Der Countdown für die 15.Paralympics läuft

Nachgefragt beim Rostocker Goalball-Spieler Thomas Steiger

Der Countdown für die 15.Paralympics in Rio de Janeiro läuft. Zu den Spielen für Athletinnen und Athleten mit Handicaps vom 7.September bis 18.September werden rund 5000 Sportlerinnen bzw. Sportler aus 176 Ländern erwartet. Das russische Team wurde wegen „Staatsdopings“ ausgeschlossen, obwohl medizinisches wie auch technisches Doping im Handicap-Sport nicht nur in Russland an der Tagesordnung sind.

528 Goldmedaillen in 23 Sportarten und hohe Kosten

Es werden 528 Goldmedaillen in 23 Sportarten vergeben – auch die Paralympics bleiben wie die Olympics gigantisch. Zu gigantisch, wie nicht nur Kritiker meinen. Und sie sind auch teuer… Sind auch Teil zwei der Spiele in Rio Vergangenheit, so wird der große Kassensturz erfolgen. Schätzungen gehen davon aus, dass die Olympischen und Paralympischen Spiele 2016, einschließlich Sicherheitsmaßnahmen und Folgekosten für die Sportstätten, rund 50 Milliarden Dollar kosten werden, sich also in Sotschi-Dimensionen bewegen!

Und das in einem Land, das von einer schweren wirtschaftlichen und sozialen Krise gebeutelt ist…

Die Sportlerinnen und Sportler können letztendlich aber nichts dafür, wenn politische Maßstäbe bei der Vergabe der Spiele ausschlaggebend sind.

Auch ökonomische Faktoren spielen natürlich eine Hauptrolle. Bei der Vergabe der Spiele an Rio 2009 war allerdings die „wirtschaftliche Welt“ in Brasilien – zumindest oberflächlich – noch in Ordnung. Sieben Jahre später sieht es dort ökonomisch suboptimal aus.

Zum Sportlichen…

Aus Mecklenburg-Vorpommern werden – nach dem Ausschluss der russischen Sportlerinnen und Sportler – insgesamt 17 Athletinnen und Athleten dabei sein:

– im Judo Ramona bzw. Carmen Brussig (beide PSV Schwerin)

– im Radsport Stefan Nimke (Pilot, PSV Schwerin) bzw. Kai Kruse (Schweriner SC)

– im Goalball Reno Tiede, Thomas Steiger bzw. Christian Friebel (Rostocker Goalball-Club)

– im Rollstuhl-Fechten Simone Briese-Baetke und Balwinder Cheema  (alle TuS Makkabi Rostock)

– in der Leichtathletik Jana Schmidt (1.LAV Rostock) bzw. Lindy Ave (HSG Uni Greifswald)

– im Schwimmen Denise Grahl (Hanse SV Rostock).

Dazu kommen noch die gebürtige Greifswalderin Verena Schott (Schwimmen, für Berlin startend),  der gebürtige Schweriner Torben Schmidtke (Schwimmen, für Potsdam startend), die gebürtige Ueckermünderin Marianne Buggenhagen (Leichtathletik, für Berlin startend), die gebürtige Pasewalkerin Martina Willing (Leichtathletik, für Cottbus startend) und die gebürtige Schwerinerin Vanessa Low (Leichtathletik, für Leverkusen startend).

M.M. befragte noch kurz vor dem Start der 15.Paralympics in Rio de Janeiro den Rostocker Goalball-Spieler Thomas Steiger, Jahrgang 1996

T.Steiger über die kommenden Paralympics und seine Vorbereitung dazu

„Für mich geht ein Lebenstraum in Erfüllung…“

Frage: Herr Steiger, Sie wurden nun auch für die 15.Paralympics nominiert. Herzlichen Glückwunsch dazu! Welche Bedeutung hat die Teilnahme an den Paralympics für Sie persönlich?

Thomas Steiger: Bei den Paralympics zu starten, ist großartig und mein sportliches Ziel! Es ist für mich eine große Ehre, bei den Paralympics dabei sein zu dürfen. Für mich geht ein Lebenstraum in Erfüllung.

Frage: Welche sportlichen Hürden und Meisterschaften hatten Sie auf dem Weg nach Rio zu meistern? Wie verlief die Vorbereitung?

Thomas Steiger: Es begann alles mit der Europameisterschaft 2013 in der Türkei, anschließend ging es auf verschiedene kleine Freundschaftsturniere in verschiedenen Ländern.

Im Jahr 2013 war ich noch  bei der Jugend-Weltmeisterschaft in der USA im deutschen Team. Folgend startete ich 2015 bei den Weltspielen in Südkorea und zwei Monate später bei der Europameisterschaft in Litauen. Im Juli 2015 wurde ich dann Jugend-Weltmeister in der USA!

Die Vorbereitung läuft bereits seit einem Jahr. Diese ist zwar sehr anstrengend, aber es lohnt sich auf jeden Fall! Man hat nicht jedes Jahr beziehungsweise nicht jedesmal die Möglichkeit, zu den Paralympics zu fahren.

Frage: Welche Erwartungen haben Sie an Rio? Welches sind Ihre sportlichen Ziele?

Thomas Steiger: Mein Ziel ist es, in Rio eine Medaille zu gewinnen. Es ist ja Quatsch nach Rio  zu reisen, um im Viertelfinale auszuscheiden! Deswegen habe ich mir als Ziel eine Medaille gesetzt.

Frage: Sie trainieren ja auch in Rostock. Wie sind die dortigen Bedingungen aus Ihrer Sicht?

Thomas Steiger: Die sportlichen Bedingungen sind in Rostock gut gegeben!

Letzte Frage: Was ist für Sie letztendlich das Faszinierende am Goalball?

Thomas Steiger: Ich liebe Goalball, da es eine dynamische und spannende Mannschaftssportart ist.

Vielen Dank, erfolgreiche und erlebnisreiche Tage in Rio und maximale Erfolge für das deutsche Goalball-Team!

Zur Anmerkung – Goalball in der paralympischen Historie

Seit den Paralympics 1976 in Toronto ist Goalball im Programm der Paralympischen Spiele. Seinerzeit gab es nur ein Turnier für Herren, das Österreich vor Westdeutschland und Dänemark gewann.

Bei den Paralympics 1984 in New York bekamen dann auch die Frauen ihr Goalball-Turnier, das die USA vor Kanada und Dänemark für sich entschieden. In Atlanta 1996 triumphierten ebenfalls die deutschen Goalballspielerinnen. Natalie Ball aus Greifswald, die 2004 in Athen im paralympischen Schwimmen noch dreimal Silber sowie einmal Bronze erkämpft hatte, nahm 2008 in Peking am Goalball-Turnier mit dem deutschen Frauen-Team teil. Es siegten jedoch bei den Frauen die USA und bei den Herren China. Bei den vorerst letzten Paralympics 2012 in London errangen Japan (Frauen) und Finnland (Herren) die paralympischen Goldmedaillen im Goalball.

Marko Michels