Den Wintersport im Blick

Aika Klein über Kurzbahn-Eisschnelllauf, Olympia und ihren Abschied vom Leistungssport

Kaum ist die eine Wintersport-Saison zu Ende, beginnt auch schon die nächste. Während noch im Februar/März die Winter-Olympioniken und Winter-Paralympioniken um die Medaillen in Vancouver und in Whistler wetteiferten, beginnt Ende Oktober in vielen winterlichen Sportarten bereits die Weltcup-Saison 2010/11.

Doch noch immer wirken die großen Erfolge der Winterspiele 2010, auch aus deutschem Blickwinkel, nach. Das alpine Gold-Duell zwischen Maria Riesch und Lindsey Vonn endete 2:1 für die Garmisch-Partenkirchenerin, Viktoria Rebensburg beeindruckte im Riesenslalom, Magdalena Neuner avancierte zum „goldenen Snegurotschka“ im Biathlon, die Eisschnellläuferinnen um Anni Friesinger sorgten im Teamsprint für Furore, Andrea Lange triumphierte im Zweier-Bob, Claudia Nystad sowie Evi Sachenbachen sorgten im Skilanglauf für unvergessliche Glücksmomente und die Rodler um Felix Loch sowie Tatjana Hüfner zeigten sich ebenfalls von ihrer besten Seite.

Stark waren dann auch die Paralympionikinnen und Paralympioniken: Verena Bentele „schürfte“ sensationelle fünf Goldmedaillen, Gerd Schönenfelder und Martin Braxenthaler wurden ihrer Favoritenrolle gerecht.

Aber auch MV war in Vancouver und in Whistler vertreten. Der gebürtige Greifswalder Robin Szolkowy holte mit Eiskunstlauf-Partnerin Aljona Sawtschenko Bronze bei den Paaren und Aika Klein vom ESV Turbine Rostock, Jahrgang 1982, setzte im Short Track olympische Akzente.

Doch wie geht es der Rostockerin mehr als ein halbes Jahr nach Olympia? Was macht sie beruflich? Welche Ziele hat sie?

Nachgefragt bei der Hanseatin

„Ich richte den Blick nach vorn!“

Die Olympischen und Paralympischen Winterspiele in Vancouver und in Whistler liegen ein halbes Jahr hinter uns. Deutsche, amerikanische, kanadische, norwegische, koreanische, schwedische oder chinesische Olympioniken jubelten über ihre Erfolge auf Eis und im Schnee. Sie waren ebenfalls nicht nur dabei, sondern im maßgeblichen sportiven Geschehen auf dem Short-Track-Eis-Oval.

Frage: Nach den Winterspielen traten Sie vom aktiven Leistungssport zurück. Wie sieht nun Ihr Leben ohne Short Track aus?

 Aika Klein - nach Olympia ist vor neuen HerausforderungenAika Klein: Also mein Leben geht auch ohne Hochleistungssport sehr abwechslungsreich weiter. Ich bin ja noch Studentin der Wirtschaftswissenschaften, aber bin schon auf der „Schlussrunde“. Es sind noch eine Seminararbeit und die Diplomarbeit zu schreiben und dann kann ich in das Berufsleben starten. In den letzten Monaten hatte ich ebenfalls ein Praktikum bei der Telekom in Berlin absolviert, was ebenfalls Bestandteil meiner Studien war.

Ganz ohne Short Track geht es bei mir allerdings auch nicht. Ich bin ja wieder in Dresden und trainierte mit der deutschen Nationalmannschaft ein wenig mit.

Frage: Sie traten eher still und leise zurück, an den WM im März konnten Sie verletzungsbedingt nicht teilnehmen. Gab es beim ESV Turbine Rostock zumindest einen kleinen Empfang?

Aika Klein: Nach Vancouver verletzte ich mich ja leider, so dass der offizielle Abschiedswettkampf, dafür waren ja die WM vorgesehen, fehlt. Ich hätte gern noch einmal mein Können bei den Welttitelkämpfen 2010 unter Beweis gestellt, noch einmal versucht anzugreifen und fühlte mich auch in sehr guter Form. Leider verhinderte die Verletzung diesen abschließenden Wettkampf. Dann begann auch das Praktikum in Berlin und ich war auch in der Folgezeit nur gelegentlich in Rostock. Aber man muß ja auch nicht immer mit „Pauken und Trompeten“ zurücktreten …

Frage: Rostock ohne Short Track – ein NO GO. Aber Short Track ohne Aika Klein – ist ein ähnliches NO GO. Haben Sie dem Kurzbahn-Eisschnelllauf wirklich endgültig „Adios“ gesagt ?

Aika Klein: Ich hatte mir gesagt: „Aika nach Saison-Ende fällst Du Deine Entscheidungen – weiter machen oder nicht weiter machen!“ Die Perspektiven, die mir der Verband bot und die ich auch persönlich hatte, waren dann nicht so, wie ich sie mir vorstellte. Letztendlich wird es ja Neustrukturierungen geben, die Trainerfrage ist noch nicht endgültig geklärt, da denke ich, dass mein Entschluß zum Rücktritt im März richtig war. Man soll ja bekanntlich die Party verlassen, wenn sie auf dem Höhepunkt ist.

