Der Countdown zur Meisterschaft läuft

SSC-Team vor dem Triumph?!

Am 26.April kann – volleyballsportlich betrachtet – aus Schweriner Sicht alles „klar“ gemacht werden. Und das sollte es auch…

Nach vier Jahren titelloser Zeit haben sich die SSC-Mädel „ihre Schale“ auch verdient. In den letzten Jahren wurden sie oft unter Wert geschlagen, obwohl sie das Niveau im deutschen Frauen-Volleyballsport auch zwischen 2014 und 2017 maßgeblich mitbestimmten.

Eine klasse Truppe 2016/17

Aber in der Saison 2016/17 war alles noch einmal „besser“, „grösser“ und „attraktiver“, wofür auch ein amerikanisches Quartett, Lauren Barfield, Hannah Tapp, Ariel Gebhardt und Alexa Marie Dannemiller, sorgte.

Wie heißt es so schön: Der „Mix aus jungen, hungrigen und erfahrenen, noch immer nicht satten Spielerinnen“ stimmte anno 2016/17 beim SSC.

Eine mehr als interessante Saison

Zwischen dem Beginn der Hauptrunde in der ersten Volleyball-Bundesliga der Frauen 2016/17, am 22.Oktober 2016 auswärts beim SC Potsdam (3:0 für den SSC), und deren Ende, am 1.März 2017 zu Hause gegen Schwarz-Weiß Erfurt (3:0 für den SSC) lagen gerade einmal etwas mehr als vier Monate, Monate, in denen gejubelt, aber auch – mitunter von außen – genörgelt wurde.

Die Hauptrunde beschloss das SSC-Team klar als Erster, aber im DVV-Pokal ging der sicher geglaubte „Pott“ noch verloren. In diesem seltsamen Spiel, im DVV-Pokalfinale am 29.Januar in Mannheim. Nach einer 2:0-Führung und großer Dominanz, wurde doch noch 2:3 gegen MTV Allianz Stuttgart verloren.

Im Europapokal, im Challenge-Cup,  lief es eigentlich ebenfalls sehr gut. Das Halbfinale wurde erreicht, gegen Teams, wie OrPo Orivesi, LP Kangasala und Viteos Neuchatel Universite. Selbst das „Star-Ensemble“ von Bursa BBSK wankte gegen den SSC. 1:3 verlor der SSC gegen die türkische Mannschaft leider daheim, auswärts gewannen die SSC-Schmetterlinge sogar mit 3:2. Es reichte nicht ganz für das Finale…

Tja, die Kritiker…

Schnell waren die Kritiker nun wieder „auf der Matte“, etwa wieder eine Saison ohne Titel, ohne Pokal, dann muß die Trainerfrage gestellt werden…

Aber dieses SSC-Team blieb nicht liegen, stand auf und sah die Niederlagen gegen Stuttgart und Bursa als neue Motivation.

Dominanz in der Final-Serie

Gegen die Stuttgarterinnen präsentierte sich das SSC-Team dann auch als eine mehr als prächtige Truppe. Im ersten Spiel, daheim, ein 3:1. Im zweiten Spiel, auswärts, ebenfalls ein 3:1. Und es müssten sich schon alle „Volleyball-Göttinnen“ gegen den SSC „verschwören“, sollte die Meister-Schale 2017 nicht nach Schwerin gehen. Das Team, die Fans, ja die Sportstadt Schwerin haben sich diese Meisterschaft redlich verdient, steht doch auch 2017 ein Volleyball-Jubiläums auf der Agenda…

Blick in die Historie

Frauen-Volleyball und M-V bzw. Schwerin. Das war in der Vergangenheit immer großes Kino. Dabei hat man bisweilen den Eindruck, die Geschichte des Volleyballsportes beginnt in der Landeshauptstadt erst ab 1990… Dabei begann der Aufstieg des Schweriner Volleyballsportes bereits vor  60 Jahren, genau 1957, als die Sektionen Volleyball der BSG Empor Schwerin und der SG Einheit Schwerin-Süd dem SC Traktor Schwerin eingegliedert wurden. Im ersten Jahr als SCT  amtierte Erwin Reichelt als erster und einziger hauptamtlicher Trainer, der Unterstützung von Sektionsleiter Hardy Hübner erhielt. Untrennbar ist der Erfolg des SC Traktor Schwerin auch mit dem Meister-Trainer Gerhard Fidelak verbunden.

Schon in der DDR erfolgreich

So gewann der Vorgänger-Verein des Schweriner SC, der SC Traktor Schwerin, siebenmal die DDR-Meisterschaft (1976, 1977, 1980, 1981, 1982, 1983 und 1984). Nicht zu vergessen die Europapokal-Triumphe 1975/1978 und die EM-Siege mit Schwerin-Beteiligung 1983 und 1987.

