Zwischen UNIVERSUM Fight Night, Frauen-Box-WM und Olympia-Turnier
In Qinhuangdao (China) finden im Mai die Amateur-Box-Weltmeisterschaften der Frauen statt – faktisch die Generalprobe für das erste olympische Frauen-Box-Turnier der Sportgeschichte in London. In der Hauptstadt des Vereinigten Königreiches werden zwischen dem 5. und 9. August die ersten Box-Olympiasiegerinnen in den Gewichtsklassen Fliegengewicht, Halbweltergewicht und Halbschwergewicht ermittelt.
Letzte Frauen-Box-WM mit dominanten Russinnen und Asiatinnen
Bei den letzten Frauen-WM in Bridgetown/Barbados dominierten die Kämpferinnen aus Russland, China, Nordkorea, Indien und Nordamerika. Die Titel gingen dabei an Mary Com (Indien/Halbfliegengewicht), Cancan Ren (China/Fliegengewicht), Jelena Saweljewa (Russland/Bantamgewicht), Yun Kum Ju (Nordkorea/Federgewicht), Katie Taylor (Irland/Leichtgewicht), Gülsüm Tatar (Türkei/Halbweltergewicht), Andrecia Wasson (USA/Weltergewicht), Mary Spencer (Kanada/Mittelgewicht), Roseli Feitosa (Brasilien/Halbschwergewicht) und Nadeschda Torlopowa (Russland/Schwergewicht).
Insgesamt verteilten sich die WM-Medaillen bei der letzten Amateur-WM im Frauen-Boxen, die sechsten seit 2001, auf 21 Länder, davon holten 9 Länder Gold. Die besten Fünf waren auf Barbados Russland ( 2 x Gold, 1 x Silber), China (1 x Gold, 3x Silber, 3 x Bronze), Nordkorea (1 x Gold, 1 x Silber), die USA (1 x Gold, 2 x Bronze) und Indien (1 x Gold, 1 x Bronze).
Seit 11 Jahren – Frauen-Box-WM
Seit 2001 gibt es übrigens offizielle Amateur-Weltmeisterschaften im Frauen-Boxen. In Scranton/USA dominierten dabei die Staffeln aus Russland (4 x Gold/2 x Silber/2 x Bronze), Schweden (2 x Gold/2 x Bronze) und Ungarn (1 x Gold/4 x Silber). Es folgten die WM 2002 in Antalya. Dort waren Nordkorea (2 x Gold/2 x Silber/1 x Bronze), die Ukraine (2 x Gold/1 x Silber/2 x Bronze) und Russland (1 x Gold/1 x Silber/3 x Bronze) am erfolgreichsten.
Die dritten Welt-Titelkämpfe wurden 2005 in Podolsk durchgeführt – mit den besten Staffeln aus Russland (7 x Gold/1 x Silber/4 x Bronze), Kanada (1 x Gold/1 x Silber/2 x Bronze) und Indien (1 x Gold/4 x Bronze).
In Neu-Delhi feierten die Frauen-WM dann die fünften Titelkämpfe. Die indischen Gastgeberinnen (4 x Gold/1 x Silber/3 x Bronze) avancierten seinerzeit zur erfolgreichsten Staffel vor Russland (3 x Gold/3 x Bronze) und Nordkorea (2 x Gold/1 x Silber).
Im chinesischen Ningbo 2008 konnten erneut die Gastgeberinnen, dieses Mal aus China, ihren Heim-Vorteil nutzen. China kam auf 5 x Gold, 2 x Silber, 4 x Bronze – die weiteren Top-Nationen waren die Türkei mit 2 x Gold, 2 x Bronze und Kanada mit 2 x Gold, 1 x Bronze.
Frauen-Boxen weltweit beliebt
Bei allen Amateur-WM im Frauen-Boxen konnten 34 Länder Medaillen erkämpfen, 18 davon stellten auch eine oder mehr Weltmeisterinnen.
