Der Frauen-Fußballsport im Blickpunkt

Nachgefragt bei Katja Kant vom Fußballverband M-V

Das Jahr 2017 bietet – auch auf Auswahl-Ebene – einige Höhepunkte. So findet vom 17.Juni bis 2.Juli, ein Jahr vor den Weltmeisterschaften im Herren-Fussball in Russland, an gleicher Stelle der Konföderationen-Cup statt. Die DFB-Mannschaft, als amtierender Weltmeister, trifft dabei in der Vorrunden-Gruppe B auf Kamerun, Chile und Australien.

Frauen-Fußball-EM 2017 in den Niederlanden

Aber nicht nur die Herren, sondern auch die fußballsportlichen Frauen haben 2017 ein bedeutendes Turnier. Vom 16.Juli bis 6.August wird in den Niederlanden die 12.Fußball-EM der Frauen seit 1984 in den Niederlanden ausgetragen.

Sechzehn Teams spielen dabei um den Titel und die deutsche Mannschaft muss in der Vorrunden-Gruppe B gegen Schweden, Italien und Russland ran. Bislang erkämpfte eine deutsche Frauen-Auswahl achtmal den EM-Titel.

Rückblick auf Olympia 2016, die WM 2015 und die EM 2013

Beim olympischen Turnier 2016 in Rio gewann die deutsche Auswahl Gold vor Schweden, Kanada und Brasilien. Vor zwei Jahren, bei den Frauen-WM 2015 in Kanada, belegte die DFB-Frauen-Mannschaft Rang vier hinter den USA, Japan und England. Und bei den vorerst letzten Frauen-EM, 2013 in Schweden, holte sich „Schwarz-Rot-Gold“ den sechsten Titel, seit 1995, hintereinander.

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft ist auch 2017 wieder  der Turnier-Favorit.

M-V mit guten Auswahl-Elite-Spielerinnen

Auch M-V-Spielerinnen waren schon an deutschen Frauen-Fußball-Erfolgen beteiligt, so zum Beispiel die gebürtige Rostockerin Jennifer Zietz, Europameisterin 2009, oder die gebürtige Neubrandenburgerin Viola Odebrecht, Weltmeisterin 2003 und Olympia-Dritte 2004.

Wie beurteilt nun jedoch Katja Kant, Vorsitzende des Frauen- und Mädchen-Ausschusses beim Landesfußballverband M-V, das frauen-fußballsportliche Geschehen 2017?!

K.Kant über die baldige Frauen-Fußball-EM, über die Entwicklung des Frauen-Fußballsportes in M-V, das diesjährige Pokal-Finale im Frauen-Fußball, aktuelle Nationalspielerinnen aus M-V und das eigene fußballsportliche „Aktiv sein“

„Die physische und psychische Einstellung der Mannschaft wird entscheidend sein…“

Frage: 2017 ist ein Jahr der Frauen-Fußball-EM. Was erwarten Sie vom deutschen Team? Wer sind die Mit-Favoritinnen auf den Titel?

Katja Kant: Als amtierender Europameister wird man natürlich als Favorit genannt, aber ich denke, dass wir uns dieses Jahr hinter Frankreich anstellen müssen. Die Leistungen unserer Frauen bei der vergangenen WM in den USA haben uns ganz klar den Abstand zu den beiden Top-Teams USA und Frankreich aufgezeigt.

Trotz souveräner Qualifikation ohne Gegentor und 35 erzielter Tore hat man es in der Gruppen-Phase bereits mit schweren Gegnern (Russland, Italien und Schweden) zu tun, die unseren Mädels einiges abverlangen werden.

Am Ende wird, wie bei jedem Turnier, aber die physische und psychische Einstellung der Mannschaft entscheidend sein. Wenn es Steffi Jones und ihrem Stab gelingt, die Mannschaft auf den Punkt fit zu bekommen, dann haben wir definitiv eine gute Chance, den Titel zu verteidigen.

Ein Weiterkommen ins Viertelfinale halte ich jedoch grundsätzlich als Minimalziel unserer Frauen.

Frage: Wie verlief das letzte Jahr für den Frauen-Fussballsport in M-V? Wie viele aktive Fussballspielerinnen/Vereine gibt es im Land?

Katja Kant: Da lediglich fünf Prozent  der Mitglieder in unserem Landesfußballverband weiblich sind, ist der Spielbetrieb sehr übersichtlich. Die Frauen bestreiten auf Landesebene den Spielbetrieb mit acht Mannschaften. Hierbei ist neu, dass wir seit dieser Saison „im Norweger Modell“ spielen. Drei der sechs Kreise bieten zudem einen Spielbetrieb auf Kleinfeld an. Hier sind insgesamt 24 Mannschaften mit circa 450 Frauen aktiv.

Die B-Juniorinnen-Verbandsliga machte einen deutlichen Sprung nach oben. In Zusammenarbeit mit den Vereinen konnte ein Spielmodell gefunden werden, dem sich 10 Mannschaften anschlossen. Im unteren Nachwuchsbereich sind die Mädchen entweder in Jungen-Mannschaften integriert oder spielen als homogene Mädchen-Mannschaft im Ligabetrieb der Jungen. Insgesamt kommt der Landesfußballverband M-V auf circa 1.300 Mädchen und Frauen.

Frage: Wer bestreitet 2017 eigentlich das Landespokalfinale? Wer sind ansonsten die stärksten Vereine im Land?

Katja Kant: Im Pokalfinale stehen sich am 25. Juni der 1. FC Neubrandenburg und der SV Hafen Rostock gegenüber. Die Hafen-Damen haben bis jetzt eine gute Saison gespielt und belegen den zweiten Platz in der Verbandsliga. Ich bin gespannt wie sie sich gegen den Regionalligisten aus Neubrandenburg schlagen werden.

Der Erstplatzierte – Rostocker FC – schied bereits im Halbfinale gegen die Vier-Tore-Städterinnen aus. Sie verfolgen in dieser Saison aber nicht nur das Ziel, den Meistertitel zu holen, sondern auch den Sprung in die Regionalliga zu schaffen. Hierfür wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei den Aufstiegsspielen!

Frage: Gibt es auch aktuelle Nationalspielerinnen (Nachwuchs/Elite) aus M-V  in den DFB-Auswahlen?

Katja Kant: Lina Jubel (1. FC Neubrandenburg) schaffte 2016 den Sprung in die U 15-Nationalmannschaft und kann auf sieben Länderspiele zurückblicken.  Zurzeit  befindet sie sich mit dem U16-Nationalteam in Italien beim Acht-Nationen-Turnier.

Letzte Frage: Sind Sie auch noch am Ball aktiv?

Katja Kant: Ja, das bin ich. Auf Kreisebene bleibe ich weiterhin dem Leder treu.

Vielen Dank, weiterhin bestes Engagement für den Frauen-Fußballsport und viel Spaß am „runden Leder“!

Marko Michels

Foto (Michels): Vor sechs Jahren begeisterten die Fußball spielen Frauen noch bei den WM 2011 in Deutschland (Impression von der damaligen Eröffnungsfeier).