!
Die Einsätze der Sportlerinnen und Sportler mit „MV-Background“
Hier eine Programm-Liste (Angaben ohne Gewähr mit einigen Anmerkungen:
Anna und Julia – jung und ambitioniert
Zwei junge Mädel, eine gebürtige Greifswalderin (Anna R.) und eine gebürtige Rostockerin (Julia M.), in Diensten des SC Neubrandenburg, haben ihre Final-Tage jeweils Anfang August. Das Finale im Diskuswerfen (dann hoffentlich mit Anna) – einer Disziplin mit großer deutscher Tradition. So gab es Olympia-Gold 1936 für Gisela Mauermayer, 1976 und 1980 für Evelin Jahl, 1988 für Martina Hellmann und 1996 für Ilke Wyludda (die 2012 bei den Paralympics startet).
Aus MV-Sicht sorgten Ingrid Lotz (geboren in Malliß/Silber 1963), Gabriele Hinzmann (gebürtige Schwerinerin/Bronze 1976) und Diana Gansky (geboren in Bergen/Silber 1988) für Edelmetall. Franka Dietzsch (SC Neubrandenburg) schaffte mit Platz vier in Atlanta 1996 ihre beste Olympia.Platzierung – zudem ist Franka dreifache Weltmeisterin 1999, 2005 bzw. 2007, Europameisterin 1998 und Junioren-Weltmeisterin 1986.
Julia Mächtig kommt im Siebenkampf für eine Top Ten-Platzierung in Frage. Hatte sie im vorolympischen Jahr viel Verletzungspech, so bekam sie 2012 hervorragend die sportliche „Kurve“. Im Siebenkampf konnten deutsche Athletinnen bisher 1 x Silber und 3 x Bronze „abräumen“. Anke Behmer (SC Neubrandenburg) konnte 1988 Dritte werden.
Ralf will es noch einmal wissen …
Ralf Bartels, der 2012 von Verletzungsproblemen nicht verschont wurde, wird im Kugelstoßen versuchen, mitzuhalten. Mannschaftskollege David Storl ist Favorit und könnte nach Hans Woellke (1936), Udo Beyer (1976) und Ulf Timmermann (1988) den vierten deutschen Olympiasieg im Kugelstoßen erkämpfen. Emil Hirschfeld, Trainer der Olympia-Zweiten im Kugelstoßen von 1964, Renate Garisch-Culmberger (SC Empor Rostock), wurde 1928 Olympia-Dritter mit der Kugel.
Martina mit neuem Höhenflug?
Eine Kugel spielt für die gebürtige Schwerinerin Martina Strutz keine große Rolle. Sie ist eine Meisterin mit dem Stab und konnte zuletzt WM-Silber 2011 und EM-Silber 2012 erobern. Vielleicht erkämpft Martina die erste Olympia-Medaille im Stabhochspringen der Frauen für Deutschland – diese Disziplin ist seit 2000 für die Damen olympisch.
Anja mit den vierten
Im Triathlon strebt Anja Dittmer ihrer vierten Olympia-Teilnahme entgegen. Nach Weltcup-Rang drei 2011 in London könnte für Anja ebenfalls eine Top Ten-Platzierung im Bereich des Möglichen liegen. Seit 2000 ist Triathlon olympisch und bisher war das australische Team mit 1 x Gold, 2 x Silber, 1 x Bronze am besten. Aus deutscher Sicht sorgten Stephan Vuckovic, Silber 2000, und Jan Frodeno, Gold 2008, für olympische Hochgefühle.
Fortsetzung einer Kanu-Tradition
Im Kanu-Rennsport können Martin Holstein (SC Neubrandenburg) und Peter Kretschmer (gebürtiger Schweriner/KC Potsdam) die große deutsche und MV-Tradition fortsetzen.
Martin startet im Zweier-Kajak über 1000 Meter. Dort gab es aus deutscher Sicht bislang 3 x Gold, 3 x Silber, 1 x Bronze und aus MV-Sicht Gold 2008 für Martin und Silber für Bernd Olbricht (SC Neubrandenburg) 1976.