Russland ist im Ranking aller Amateur-WM im Frauen Boxen mit 39 Medaillen die beste Frauen-Box-Nation mit 17 x Gold, 7 x Silber, 15 x Bronze. China liegt auf Platz zwei mit 8 x Gold, 7 x Silber, 11 x Bronze, auf Platz drei ist Indien mit 8 x Gold, 3 x Silber, 13 x Bronze und auf Platz vier „steht“ Kanada mit 7 x Gold, 2 x Silber, 14 x Bronze.
Auch in M-V liegt das Frauen-Boxen im Trend und Erfolge gab es in der Box-Hochburg M-V ebenfalls schon: Sarah Scheurich (Schwerin/U 19) und Elli Wohlgemuth (Wismar/U 17) erkämpften 2011 WM-Bronze bei den Nachwuchs-Titelkämpfen.
Trainer Andy Schiemann über den olympischen Boxsport, die UNIVERSUM Fight Night in Schwerin und das runde Jubiläum von Ulli Wegner…
„Unsere Mädel werden das Bestmögliche bei den WM im Mai geben …“
Herr Schiemann, das Box-Jahr 2012 ist noch relativ jung. Wie beurteilen Sie das internationale Kräfteverhältnis im Frauen-Boxen rund vier Monate vor Olympia und kurz vor den WM?
Andy Schiemann: Der Deutsche Box-Verband tut alles dafür, damit unsere Mädel mit einer bestmöglichen Vorbereitung zur WM fahren können. Es gibt Nationen, die einen Vorsprung uns gegenüber haben, aber ich hoffe auf mindestens eine Qualifikation für die Olympischen Spiele 2012.
In M-V ist Frauen-Boxen auch im Trend. Wie ist hier die Lage?
Andy Schiemann: Es gibt viele Verein in MV, in denen Frauen trainieren. Auch die Erfolge, die wir im Jahr 2011 vorweisen konnten, stimmen mich optimistisch. Wir haben aber sehr viele junge Mädchen mit Talent in unseren Vereinen, die noch Zeit brauchen, um große Erfolge erringen zu können.
Mit welchen Boxerinnen aus Deutschland rechnen Sie im Hinblick London 2012?
Andy Schiemann: Alle Frauen die vom Deutschen Box-Verband nominiert wurden, haben eine Chance sich bei der WM in China für die Spiele in London zu qualifizieren. Wir brauchen ebenfalls etwas Los-Glück und alle Mädel müssen bei den Welt-Titelkämpfen top-fit sein.
Zum Männer-Boxen … Welche Hoffnungen hegen Sie diesbezüglich bei Olympia – aus deutscher Sicht und MV-Sicht?
Andy Schiemann: Aus MV-Sicht werden wir leider nicht vertreten sein. Wir sind aber auf einem sehr guten Weg, um in Rio 2016 dann in mindestens einer Gewichtsklasse dabei zu sein. Mit Artem hat noch ein Sportler die Chance, der am Bundesstützpunkt in Schwerin täglich trainiert. Er muss das Qualifikationsturnier in Trabzon aber gewinnen, da in der Gewichtsklasse bis 64 Kilogramm nur noch ein Startplatz für London vergeben wird…
Am 21. April steigt die UNIVERSUM Fight Night in Schwerin. Was erwarten Sie persönlich von diesem Kampfabend?
Andy Schiemann: Ich hoffe, dass die beiden Lokal-Matadoren Jürgen Brähmer und Marcel Meyerdiercks ihre Kämpfe siegreich bestreiten können. Auf das fachkundige Publikum in Schwerin warten wieder hochklassige Kämpfe.
Eine letzte Frage zur Trainer-Legende Ulli Wegner, der ja am 26. April junge 70 wird und sowohl im Amateur- als Auch Profi-Trainer-Bereich überragende Erfolge feierte. Was zeichnet aus Ihrer Sicht den Trainer Ulli Wegner aus?
Andy Schiemann: Ich habe großen Respekt vor Ulli Wegner. Er kitzelt aus jedem seiner Sportler das Bestmögliche heraus . Er hat viele Sportler zu Weltmeistern gemacht, und das kann man nicht, wenn man nicht zu einhundert Prozent hinter der Sache steht.
Dann beste Erfolge für Sie und Ihre Boxsportlerinnen und Boxsportler!
Die Fragen stellte M. Michels