Aber auch olympisch gab es stets gute Erfolge für Schwerinerinnen im DDR- oder gesamtdeutschen Team. In Montreal 1976 schaffte die DDR-Auswahl mit den SCT-Spielerinnen Jutta Balster, Gudrun Gärtner, Hannelore Meincke, Helga Offen, Cornelia Rickert, Karla Roffeis und Anke Westendorf einen guten sechsten Platz. Ein Sieg und vier Niederlagen waren die Ausbeute, obwohl auch die Niederlagen zumeist sehr knapp und umkämpft waren (gegen Kuba 1:3, gegen Südkorea 3:2, gegen die UdSSR 2:3, gegen Peru 3:2 und abschließend gegen Kuba 0:3).

Silber 1980

In Moskau 1980 – bei den „Boykott-Spielen“ – erreichte die DDR nach einem 3:1 gegen Kuba, 1:3 gegen die UdSSR und einem 3:2 gegen Peru das Halbfinale, bezwang dann im Halbfinale Bulgarien 3:2 und unterlag der UdSSR mit 1:3 im Endspiel. Die olympische Silbermedaille ist noch immer der größte Erfolg einer deutschen Frauen-Nationalmannschaft unter den fünf olympischen Ringen. Im damaligen DDR-Team agierten auch die SCT-Spielerinnen Andrea Heim, Karla Roffeis, Martina Schmidt und Anke Westendorf, dazu die gebürtige Neustrelitzerin Heike Lehmann vom SC Dynamo Berlin.

Vier Jahre später boykottierte der „Ostblock“, eben auch die DDR, die Spiele`84 in Los Angeles. Beim „Gegen-Turnier“, beim Turnier im Frauen-Volleyball innerhalb der so genannten „Wettkämpfe der Freundschaft“ in Warna, schaffte die DDR unter anderem mit Schwerin-Beteiligung Platz drei, vor Nordkorea und hinter Kuba und der UdSSR.

Bei Olympia zumeist gut dabei – sogar mit Rostockerinnen

Bei den letzten Spielen einer DDR-Nationalmannschaft sorgte die Volleyball-Frauen wieder für gute Resultate, wenngleich eine Medaille nicht auf der Haben-Seite war. In Seoul 1988 belegte die DDR einen hervorragenden fünften Platz, wobei die einzelnen Spiele sehr gut gestaltet wurden: gegen Südkorea 1:3, gegen Japan 3:2, gegen die UdSSR ein zu klares 0:3, gegen die USA 3:1 und gegen Brasilien 3:1. Jeweils zwei Schwerinerinnen und zwei Rostockerinnen spielten im DDR-Team, Ute Steppin und Dörte Stüdemann, heutige Techel und Leiterin des Olympiastützpunktes Schwerin, vom SCT und Kathrin Langschwager bzw. Brit Wiedemann, die gebürtigen Hanseatinnen, die für den SC Dynamo Berlin und den TSC Berlin aktiv waren.

Bei den Spielen 1996 in Atlanta (Platz acht) und 2000 in Sydney (Platz sechs) waren die gesamtdeutschen Frauen-Volleyball-Teams insgesamt gut vertreten, wobei auch die gebürtigen Schwerinerinnen Sylvia Roll und Hanka Pachale die deutsche Mannschaft bereicherten. Auch die SSC-Spielerinnen Ute Steppin und Christina Schultz waren in Atlanta dabei (Christina Schultz ebenfalls in Sydney), wie auch die zeitweisen SSC-Protagonistinnen Beatrice Dömeland und Christina Benecke in Sydney.

Und bei der letzten Olympia-Teilnahme einer deutschen Frauen-Volleyball-Nationalmannschaft, 2004 in Athen, wurde „Team Germany“ Neunter – unter anderem mit Christina Benecke und mit Olessja Kulakowa, die bis 2002 in Diensten des SSC war.

Schalen und Pokale nach 1990

Nach 1990 gab es dann zwischen 1995 bzw. 2013 zehn Meisterschaften und zwischen 2001 bzw. 2013 fünf POkal-Erfolge für den SSC.

Unvergessen auch der einzigartige Triumph der U 20-Nationalmannschaft bei den Juniorinnen-WM in Mexiko 2009 mit den SSC-Spielerinnen Berit Kauffeldt, Janine Völker und Anja Brandt, die auch zum aktuellen SSC-Team gehört, zurzeit leider verletzt ist, aber seit Jahren zu den Leistungsträgerinnen der Mannschaft gehört. Schon allein diese Tatsache sollte eine zusätzliche Ehrung bedeuten….

Ja, Frauen-Volleyball und Schwerin. Das bedeutet seit Jahrzehnten große Erfolge, große Emotionen und eine große Begeisterung.

Marko Michels

Foto (Michels): Blick in die Palmberg-Arena in Schwerin. Morgen gibt es dort bestimmt die Meisterschale 2017 für den SSC….