Peter Kretschmer ist in London 2012 im Zweier-Canadier über 1000 Meter aktiv. Hier erkämpften deutsche Sportler bislang 3 x Gold, 3 x Silber, 2 x Bronze. Stefan Uteß (SC Neubrandenburg) schaffte 2000 Bronze.
Natürlich die Ruderinnen und Ruderer
Natürlich ruhen große olympische Hoffnungen auf die Ruderinnen und Ruderer.
Im Achter der Frauen rudern die Rostockerinnen Ulrike Sennewald, Julia Lepke und Nadja Drygalla mit. Seit 1976 ist Rudern für Frauen olympisch und es gab – dank der DDR – für Deutschland eine bisher sehr erfreuliche Bilanz: 3 x Gold, 1 x Bronze.
In den goldenen DDR-Achtern 1976 und 1988 waren unter anderem auch die gebürtige Stralsunderin Monika Kallies (1976) und die gebürtige Wismarerin Kathrin Haacker (1988/Bronze auch 1992) mit an Bord.
Eine Finalteilnahme von Ulrike, Julia und Nadja 2012 wäre allerdings im Jahr 2012 bereits ganz, ganz große Klasse!
Im Zweier ohne ist Felix Drahotta bei Olympia 2012 durchaus ein Medaillen-Kandidat und würde – mit dem Gewinn von Edelmetall – auch in dieser Bootsklasse eine gute deutsche Erfolgsgeschichte fortsetzen. Hier heimsten die Deutschen bei Olympia bis 2008 6 x Gold, 1 x Silber, 3 x Bronze ein. Siegfried Brietzke, der gebürtige Rostocker, wurde vor 40 Jahren in München aus MV-Sicht sogar Olympiasieger in dieser Bootsklasse.
Im Doppelzweier könnte der Rostocker Stephan Krüger 2012 ebenfalls über eine Medaille jubeln. Im doppelten Zweier waren in der Olympia-Geschichte insbesondere die USA mit 6 x Gold sehr gut dabei. Die deutschen Boote kommen auf 1 x Gold, 2 x Silber, 2 x Bronze.
Und MV war an dieser erfolgreichen Historie beteiligt. Der gebürtige Greifswalder Joachim Dreifke und der gebürtige Rostocker Klaus Kröppelien (beide ASK Vorwärts Rostock) wurden 1980 in Moskau Olympiasieger.
Eine allein – Marie
Im Frauen-Einer hofft Marie-Louise Dräger auf das olympische Finale – und die deutsche Olympia-Bilanz im Frauen-Einer könnte ihr Mut machen … 3 x Gold, 2 x Bronze lautet die deutsche Medaillensammlung. Gold 1976 für Christine Scheiblich, Gold 1988 für Jutta Behrendt und Gold 2004 für Katrin Rutschow-Stomporowski, die in Waren/Müritz gebore wurde und bereits Olympia-Bronze 2000 im Einer gewann.
Im Zweier ohne ist auch eine gebürtige Rostockerin voller Hoffnung. Marlene Sinnig dürfte im Kampf um Edelmetall nicht chancenlos sein und könnte ferner die deutsche Bilanz in dieser Bootsklasse mit 1 x Gold, 2 x Silber, 2 x Bronze etwas aufpolieren.
Stefan, Andre und Miriam treten in die Pedale
Doch nicht nur „am Ruder“ sind die „Meck-Pommies“ gut. Sie können auch ausgezeichnet radeln. Der gebürtige Rostocker Andre Greipel, der bei der Tour de France gerade drei Etappensiege einfuhr, sollte durchaus auch in London einen Podestplatz schaffen. In der olympische Geschichte des Straßenradsportes (Herren-Einzelrennen) holten deutsche Starter bis 2008 folgende Medaillen … 2 x Gold, 2 x Silber, 3 x Bronze.