Nun steht die Diplomarbeit an erster Stelle. Ganz vom Short Track lassen, kann die Hanseatin aber auch nicht!Ich hatte gerade herrliche Winterspiele erleben dürfen, da fielt mir meine Entscheidung auch nicht mehr so schwer. Außerdem kann ich – sofern ich gefragt werde und es meine Zeit erlaubt – auch den jungen Short Trackerinnen gern mit Rat und Tat zur Seite stehen, denn ich habe ja nun einmal langjährige Short Track-Erfahrungen. Gerade für den Nachwuchsbereich bringe ich mich gern ein.

Frage: Wie ist zurzeit Ihre Gemütslage? Hegen Sie noch „lebendige Erinnerungen“ an Olympia 2010?

Aika Klein: Für mich sind die Winterspiele eigentlich schon ganz weit weg. Ich sitze nun nicht im Zimmer und blicke seufzend bzw. wehmütig auf die olympischen Entscheidungen zurück. Da musste ich den Blick schon wieder nach vorn richten – auf meine Studien, auf mein Praktikum. Sicherlich, wenn ich bei großen Wettbewerben vor Ort bin und den einen oder anderen Aktiven aus meiner Wettkampfzeit begegne, wird es vielleicht schon mal wieder „kribbeln“. Aber letztendlich geht es um meine berufliche Zukunft und die wird nicht auf dem Short Track-Eis liegen.

Frage: Und: Wann sind Sie mal wieder in der Mecklenburger Heimat?

Die wintersportliche Weltcup-Saison beginnt ab Ende Oktober, speziell im Eisschnelllaufen im Dezember.Aika Klein: Ich war erst kürzlich für einige Tage bei meiner Familie in Rostock und schaute auch in der Eishalle an der Schillingallee vorbei. Dort gab es dann das eine und andere Gespräch mit den anwesenden Trainern, so auch mit Karin Schmidt. Ansonsten bin ich schon regelmäßig an der Ostseeküste.

Letzte Frage: Zwischen Mai bis Oktober 2010 finden und fanden Großereignissen „nonstop“ in den Sommersportarten, so die WM in den Kampfsportarten, die Badminton-WM in Paris mit den starken asiatischen Teams, die Tischtennis-WM in Moskau, die Rad-WM (Straße) in Melbourne mit dem Rostocker Andrea Greipel, die Kanu-WM in Poznan mit Olympiasieger Martin Hollstein (SCN), die Leichtathletik-EM in Barcelona mit Ralf Bartels (SCN), die Olympischen Jugendsportspiele in Singapur, die Schwimm-EM in Budapest, die WM im Reiten in Kentucky mit den ambitionierten deutschen Teilnehmern, die Turn-WM in Rotterdam mit Fabian Hambüchen oder die Ruder-WM mit z.B. Marie-Louise Dräger aus Rostock.

Verfolgen Sie das Sportgeschehen – auch jenseits vom Short Track? – Wie halten Sie sich außerhalb der Eishalle fit?

Aika Klein: Ich interessiere mich natürlich auch für das Sportgeschehen jenseits der Short Track-Wettkämpfe. Gerade als Mecklenburgerin fiebert man mit den Landsleuten ganz gleich in welcher Sportart mit. Natürlich kann man nicht alles intensiv und detailliert verfolgen, aber es gibt ja TV, Internet oder die Tagespresse.

Ich habe relativ viel von den Leichtathletik-EM in Barcelona und jetzt gerade von den Straßen-WM mitbekommen. Tja, was mache ich selbst noch aktiv?! Ich widme mich dem Krafttraining und spiele Fußball. Ich treibe aber keinen Sport, nur um überhaupt Sport treiben zu können, sondern um meinen Körper fit zu halten. Gerade im beruflichen Büro-Alltag merkt man irgendwann, dass die Bewegung fehlt – allein der Blick auf die Waage reicht. Aber keine Angst … Ich werde eine sportliche Frau bleiben!

Dann für den Studienabschluss und für die bleibende Sportivität alles erdenklich Gute!

Marko Michels

Beginn der Weltcup-Saison 2010/11 in den verschiedenen Wintersportarten (Auswahl):

Doppel-Olympiasiegerin Maria Riesch - hier in Wittenburg - wird sich bei der WM in GAP ein großes Duell mit US-Girl Lindsey Vonn liefern.Alpiner Skisport: am 22. Oktober 2010 in Sölden / Skilanglauf: 20. November 2010 in Gällivare / Biathlon: am 1. Dezember 2010 in Östersund / Skispringen: am 22. November 2010 in Kuusamo / Nordische Kombination: am 26. November 2010 in Kuusamo / Bobsport: am 23. November 2010 in Whistler / Rennrodeln: am 27. November 2010 in Innsbruck-Igls / – Eisschnelllaufen: am 12. Dezember 2010 in Heerenveen / Kurzbahn-Eisschnelllaufen: am 22. Oktober 2010 in Montreal / Eiskunstlaufen / Grand Prix-Saison 2010/11: am 22. Oktober 2010 in Nagoya

Fotos:
1. u. 2. Foto: Detlef Nuelken
3. u. 4. Foto: Marko Michels