Der Boxsport beim PSV Rostock

Neue Ziele und Ambitionen der Box-Abteilung des PSV Rostock

Rostock und der Boxsport. Das hat seit Jahrzehnten auch eine Erfolgstradition. So wurde der gebürtige Rostocker Andreas Tews, der für den SC Traktor Schwerin/Schweriner SC startete, 1988 Olympia-Zweiter im Fliegengewicht und 1992 gar Olympiasieger im Federgewicht. Der ebenfalls gebürtige Rostocker Jan Quast, der nach der Wende für Bayer Leverkusen boxte, schaffte 1992 Olympia-Bronze im Halbfliegengewicht. Und Sabine Felser, unter anderem „World Games“-Siegerin 2005 im Ju Jutsu, war zudem auch eine talentierte Boxerin, erkämpfte 2010 bei den Deutschen Frauen-Meisterschaften Bronze.

Doch: Wie ist es um den Rostocker Boxsport anno 2017 bestellt?!

Nachgefragt bei Thomas Milster und Clemens Busse vom PSV Rostock

T.Milster und C.Busse über boxsportlich Vergangenes und Kommendes

„Bereit für kommende Aufgaben…“

Frage: Nicht nur Schwerin, mit dem SC Traktor, dann Schweriner SC und nun BC Traktor, hat eine grosse boxsportliche Tradition. Ähnliches gilt für Rostock. Wie verlief die Entwicklung in der boxsportlichen Abteilung des PSV Rostock 2016/17?

Thomas Milster/Clemens Busse: Nach einer längeren Durststrecke ist es uns gelungen, die Abteilung Boxen wiederzubeleben. Seit 2015 erleben wir einen regelrechten Mitgliederzustrom. Von damals 41 Mitgliedern sind wir heute (Stand 01.01.2017) bei circa 243 Mitgliedern. Dieses ist vor allem unserem engagierten Trainerteam (Axel Hein, Susann Köpke, Wieland Wittmüß, Hekmat Shbib, Andreas Thämlitz und Marco Morales) zu verdanken.

Neben dem normalen Vereinsbetrieb ist es uns gelungen Kooperationen mit sieben Rostocker Schulen und der Universität Rostock aufzubauen. So ist unser Vereinsbild hauptsächlich durch Kinder und Studenten geprägt. Unsere Trainingsgruppen sind dabei sehr vielfältig. Bei uns trainieren Männer und Frauen, junge und alte Leute und Menschen mit und ohne Migrationshintergrund gemeinsam. Jeder kann etwas von den anderen lernen.

Frage: Welche Ambitionen und Perspektiven hat der Boxsport-Standort Rostock?

Thomas Milster/Clemens Busse: Rostock ist mit seinen wirtschaftlichen Voraussetzungen für viele Sportarten ein Top-Standort. Dazu liegt es für das Flächenland M-V auch recht zentral. Besonders die Jungen und Mädchen von der Küste wollen sich beweisen und für ihren Erfolg hart arbeiten. Beste Voraussetzung für einen erfolgreichen Boxsportler. Wir arbeiten seit dem letzten Jahr eng mit dem Olympiastützpunkt Rostock zusammen, welcher uns trainingswissenschaftlich und leistungsdiagnostisch unterstützt.

Unser Ziel ist es, in Rostock einen Stützpunkt aufzubauen, um zielstrebige Talente zu fördern und diese zu entwickeln. Mit den Sportschulen CJD und der Heinrich-Schütz-Schule haben wir auch hier tolle Möglichkeiten.

Frage: Wie ist eigentlich der Zuspruch der jungen Talente zur Box-Abteilung des PSV Rostock?

Thomas Milster/Clemens Busse: Durch unser vielfältiges Engagement an Schulen und sozialen Einrichtungen erreichen wir viele junge Leute. Aus dieser breiten Masse können wir talentierte Mädchen und Jungen individuell fördern und eine kontinuierliche Leistungssteigerung ermöglichen.

So haben wir mit Ramsan Amkhadov (14 Jahre), Florian Krickow (13 Jahre), Alex Stips (12 Jahre) und Mathis Melde (12 Jahre) einige der talentiertesten Nachwuchsboxer Deutschlands in unserem Verein. Unser Ziel ist es, durch spezielle Förderung, in jeder Altersklasse drei bis vier Nachwuchsboxer zu der Deutschen Meisterschaft zu bringen und dort vordere Plätze zu belegen.

Frage: Gibt es beim PSV Rostock eigentlich auch ambitionierte Boxerinnen?

Thomas Milster/Clemens Busse: Das Frauen-Boxen hat in Rostock aus unserer Sicht noch Nachhole Bedarf. Die jungen Mädchen in unserem Verein trainieren hauptsächlich für ihre Fitness und dem Spaß am Sport. Auch werden sie durch die Schule zeitlich sehr limitiert, was den nötigen erhöhten Trainingsaufwand sehr erschwert.

Nichtsdestotrotz haben wir zurzeit fünf mutige Mädchen, die sich bei den nächsten Wettkämpfen mit anderen Mädchen messen wollen. Mit unseren Erwachsenen Frauen Sabrina Wollmann (20 Jahre), Selma Spiller (21 Jahre), Ramona Liebscher (20 Jahre) und Johanna Fischer (21 Jahre) haben wir weitere talentierte Frauen in unseren Reihen. Trotz ihrer noch jungen Boxkarriere stehen alle vier Boxerinnen im Finale der Landesmeisterschaft und sind bereit für kommende Aufgaben.

Letzte Frage: 2017 gibt es ja die Box-WM der Herren in Hamburg. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Boxsportes in Deutschland – bei den Herren wie Damen?

Thomas Milster/Clemens Busse: Die Entwicklung des Boxsportes in Deutschland ist differenziert zu betrachten. Mit dem Gewinn der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio konnte Artem Haratyunyan den Boxsport vor einer möglichen Misere bewahren. Die vielen jungen Talente in Deutschland werden durch den Verband sehr gut unterstützt. Jedoch werden diese tollen Sportler von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen.

Umso schöner ist es, dass diese bei der WM in Hamburg die Möglichkeit haben sich zu präsentieren. Durch die verstärkte Förderung der Jugend ist es in naher Zukunft möglich, dass wir in Deutschland noch mehr internationale Medaillen gewinnen können und die Sportart Boxen so noch präsenter in den Medien und den Köpfen der Menschen wird.

Vielen Dank, weiterhin bestes boxsportliches Engagement und maximale Erfolge!

Marko Michels