Gold sicherten sich 1988 Olaf Ludwig und 2000 der gebürtige Rostocker Jan Ulrich.
Im Bahnradsport hat der Schweriner Stefan Nimke „Großes“ vor. Bei seinen vierten Olympischen Spielen möchte er nach 1 x Gold, 1 x Silber, 2 x Bronze sein zweiten Gold im Teamsprint nach 2004 erkämpfen.
Für Kollegin Miriam Welte (TCT MV) geht es ebenfalls darum, möglichst Edelmetall im Teamsprint zu erkämpfen – ein durchaus realistisches Ziel!
Günstige Winde für Franziska
Außenseiter-Chancen hat im Segeln Franziska Goltz aus Schwerin in der Klasse Laser Radial.
Bei Olympia ist nichts unmöglich!
Die Zeitpläne für unser MV-Team in London
Anna Rüh (SC Neubrandenburg), Diskuswerfen/Finale, Olympiastadion London, am 4.August um 19.30 Uhr
Julia Mächtig (SC Neubrandenburg), Siebenkampf/Finale, Olympiastadion London, am 4.August ab 12.35 Uhr (abschließender 800 Meter Lauf)
Ralf Bartels (SC Neubrandenburg), Kugelstoßen/Finale, Olympiastadion London, am 3.August um 20.30 Uhr
Martina Strutz (SC Neubrandenburg), Stabhochsprung/Finale, Olympiastadion London, am 6.August um 19.00 Uhr
Anja Dittmer (SC Neubrandenburg), Triathlon/Entscheidung, Hyde Park London, am 4.August ab 9.00 Uhr
Martin Hollstein (SC Neubrandenburg), Kajak-Zweier über 1000 Meter/Finale, Eton Dorney, 8.August um 10.16 Uhr
Andre Greipel (gebürtiger Rostocker), Straßen-Rennen-Einzel/Entscheidung, The Mall London, am 28.Juli ab 11.00 Uhr
Stefan Nimke (PSV Schwerin/Track Cycling Team MV), Teamsprint/Finale, Velodrome London, am 2.August ab 18.50 Uhr
Miriam Welte (RSC Kaiserslautern/Track Cycling Team MV), Teamsprint/Finale, Velodrome London, am 2.August ab 18.50 Uhr
Ulrike Sennewald (Olympischer Ruder-Club Rostock von 1956), Achter/Finale, Eton Dorney, am 2..August um 13.30 Uhr
Julia Lepke (Rostocker Ruder-Club von 1885), Achter/Finale, Eton Dorney, am 2.August um 13.30 Uhr
Nadja Drygalla (Olympischer Ruder-Club Rostock von 1956), Achter/Finale, Eton Dorney, am 2.August um 13.30 Uhr
Marie-Louise Dräger (Olympischer Ruder-Club Rostock von 1956), Einer/Finale, Eton Dorney, am 4.August um 13.30 Uhr
Marlene Sinnig (gebürtige Rostockerin/Crefelder Ruder-Club), Zweier ohne/Finale, Eton Dorney, am 1.August um 12.50 Uhr
Stephan Krüger (Olympischer Ruder-Club Rostock von 1956), Doppelzweier/Finale, am 2.August um 12.20 Uhr
Felix Drahotta (Rostocker Ruder-Club von 1885), Zweier ohne/Finale, Eton Dorney, am 3..August um 12.50 Uhr
Peter Kretschmer (gebürtiger Schweriner/KC Potsdam), Canadier-Zweier über 1000 Meter/Finale, Eton Dorney, am 9.August um 10.30 Uhr
Franziska Goltz (Schweriner Segler-Verein von 1894) – Laser Radial, Medal Race vor Weymouth, am 6.August um 14.00 Uhr
(Anmerkung: Ersatz-Ruderer sind Philipp Naruhn, der gebürtige Schweriner, und Mathias Rocher, der gebürtige Rostocker.)
Dr. Marko Michels